Eine Frau mittleren Alters feiert im Familienkreis ihre zweite Hochzeit, als die Tochter, eine, engagierte Aktivistin, die Nachricht liest, dass 33 Immigranten in einem Laster umgekommen sind. Unter ihnen ein fünfjähriges Kind, das zusammengekauert, in einer Ecke ohne Luft geblieben ist. „Was hat das mit uns zu tun?“ fragt sich die Braut. Doch die Nachricht ist nur der Trigger. Zoran, der Bräutigam, der die Familienfirma gerettet hatte und von allen gefeiert wird, hat im Krieg im ehemaligen Jugoslawien – dessen Phantom noch über die Menschen schwebt – lustvoll gemordet und nichts hat sich an ihm geändert. Skrupellos handelt er auch jetzt, als er Gewinn macht, indem er Menschenhändlern, die Immigranten nach Europa bringen, Laster verkauft. Die Familienmitglieder entpuppen sich fast alle als schuldig an irgendwelchen Vergehen und schmutzigen Geschäften. Eine marode Gesellschaft.
Mit Árpád Schillings „Pansion Eden“ („Pension Eden“) wurde am Sonntagabend das Doppelfestival FEST-FDR (Festival der europäischen Theaterkunst und Festival der rumänischen Dramatik) eröffnet. Der international gefeierte ungarische Regisseur, der sich mit seinen Aufführungen auch stark politisch engagiert und in seinem Land als Kritiker des Orban-Regimes gezeigt hat, hat mit „Pension Eden“ am Jugendtheater in Zagreb ZKM aktuelle Themen der kroatischen Gesellschaft verarbeitet und ist sogar in dem Text von einer wahren Begebenheit ausgegangen.
Am selben Abend wurde auch die Premiere des Festivals aufgeführt: „Sunt o babă comunistă“ („Ich bin eine kommunistische Alte“) nach Dan Ungureanus gefeiertem Roman in der Regie von Antonella Cornici. Die Vorstellung ist eine Produktion des Nationaltheaters Temeswar, in der Hauptrolle ist Claudia Ieremia zu sehen. Somit ist gleich am ersten Abend und gleich doppelt – so wie es zu einem Doppelfestival wie FEST-FDR passt – das Theater als Spiegel der Gesellschaft und als starke Botschaft auf die Bühne gekommen.
Wie Ada Hausvater, die Intendantin des hiesigen Theaters, das das Doppelfestival organisiert, in der Eröffnung erwähnte, ist die diesjährige Auflage im Hinblick auf die 30 Jahre seit der Revolution aufgebaut worden. Bei den Aufführungen geht es um Freiheit, um Revolutionen, um Änderungen, auf gesellschaftlicher, aber auch auf privater Ebene. Das Doppelfestival, das finanziell vom Kulturministerium (die FESTKomponente) und von der Stadt Temeswar (FDR) getragen wird, geht bis am Montag, dem 11. November weiter.