Nördlich der Karpaten wünscht man sich „Spor la lucru“, „Erfolg in der Arbeit“, „Mehrung durch Arbeit“. Südlich der Karpaten „Servici usor“, eine „leichte, sorgenfreie Arbeit“, einen „leichten Dienst“. Im (Unter-)Bewusstsein der Nation sind das Banat und Siebenbürgen charakterisiert durch Ernsthaftigkeit, (Arbeits)Disziplin, Höflichkeit und Eleganz im Umgang. Für Süd- und (teilweise) Ostrumänien stehen „Mititschismen“ (von „Mitica, dem Spottnamen der Bukarester, hinter dem alles steckt, was zu seinen Gunsten und zu Ungunsten anderer gdreht wird), ordinäre Balkanismen (Flüche, Lügen, Vertragsbruch, Hinters-Ohr-Hauen, Spucken, sich vor der Arbeit Drücken).
Was sich Ponta in diesem Wahlkampf auf die Fahne geschrieben hat, das „Einigen“, hat er im genauen Gegenteil erreicht: indem er die südrumänischen „Techniken“ der Verleumdung, der primitiven Lüge, des offensichtlich nicht zu haltenden Versprechens, der Rüpelhaftigkeit, des ewig gekrümmten Rückgrats und des primitivsten Nationalismus anwandte, hat er Rumänien gespalten: in einem Teil nördlich und westlich der Karpaten, der durch seine Stimmabgabe für Johannis hofft, einem anderen, größeren Rumänien etwas von seiner Disziplin, Achtung vor der Arbeit, Ehrlichkeit und Vertragstreue zu vermitteln, und einem südlichen und östlichen Teil, der PSD-Rot für Ponta stimmte und damit die Chance verpasste, sich ans Zivilisationseuropa anzunähern. Jede Stimme für Ponta war eine Stimme für den Balkan, für Byzanz, für den roten Osten, für das Mittelalter.
So radikal gespalten und so schicksalhaft war noch keine Wahl in Rumänien – auch wenn es „bloß“ um das Präsidialamt geht, nur formell das wichtigste Amt im Staat. Die Demos in Siebenbürgen und im Banat – Sonntag war Klausenburg an der Spitze der sich gegen die drohende Balkanisierung durch Ponta Wehrenden – haben einmal mehr gezeigt, wie sehr dieses Land zerreißt zwischen Zivilisation und Gegenzivilisation. Siebenbürgen und das Banat sind die schmierige Gängelung durch Bukarest satt – prompt dreht die die Ponta-Partei das um als „Abspalttendenz“ in der Art der Szekler Siebenbürgens, angeführt von Iohannis. Dabei sieht Bukarest Siebenbürgen und das Banat als „Diaspora“ an – haben beide Teile, die Auslandsrumänen und der Teil nördlich der Karpaten doch mehrheitlich gegen Ponta gestimmt. Das Demokratie ohne Moral und Ethik nicht existieren kann, sind Ponta, Dragnea und Konsorten unfähig zu kapieren.
Siebenbürger und Banater empfinden es als ehrrührig, Almosen zu kriegen. Was man hat, kriegt man durch Arbeit. Banater Bettler forden Arbeit, nie Almosen. Südrumänen jammern: „Der Staat hilft uns nicht!“ Es ist kein Zufall, dass die größten PSD-Barone in den ärmsten Verwaltungskreisen leben. Im Banat sagt man, „Sa fie mai bine!“, „Es werde besser!“, in Südrumänien heißt es: „Mai rau sa nu fie“, „Noch schlechter soll´s nicht werden!“
Also sollte am Sonntag auch Süd- und Ostrumänien Klaus Werner Iohannis wählen. Damit es nicht noch schlechter werde.