Die Dichterin Christel Ungar wagt viel und setzt alles auf eine Karte: In einer Zeit, regiert von exakten Informationen und Worten, da die Lyrik im Besonderen ein von einem kleinen und immer kleineren Leserkreis rezipiertes Stück Literatur darstellt, schreibt sie Liebesgedichte. Und auf ihre Fahne noch die Worte „Zurück zur Subjektivität“.
Christel Ungar, geboren 1966 in Hermannstadt, eher bekannt als Journalistin und Chefredakteurin der deutschen Sendung von TVR, hat sich zudem schon einen Namen als Lyrikerin („Wenn wir jetzt“ oder „Blau so blau“) wie auch als Jazzsängerin gemacht.
Nora Iuga, die Grand-Dame der rumänischen Gegenwartsliteratur, spricht in ihrem Vorwort zu Christel Ungars neuem, zweisprachigen Gedichtbändchen- für die rumänische Fassung der 31 Gedichte zeichnet Beatrice Ungar- in einem feinfühligen Exkurs über die Poesie und den Dichter, von dem primären Instinkt des Dichters ausschließlich Liebesgedichte zu schreiben. Sie bricht dabei nicht nur eine Lanze für die Dichterin sondern auch für die althergebrachte Lyrik und deren Sageweise. „Liebe und Poesie haben eine gemeinsame Wurzel“, meint Iuga, „und ich bin sicher, dass die Dichter unsere ersten Lehrer in Sachen Poesie und Liebe zugleich gewesen sind.“
In der Welt dieser Liebesgedichte, in denen es, nach Willen der Autorin, obsessiv um ihre eigenen starken Gefühle und geheimsten Gedanken geht, ist auch die Polarität eine besondere, geheimnisvolle. Es ist gar keine Flucht vor der Realität, der Gesellschaft, unserer Zeit, wie man glauben könnte, denn hier führen kaum Blicke nach außen. Die Welt erscheint nicht mal mehr als Gegenpol, einzige Pole sind der Geliebte und die Liebe selbst.
Wie jenseits von Zeit und Raum klingen folgende Verse von Christel Ungar herüber: Ich halte/an dem Gedanken/fest/dass/ derselbe Glockenschlag auch dich hat aufschrecken lassen.“(Ruf).
Der zeitgeschichtliche Rahmen wird völlig ausgeklammert, ersetzt durch eine Intimsphäre intimster, subjektiver Gefühle und Gedanken.
„...ich bin dein/weil du/mein Kreuz bist.“ heißt es in dem Gedicht „Kreuzweg“. Und mit derart Versen im Flüsterton geht die Dichterin auf einer Gratwanderung, gefährlich und hautnah am Kitsch vorbei, kann man sagen.
Und doch werden etliche Gedichte wieder auf die einfachste Art auf den Weg der Poesie gebracht. Durch den Glücksanspruch, den Hunger nach Romantik und ihre starke Sehnsucht, So in dem Kurzgedicht „Vergesslich“ mit dem schönen Bild der Liebe, die ungeahnt zwischen Apfelbäumen und Trauerweiden erblüht.