Die Europäische Kommission hat die Fördermittel aus dem Programm zur Entwicklung der Personalwirtschaft (POSDRU) für Rumänien gesperrt. Der zuständigen Abteilung der Regierung wird Missmanagement vorgeworfen. Ein fragwürdiges Auswahlverfahren bei Projekten und mangelhafte Kontrollen seien der Grund. Das Problem besteht schon seit Februar, eine Lösung scheint nicht in Sicht. Nun läuft 190 Organisationen und Unternehmen die Zeit weg. Ohne die Gelder droht für viele die Schließung. Auch die gemeinnützige Hilfsorganisation Pentru Voi steckt aufgrund der nicht ausgezahlten POSDRU-Fördermittel in eine finanzielle Sackgasse.
Die Regierung schuldet der Stiftung für ein im Juni abgeschlossenes Projekt (die Banater Zeitung berichtete) Restbeträge in Höhe von 220.000 Euro. Die erforderlichen Anträge stellte Pentru Voi bereits im Mai und Juli. Innerhalb von 45 Tagen hätte das Geld überwiesen werden müssen. Dafür sind die europäischen Mittel weiterhin gesperrt. „Ich finde es persönlich ungerecht, dass man für die Fehler, die andere begangen haben, bestraft wird“, findet Laila Onu, Leiterin der Stiftung. Betroffen sind besonders die Nutznießer: 183 geistig behinderte Personen werden täglich in den Tageseinrichtungen und Sozialwohnungen der Stiftung verpflegt. Davon arbeiten 20 als Reinigungskräfte oder Küchenhelfer, wodurch sie ihre Familien finanziell unterstützen können. „Wir können unsere Aktivität nicht einfach einstellen“, so Onu.
Für die Betriebskosten kommt die Stadt auf. Auch hier wird das Geld immer knapper. In den letzten fünf Jahren wurden aufgrund der Wirtschaftskrise Einsparungen vorgenommen. Sämtliche Investitionskosten trägt die Hilfsorganisation durch Projekte selbst. Die Errichtung eines Neubaus im Stadtteil Freidorf durch POSDRU (15 Prozent des Gesamtbetrags wurde investiert) hat zur aktuellen Schuldenlage geführt. Bis Ende des Jahres hält sich die Stiftung über Wasser.
Auch Premierminister Victor Ponta hätte versichert, dass sich bis dann das Problem auf Regierungsebene lösen werde. Es stehen allerdings noch Regierungswahlen bevor.
Als Krisenmaßnahme hat die Stiftungsleitung Gehälter gekürzt und ein vor 15 Jahren erworbenes Grundstück zum Verkauf ausgestellt. Es würde sich um den Therapiegarten der Organisation handeln, der aus Spenden eines deutschen Rotary Clubs erworben wurde. Die Nutznießer sind momentan von den Maßnahmen nicht betroffen, sollte Pentru Voi das notwendige Geld nicht erhalten um die Schulden zu begleichen, wird man gezwungen sein Einsparungen auch im Dienstleistungssektor vorzunehmen. „Nach so vielen Jahren kann man eine Hilfsorganisation wie diese nicht einfach schließen“, meint die besorgte Mutter eines Nutznießers. „Was gut gemacht wird, sollte bleiben. Die die den eigentlichen Fehler begangen haben, sollten zahlen.“
Pentru Voi ist die einzige Hilfseinrichtung für geistig behinderte Erwachsene in Temeswar. Den eigentlichen Bedarf kann die Stiftung kaum decken. Durch das POSDRU-Projekt hat sich Pentru Voi dafür eingesetzt, dass geistig behinderte Personen auf dem Arbeitsmarkt integriert werden. Dadurch sollten Betreuende eine Chance erhalten, auf eigenen Beinen zu stehen. Ganz ohne einen Betreuer ist es für die meisten unmöglich. Schon mehrmals wurden geistig eingeschränkte Personen von Mitmenschen skrupellos ausgenutzt. Solle Pentru Voi vor der Schließung stehen, verlieren Familien die einzige Stütze, die sie noch haben.