Temeswar - Nicht alle Temeswarer sind von der Stadtmodernisierung und vor allem von Neubauvierteln mit Villen und mehrstöckigen Hochbauten begeistert: So protestierten Bewohner des Randviertels Rote Tscharda (Urseni-Straße) kürzlich im Rahmen einer öffentlichen Debatte im Rathaus vehement gegen den geplanten Bau eines Villenviertels in dieser Zone. Es handelt sich um eine Gesamtfläche von 25 Hektar, die in den 50ger Jahren widerrechtlich enteignet, Jahrzehnte lang vom städtischen Gartenbauunternehmen "Horticola" als Baumschule genutzt wurde, die jedoch nach 15jährigem Prozessieren wieder in den Besitz der rechtmässigen 30 Eigentümer gelangt ist. Das Bauprojekt sieht nun die Errichtung eines neuen Wohnviertels mit Villen und zweistöckigen Wohnbauten mit höchstens sechs Appartements vor. Schön und gut, doch die Bewohner des ruhigen Randviertels, ausschließlich mit Häusern und Hausgärten wie auf dem Lande, stemmen sich trotzdem gegen diese offensichtliche Verstädtlichung ihres Viertels. Die Einheimischen betrachten diese Zone mehrheitlich als nötige Grünzone, man möchte hier keinen Stadtlärm und Stadtverkehr, keine Luftverschmutzung, keine Hochbauten haben, die die kleinen Häusern des Viertels ersticken würden. Man macht sich auch berechtigte Sorgen darüber, dass die derzeitige veraltete und stets Probleme schaffende Kanalisation und Wasserleitung und alles andere in der Zone nicht mit einem zusätzlichen Neubauviertel fertig werden würde.
Laut Architekt Radu Radoslav, der für die Bauentwürfe zuständig ist, wäre diese widerrechtlich vom kommunistischen Regime enteignete Zone nie eine richtige Grünzone gewesen. Dessenungeachtet wird das Grün laut den Bauplänen auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen, da zehn Prozent für Grünflächen, 10 Prozent für Sportstätten und zwei Prozent für Schule, Kindergarten und Handelseinheiten vorgesehen sind. Laut Gesetz 50 sollen die neuen Bauten maximal Parterre und einen Stock bzw. eine Höhe von 12 Metern haben. Es wären also keinerlei mehrstöckige Hochbauten vorgesehen.
Ruhe gibt es in den Reihen der Bewohner dieses Viertels jedoch auch nicht nach dieser öffentlichen Diskussion. Ein Teil der Bewohner der Roten Tscharda will überhaupt keine Neubauten im Viertel haben. Die Bürger haben es andernorts in der Stadt oft miterlebt, dass die Baupläne unterwegs abgeändert und aus den anfänglich angekündigten Normalbauten letztlich zehnstöckige Hochbauten wurden.
Umstritten ist auch ein zweites großes Bauprojekt in der Begastadt: Bega Invest AG Temeswar plant mit seinem Bauausführer, Arad Management GmbH (im Besitz des millionenschweren Unternehmers Alexandru Bercea), im Temeswarer Tipografilor-Viertel, in der Zone der Straßen Titan-Baader die Errichtung eines modernen Bauensembles mit mehreren Neubauten von vier bis zu 15 Stockwerken, mit Grünflächen, Handelseinheiten usw. Die Baufläche von 29.500 Quadratmetern ist Eigentum der Bega Invest AG. Das Projekt wurde kürzlich in der Sitzung des Temeswarer Stadtrats genehmigt, obwohl es auch in diesem Fall Kritiken von etlichen Seiten, vor allem von den Bewohnern dieses Viertels, wegen den geplanten Hochbauten gab.