Staub, Schmutz und ausgehobene Haufen von Erde und Pflastersteinen empfangen Passanten am Domplatz in Temeswar/Timisoara. Als eine Dauerbaustelle kann man die gesamte Temeswarer Innenstadt beschreiben und der Domplatz macht da keine Ausnahme. Seit einem Jahr stockt jedoch hier die Sanierung. Kein einziger Stein wurde in dieser Zeit auf diesem Areal von der Stelle bewegt und Temeswarer trauern ihrem Lieblingsort nach. Eines steht jedoch fest: Der Domplatz soll wiederbelebt werden.
Diesen Gedanken bewegten auch Olga Török, Schauspielerin am Deutschen Staatstheater Temeswar, eine besondere Performance ins Leben zu rufen. Eine einzigartige Fotografieausstellung - wobei der Domplatz mit seinen Steinhaufen und Säcken, Erdmengen und Grabungen in Fotografiepapier umgewandelt werden soll. „Der Platz darf jetzt wegen den Bauarbeiten nicht einfach leer und verlassen da bleiben, sondern man kann ihn künstlerisch beleben“, sagt Olga Török. Die Idee wurde von der Leitung des Deutschen Kulturzentrums Temeswar mit Begeisterung aufgenommen. „Wir laufen jeden Tag an der Baustelle vorbei und verachten den Platz. Wichtig war für uns, das Alltägliche mit Kunst zu kombinieren und das betrifft alle Bewohner der Stadt“, sagt Alina Baciu, Leiterin des Temeswarer Deutschen Kulturzentrums.
Und gerade diese künstlerische Wiederbelebung des Domplatzes lässt zahlreiche Temeswarer an diesem Abend ins Kunstmuseum ziehen. Umsonst schütteln die Besucher ihre Schuhe heftig am Eingang im Treppenhaus, um das Haus nicht zu verschmutzen. Staub und Schmutz begleitet ihre Schritte bis hoch in den Barocksaal. Doch all das wird gleich wieder vergessen, als die Lichter gelöscht werden und der Raum sich in ein kurioses Umfeld umwandelt. Man hat plötzlich den Eindruck, man öffnet eine Tür, die vom Barocksaal des Temeswarer Kunstmuseums direkt inmitten eines Waldes führt. Man spürt die Frische der Natur, man fühlt das Wasser mit den Zehenspitzen und man hat den Eindruck, als könne man sogar die Blätter unter den Füßen knistern hören.
Die foto-video-Performance „Reconstruction with Art“ hat Künste zusammengebracht und lässt sie in einen Dialog kommen. Die rumänischen Künstler Andreea Chiru, Alex Halka und Olga Török zusammen mit dem deutschen Videokünstler Kiritan Flux verknüpfen Fotografie, Musik, Videokunst und Schauspiel und lassen den Besucher gemischte Gefühle erleben. Eigentlich waren die Fotografien, die von Andreea Chiru mit Olga Török als Model geschossen wurden, für eine Fotografieausstellung gedacht. „Als ich die Fotos sah, dachte ich mir: Die Bilder dürfen nicht nur einfach an der Wand hängen. Sie sollen lebendig werden“, erklärt Olga Tötök die Idee hinter der fotografischen Performance.
Und was im Barocksaal zu sehen ist, soll auch den Gefühlen des Zuschauers freien Lauf lassen. „Die Besucher sollten es auch nicht banal erklärt bekommen, was da zu sehen ist. Sie sollten einfach den Raum betreten, sich im Saal frei bewegen, von jeder Ecke und jedem Winkel aus die Projektion anschauen und den Domplatz durch das Fernster des Barocksaals beobachten“, schließt die Schauspielerin Olga Török.