Dass die guten Beziehungen zwischen Ungarn und Rumänien der Schlüssel zur Stabilität in der Region sind, damit waren – ausnahmsweise - alle einverstanden. Seit dem Auftritt von Jobbik-Chef Vóna und der grobschlächtigen Reaktion darauf von Rumäniens Staatschef Traian Băsescu, scheint an diesem Gleichklang ernsthaft gerüttelt worden zu sein. Hinzu kommt, dass ein glaubhafter Intellektueller Rumäniens, der Philosoph und Verleger Gabriel Liiceanu, sich etwa zeitgleich bemüßigt fühlte, Băsescu überaus zu loben und ihm einen festen Platz in der Geschichte Rumäniens zuzulecken. Dies im Kontext, wo sich durch den Fall des Obersten a.D. Alexandru Vişinescu der Hohn über die Verurteilung des Kommunismus zeigte, die Băsescu seinerzeit so viele Punkte vor der rumänischen Intellektualität einbrachte, dass er glaubte, sich problemlos über den Volks-Willen bezüglich seinen Verbleib im Amt im Sommer 2012 per apodiktischem Bescheid des ihm hörigen Obersten Gerichts hinwegsetzen zu können.
Seit dem Nato- und dem EU-Beitritt Rumäniens und Ungarns und den ihnen vorangegangenen Grundlagenverträgen – ohne die es beides nicht gegeben hätte (Zuckerbrot und Peitsche wirkt immer noch!) – gaukelte man uns Burgfrieden zwischen Rumänien und Ungarn vor.
Victor Orbán wurde rumänischerseits in Ruhe gelassen, er selber hatte sich auf Generalprobleme der Ungarn dies- und jenseits seiner Grenzen eingeschossen und aufs Hadern mit den Pariser Vorstadtverträgen von 1918-1920, Băsescu, als Politikersorte eine Art Geistesbruder von Orbán, erstarrte erst unter dem Schock des Faststurzes vom vergangenen Sommer und war dann mit dem Krieg gegen seine Schöpfung, die PDL, voll ausgelastet und mit der Suche nach Lösungen für seine künftige politische Binnen- und/oder Auslands-Karriere, wenn sein Mandat 2014 endet. Der Vollblutpolitiker und Machtmensch Băsescu warf in allerlei Gewässern seine Köder aus, ohne sich festzulegen.
Auch das Problem mit Ungarn, das ihm der Ultra-Rechtsextremist Vóna in den Schoß warf, ist nur ein vorübergehender Aufmerksamkeitsfang, denn keiner wird so naiv sein und glauben, dass ein Politiker vom Băsescu-Typ faktisch das tun wird, was er mit spontaner Grobschlächtigkeit gedroht hat: die Führungsrolle in der Zähmung der die Grenzen ihres Nationalismus ausreizenden Ungarn zu übernehmen. Dafür klingt in den Hinterköpfen rumänischer Politiker aller Couleur viel zu sehr der von Ceauşescu sorgsam gepflegte eigene Nationalismus nach, der sie nicht glaubhaft sein läßt.
Was Rumänien in den 23 Jahren seit der Wende vermieden hat, ein Konflikt mit dem stolzgeblähten Nachbarn - Băsescu hat es nun angedroht und läßt ihn mit Wohlwollen schwelen – man denke an die Reaktionen des als verkappter Nationalist bekannten Verteidigungsministers Duşa.
Nun kommt es auf die Reißfestigkeit der rumänisch-ungarischen Beziehungen an, die immer dann gefährdet ist, wenn Politikergespenste auf Stimmenfang gehen. Man darf auf konkrete Reaktionen des Ungarmverbands UDMR gespannt sein.