Albert (7) schaut sich den kleinen Plüschball an, hantiert ihn in seinen kleinen Händen, schüttelt ihn, hämmert ihn dann gegen den Parkettboden und mimt ein Rühren, ehe er dann den Ball fallen lässt und sich wieder den anderen im Kreis anschließt. Die Schauspielerin Olga Török (28) rätselt zusammen mit den Kindern, was der kleine Junge mit den Wuschelhaaren nachahmen wollte. Ihre Schwester Silvia (26) weiß es sofort. Noch schneller kommt ein kleines Mädchen drauf. „Es ist ein Ei“, schreit sie stolz in die Runde und Silvia nickt zustimmend.
Der Fantasie werden in Olga und Silvia Töröks Theaterkurs für Kinder keine Schranken gesetzt. Seit sechs Wochen arbeiten die erfahrenen Schauspielerinnen mit zwölf Jungen und Mädchen zwischen sechs und elf Jahren. Es werden gemeinsam Reaktions- und Konzentrationsspiele gespielt, es werden Geschichten erfunden über Hunde, die zu Löwen werden, und am Ende sollen die Kleinen auch wie die Großen auf einer Bühne stehen und schauspielern.
Doch die beiden schüren keine falschen Hoffnungen: Sie suchen nicht den nächsten Macaulay Culkin oder die nächste Dakota Fanning. Stattdessen nimmt sich der Theaterkurs vor, das Empfindungsvermögen, die Fantasie und die Kreativität für das Ausdrucksvermögen des Kindes zu entwickeln. Durch Theater sollen die Kinder Deutsch üben und lernen, wie man miteinander sozialisiert. Es geht darum, Spielregeln zu befolgen, Toleranz gegenüber anderen Kindern zu entwickeln, zu lernen, wie man gemeinsam Entscheidungen trifft und was die Vorbereitung einer Theatervorstellung überhaupt voraussetzt, nämlich viel Geduld, Konzentration, Willenskraft und Durchhaltevermögen.
Trotzdem kommen Eltern nach den eineinhalbstündigen Kursen zu Olga oder Silvia und fragen nach dem Fortschritt ihrer Kinder. Da müssen sie aufbauend sein, aber auch immer wieder darauf beharren, dass es nicht darum geht, Leistung zu erbringen, denn dafür sind die Kinder sowieso noch zu jung.
Theaterkurs war Eigeninitiative
Olga Török hat schon öfters mit Kindern zusammengearbeitet und Gefallen daran gefunden. Doch es war erst eine Mutter, die ihr die Idee gab, sie solle ihre Leidenschaft mit dem Praktischen verbinden und auch einen Kurs anbieten. Daraufhin wandte sich Olga an ihre Schwester Silvia, um dann gemeinsam das Projekt dem Deutschen Kulturzentrum Temeswar zu unterbreiten. Prompt fanden sich auch Interessenten. Von den ursprünglich sieben Kursteilnehmern, die geplant waren, ist die Gruppe auf zwölf gewachsen. „Wir wollten eigentlich mit weniger als zehn Kindern arbeiten“, so Silvia. „Doch die Nachfrage war so groß, dass wir uns dann bereit erklärten, mehrere aufzunehmen.“
Einige Kinder wollten nach dem ersten Kurs nicht mehr kommen, die neu entstandenen leeren Plätze wurden dann schnell gefüllt. Mit mehreren Kindern könnten die beiden Schauspielerinnen kaum arbeiten. „Man muss viel Geduld aufbringen und ständig darauf achten, dass die Kinder aufmerksam sind“, so Olga. „Sie können sehr leicht abgelenkt werden und wenn es für sie langweilig wird, dann kann man mit ihnen nicht mehr viel anfangen.“
Bis im Frühjahr dauert der Theaterkurs der beiden Schwestern. Am Ende soll eine Vorstellung produziert werden. Die Geschichte dazu liefern die Kinder selbst. Schon jetzt wird fleißig daran geübt, Geschichten gemeinsam in der Gruppe zu erzählen. Es gehört zu den Lieblingsaktivitäten der Kinder. Doch nichts schlägt das Konzentrations- und Reaktionsspiel „Hepp“. Es ist und bleibt der unangefochtene Favorit der Kleinen.