Schikanen am Arbeitsplatz – nun eine Lösung

Ein Jahr seit der Eröffnung des Temeswarer Anti-Mobbing-Zentrums

Beleidigungen, regelmäßige Schikanen, soziale Isolation oder harsche Kritik an der Arbeit lassen schon seit Jahren Leute verschiedenen Alters ein hartes Leben am Arbeitsplatz führen. Für all das gibt es einen Begriff: „Mobbing“ heißt es international und viele leiden darunter. Wenige trauen sich jedoch etwas dagegen zu unternehmen. Die meisten der Betroffenen haben gar keine Ahnung, dass sie etwas dagegen unternehmen können. Seit einem Jahr gibt es in Temeswar/Timişoara eine Stelle, an die sich Betroffene in solchen Fällen wenden können. Das zweite Anti-Mobbing-Zentrum landesweit wurde hier eröffnet.

Das Zentrum in der Letea-Straße Nr. 46 wurde vom Verein für die Förderung der Frau in Rumänien (APFR) ins Leben gerufen. Hier können Betroffene mit Fachleuten diskutieren und sich mit Themen wie Chancengleichheit und Gleichberechtigung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt, Diskriminierung und psychische Belästigung am Arbeitsplatz  auseinandersetzen. Das Zentrum setzt sich für die Vorbeugung von Mobbing an der Arbeitsstelle ein und wendet sich vor allem an Frauen. Das Anti-Mobbing-Zentrum in Temeswar ist das zweite in Rumänien - nach einer solchen Einrichtung in Bukarest - und bietet all denen, die regelmäßig gemobbt wurden oder werden, psychologische Betreuung, juristische Beratung und Karriereberatung.

Etwa zwanzig Bürger haben bereits über psychologische Beratung im Temeswarer Anti-Mobbing-Zentrum verfügt. „Je nachdem, wie man es betrachtet, kann man sagen, dass diese Anzahl gering ist oder hoch. Wenn man bedenkt, dass es sich viele noch nicht trauen, Hilfe zu beantragen und dass der Begrif `Mobbing` noch ziemlich unbekannt ist, dann muss ich zugeben, dass die Anzahl von Leuten, denen wir bisher geholfen haben, zufriedenstellend ist. Dies ist ein sehr verbreitetes Phänomen, doch viele haben Angst, dass wenn sie zugeben, was ihnen passiert, sie ihren Job verlieren würden“, sagt der APFR-Geschäftsführer, Vasile Moldovan.

Die Mehrheit der Betroffenen, die innerhalb des Zentrums betreut und beraten werden, ist gebildet aus Frauen und kommt aus dem öffentlichen Sektor, darauf folgt der private Sektor und auch aus dem Bereich der NGOs. Auch zwei Männer haben Hilfe im Anti-Mobbing-Zentrum beantragt. „Man muss verstehen, dass das Mobben schwerwiegende Folgen  hat. Wenn zum Beispiel eine Person innerhalb von sechs Monaten regelmäßig schikaniert wird, kann dies im schlimmsten Fall sogar Auslöser für akute und chronische Krankheiten sein“, erklärt Psychologe Vasile Moldovan.

APFR hat sich in diesem Jahr vorgenommen den Begriff Mobbing unter Angestellten und Arbeitgebern bekannt zu machen und möchte in diesem Sommer die Temeswarer Gewerkschaften ansprechen. „Wir bieten kostenloses Training für die jeweiligen Institutionen. Viele betrachten das Phänomen als einfaches `hänseln`, doch die Leute müssen verstehen, dass dies kein Kinderspiel ist, sondern wirklich ein ernstes Problem“, sagt der APFR-Leiter. Somit wird Beratung im Bereich des Verhaltensmanagements angeboten, aber auch ein Kurs gehalten, um das Mobben zu erkennen, zu verstehen, zu verhindern oder zu beenden. Solche Kurse bestehen aus vier Trainingssessionen. Bis jetzt wurde dieses Training in einem einzigen Unternehmen angenommen und angeboten.

Das Projekt wird in November dieses Jahres beendet – die Angestellten des Vereins für die Förderung der Frau in Rumänien möchten aber weiterhin freiwillig ihre Dienste anbieten. Das Projekt zur Eröffnung des Zentrums startete 2011. Die Einweihung fand Ende Mai des vergangenen Jahres statt.

Der Begriff Mobbing kommt vom Englischen „to mob“ und bedeutet „anpöbeln, angreifen, bedrängen, über jemanden herfallen“ und steht im engeren Sinn für Psychoterror am Arbeitsplatz mit dem Ziel, Betroffenen den Alltag zu erschweren, bis hin zum Hinausekeln aus dem Unternehmen. Mobbing gibt es nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Schule oder Sportverein und sogar im Internet. Es bedeutet andere Menschen ständig, wiederholt oder regelmäßig zu schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen.

Wer Unterstützung in diesem Bereich braucht kann sich dem Temeswarer Anti-Mobbing-Zentrum zuwenden: www.apfr.ro oder unter der Telefonnummer 0256/293183.