Übervater Băsescu ließe sich in der Republik Moldau gern zum Staatsbürger machen. Behauptet er. Die Blumenbrücke würde so für den tränenrührigen Großvater Rumäniens zur zweiten Heimat. Wer weiß, vielleicht will er Rumäniens östliche Nachbarn mit Alleinherrschaft mittels Geheimdiensten beglücken. Wenn er 2014 aus Cotroceni endlich gehen muss.
Premierminister Victor Viorel Ponta bemüht sich auffallend pragmatisch um die selbe Annäherung zur Republik Moldau, seit er aus den Medien vom Wunschtraum seines Lieblingsgegners erfahren hat. Er fuhr zur Einweihung der Bauarbeiten an der Erdgaspipeline Jassy/Iaşi – Ungheni, mit der, großspurig wie immer, Rumänien das Erdgasmonopol von Gazprom über Moldawien brechen will, indem Moldawien an ein europäisches Verbundnetz angeschlossen wird. Romgaz und ÖMV Petrom sollen auf den Erdgasmarkt Moldawiens Zugriff bekommen. Ob die kleine und bitterarme Agrarrepublik zwischen Pruth und Dnestr das Gas auch zahlen wird?
Eher wohl nicht, wenn man die Beispiele der 1990er Jahre vor Augen hat, als Rumänien Strom ins östliche Nachbarland lieferte und am Ende vollmundig trompetete, dass man dies als „brüderliche Hilfeleistung“ getan habe.
Doch damals war die Lage etwas anders.
Dies- und jenseits des Pruth träumte man laut und international von einer „Vereinigung“ Moldawiens mit dem „Mutterland“, „kämpfte“ gegen den übermächtigen Einfluss des russischen Bären – aber das war seit 1774, dem Frieden von Kutschuk-Kajnargi, kaum jemals anders – baute „Blumenbrücken“ über den Pruth, händigte ungehemmt den Bürgern der Republik Moldau rumänische Pässe aus und machte sie zu Doppelstaats-Bürgern (erst die EU stoppte die ganz bewusste Unterwanderung ihrer Grenzziehungen und machte da einen kleinen und nicht ganz feinen Unterschied zur Behandlung eines anderen Staats, der mittels Pässen und Wahlberechtigung Grenzen zermampfte – Ungarn - während seit der Staatsgründung von Kroatien zu Beginn der 1990er Jahre niemand sich an dessen Praktiken der doppelten Staatsbürgerschaft stieß).
Aber, unabhängig dieser Praktiken, Rumänien weiß im Falle der Gasleitung die Europäische Kommission hinter sich und Energiekommissar Günther Öttinger schnitt brav das Inauguralband mit durch, das die Baustelleneröffnung symbolisierte. Nicht zuletzt ist diese Baustelle – mal abgesehen von den Grenzübergängen zwischen den beiden Ländern – auch die faktische Anerkennung der Republik Moldau durch Rumänien als eigenständiges Land und ein Schritt weiter in Richtung Annäherung Moldawiens an die EU.
Implizite musste Rumänien zur Kenntnis nehmen, was die Umfragen in Moldawien seit Jahren belegen: die Zahl der Anhänger einer EU-Annäherung (+50 Prozent) ist in Moldawien viel größer als die Zahl der „Vereinigungsanhänger“ (5 bis 15 Prozent). Moldawien steht nahe am Freihandels- und Assoziierungsvertrag mit der EU, näher als zum von Moskau erträumten und erbastelten Nachfolgebund der GUS. Ponta scheint sich einmal mehr als geschmeidiger erwiesen zu haben als der klobige und byzantinisch-schlaue Präsident Băsescu.