Wie sagt man so schön: Den Berg bringt man am besten zum Propheten. JazzTM, das erste Jazzfestivals Temeswars, hat sich darum bemüht und einen großen Erfolg verbucht: Tausende Bürger nahmen freiwillig oder unfreiwillig an dem Musikfest teil. Und dieses flog nicht nur große internationale Namen ein, sondern schaffte es auch den Otto-Normalbürger anzusprechen, der mit Jazz nichts am Hut hat. Dabei wurde anfangs gebangt: Zu den täglichen Auftaktkonzerten ab 19 Uhr gesellten sich eher weniger als mehr Zuschauer. In der Regel spielten dann rumänische Gruppen, die sich allerdings hinter den großen Stars des Festivals nicht verstecken mussten.
Erst später am Abend, gegen 21 Uhr, wurde der Opernplatz voll. Sängern wie Kurt Elling oder Macy Gray konnten selbst die Unerfahrensten nicht widerstehen. Und diese internationalen Jazzgrößen verstanden es auch das Publikum so richtig anzuheizen. Doch wirklich beeindruckend waren Gruppen wie Manu Delago Handmade oder Hidden Orchestra. Ersteres spielte nicht unbedingt das, was man unter Jazz versteht. Doch die eklektische Musik aus der Feder des Österreichers Manu Delago war dennoch eine Sensation, derer sich sonst nur die Besucher des Plai-Festivals erfreuen durften. Hätte man JazzTM am gleichen Ort, wie das schon zur Tradition avancierte Musikfest veranstaltet, nämlich im Jagdwald, hätten wahrscheinlich die wenigsten Bekanntschaft mit dem „Hang“ geschlossen – dem Musikinstrument des neuen Jahrtausend, auf dem sich Delago zum Meister empor übt. Das von zwei Bernern entwickelte Instrument sucht noch seinen musikalischen Meister. Mit über vier Millionen Klicks auf Youtube scheint Delago dieser Meister zu sein. Internationale Stars wie die isländische Sängerin Björk haben schon mehrmals den aus Innsbruck stammenden Musiker für sein bisheriges Schaffen gelobt. Doch das Herz des Publikums stahl die Sängerin Isa Kurz: Ohne ihre Stimme wären die Songs von Manu Delago Handmade wahrscheinlich nur halb so gut.
Und dabei waren Delago und seine Truppe nur eine Aufwärmübung für den eigentlichen Star des Abends. Am Samstag sang zum ersten Mal in Rumänien der Grammy-Gewinner Kurt Elling zusammen mit seiner Band. Und es war als hätte der ehemalige US-Präsident Richard Nixon die Bühne bestiegen, um mit der Stimme Frank Sinatras Jazz zu singen, so wie es die Amerikaner können. Gesungen wurden unter anderem Lieder von seinem jüngsten Album „1619 Broadway - The Brill Building Project“. Darin widmet sich der aus Chicago gebürtige Sänger einem berühmten Bürogebäude am Broadway 1619 in New York City, wo in den 1960er Jahren insgesamt 165 Musikverlage unter einem Dach vereinigt waren. Dort entstand somit die Musik einer Generation. Musik, die auch Elling und seine Generation beeinflusst hat.
Den krönenden Abschluss des ersten Jazzfestivals der Stadt Temeswar bildete das Konzert des David Murray Infinity Quartetts zusammen mit der R&B-Ikone Macy Gray. Die Sängerin spielte nicht nur dem Publikum vor, sie spannte es auch mit ein. Dadurch wurde es ein interaktiver Abend, den so schnell niemand vergessen dürfte. Das betrifft sowohl diejenigen Besucher, die das Festival freiwillig besucht haben und 50 Lei für ein Festivalticket bezahlt haben, als auch die Unfreiwilligen, die Passanten, die im Vorbeigehen kurz stehen geblieben sind, um zuzuhören, ganz ahnungslos darüber, dass sie Teil von Temeswars Geschichte geworden sind. Somit kann die zweite Auflage des JazzTM Festivals kommen. Allerdings wird auf seinen Schultern viel ruhen.