Sie ziehn sich an, wie sie wollen

 

„Kleider machen Leute“, das gilt in hohem Maße auch heute.

Wenn der Präsident von Rumänien im weißen Trikot mit dem Apfel drauf, der ans grüne Blättchen der Tourismusministerin Elena Udrea erinnert, und mit dem Aufdruck „PMP“ auf einer Wahlkampfveranstaltung seiner eigenen Kopfgeburt erscheint, zu deren Verwirklichung er willige Handlanger à la Udrea benutzt, dann kann muss von einem schweren Verfassungsbruch gesprochen werden. Dass dieser Präsident die Verfassungsvorgaben für das Präsidialamt und die Präsidentenwürde absolut beliebig, aber situationsbedingt und zu seinen Gunsten zurechtschustert, das haben wir schon oft erlebt (Hut ab, Frau Nora Iuga, vor Ihrer unpolitisch-hochpolitischen Abrechnung mit diesem begnadeten, aber absolut skrupellosen Politiker!). Aber dass er uns jetzt auch noch – und ohne mit der Wimper zu zucken – weismachen will, dass er, wie jeder andere Mensch, sich kleiden kann, wie es ihm grad passt (verfassungsmäßig wird definiert, dass der Präsident über den Parteien steht) auch mit den Symbolen einer Partei, die gerade im Wahlkampf steht, das ist glatt gefängnisreif. So grobschlächtig hat selbst in Rumänien noch kein Politiker das Grundgesetz mit Füßen getreten. Man müsste, andersrum, geradezu beeindruckt sein von so viel Kaltschnäuzigkeit!

Ansonsten ist dieser Wahlkampf für die Europawahl am 25. Mai eigentlich alltagsgeprägt: als stinknormale Schlammschlacht zwischen dem „zutiefst korrupten, feigen und lügnerischen Premierminister“ und dem „mafiösen, verfassungsbrüchigen“ Präsidenten – damit sind ihre gegenseitigen Lieblingstitulierungen genannt. Dass dieser Präsident mit keinem anderen Politiker auskommt, außer dieser ist ein Nickehündchen fürs Auto wie Emil Boc (man denke an die Dauerfehden zwischen dem, gegenüber Ponta, viel eleganteren und sprachgewandteren Calin Popescu-Tariceanu und Traian Basescu) – das ist jedermensch bekannt. Und dass der selbstverliebte Abschreiber Victor Viorel Ponta, immer die stärkste Partei hinter sich wissend und auf den Schutz ihrer „Barone“ bedacht, seine Gossenspontaneität ausspielt und damit in den Skandalmedien den hinter Gittern befindlichen Gigi Becali erfolgreich ersetzt, auch daran gewöhnt man sich allmählich.

Aber wenn der eine sich Gummistiefel überstreift und sich im Schlauchboot durch knietiefes Überschwemmungswasser vermeintlich wahlkampftauglich ziehen lässt (Schröder stolzierte immerhin gockelhaft über die Elbdämme) und der andere im blütenweißen Apfeltrikot auf die im Fallschirm von Himmel fallende Elena Udrea wartet, und beide sagen dann noch, es wäre doch ihr gutes Recht, sich anzuziehen wie sie wollen, dann kann man nur noch in den Spiegel schauen und sich fragen: wer ist jetzt da der Blödmann?

Dass die Verdummungstaktik Basescus wirkt und dass das postkommunistische PSD-Wählervolk im Kern stabil ist, bezeugen die Umfragen. Aber eine Minimalbildung ist diesem Wählervolk abzusprechen.