Temeswar - „Er hat die Grundlagen des Kinderschutzes festgelegt und das Fehlen von Spezialisten frühzeitig erkannt. Ein Mangel mit dem sich der Kinderschutz damals, Anfang der 90er-Jahre, konfrontierte“, so Rodica Negrea, Leiterin des Temescher Kinderschutzamtes beim siebten Memorial zum Gedächtnis an den verstorbenen Hubertus Gollnick, der sich jahrelang für die Straßen- und Waisenkinder in Temeswar/Timişoara einsetzte.
Seine Projekte und Förderaktionen werden seit Jahren von seiner Frau Mechtild Gollnick weitergeführt. „Mein Mann ist im Oktober 1990 zum ersten Mal nach Temeswar gekommen und hat sich in die Stadt verliebt“, so Mechtild Gollnick. Daher wird jedes Jahr Anfang Oktober ein Spielfest veranstaltet, das an die Wohltätigkeitsaktionen von Hubertus Gollnick erinnern soll. Über 100 Kinder aus den Temeswarer Kinderheimen nehmen jährlich daran teil. Sport-, Malerei- sowie verschiedene Kunstworkshops werden im Rahmen des Festes organisiert. Dieses Jahr fand die Veranstaltung am 7. Oktober statt.
Hubertus Gollnick kam 1990 nach Temeswar und gründete hier – im Auftrag der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf – den Fachschulverbund für Kinderkrankenpflege und Heilpädagogik „Sancta Maria Hilfe“. Hier wurden Sozialarbeiter und Spezialisten ausgebildet, die professionell mit Kindern aus den Kinderheimen arbeiten konnten. Auf Grund seiner Berufserfahrung im pädagogischen Bereich trug er viel zur Entwicklung neuer Standards bei der Ausbildung der Erzieher und Heilpädagogen in Rumänien bei. Zugleich hat Hubertus Gollnick auch das Konzept der „betreuten Wohnungen“ eingeführt. „Es geht um Wohnungen für Jugendliche ab 18 Jahren, die die Kinderheime verlassen mussten“, erklärt Rodica Negrea.
Gleichzeitig koordinierte Gollnick die Hilfsaktionen des Temeswarer Vereins „Hilfe für Rumänien“ und wurde später zum Rumänienvertreter des Nachfolgevereins „Hilfe für Kinder“. 1993 wurde er mit dem Landesorden des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet und 1996 zum Ehrenbürger der Stadt Temeswar ernannt. In den sieben Zentren bzw. Heimen, die unter der Obhut des Temescher Kinderschutzamtes stehen, leben derzeit 400 Kinder, knapp die Hälfte der Anzahl von 1990. „Es wurde effizienter gearbeitet, es gibt jetzt auch mehr Spezialisten. Dazu hat auch Hubertus Gollnick beigetragen“, schließt Rodica Negrea.