Die schwowische Weltsproch
Ein kleines Mädchen aus Bukarest, dessen Eltern aus Bakowa stammten, aber zu Hause in der Familie in der Hauptstadt nur Hochdeutsch sprachen, war zehnjährig, während der Sommerferien zum ersten Mal zu ihren Verwandten nach Bakowa gekommen. Da erlernte es recht schnell die dortige Mundart. Bevor das Mädchen nach Bukarest zurückfuhr, hat man ihm aufgetragen, seinen Eltern zu berichten, sie habe in den Ferienauf dem Lande, eine neue Sprache, die „schwowische Weltsproch“, erlernt.
Herrisch
Die Kinder des Dorfes begegneten früher gewöhnlich erst in der Schule der Schriftsprache, Hörten sie sie schon vorher gelegentlich von Städtern, so hieß es: Diese Leute sprechen eben “herrisch“. Und, wie Kinder schon sind, haben sie das auch gerne nachgeahmt. Wissend, dass sich viele Vokale des „Herrischen“ von der Mundart unterscheiden, kam es zu folgendem Zwiegespräch:
„Ich hab heint Quitschenbrat gefriehstickt, und du?“
„Ich hab Spack un Breet gess“.
Deutsche Sprache, schwere Sprache!
Ein wohlhabender Bakowaer Bauer hatte einen ungarischen Knecht. Der bemühte sich sehr, die deutsche Sprache recht schnell zu erlernen. So kam es zu folgender Begebenheit: Der Bauer händigte ihm ein Säckel Mehl mit dem Auftrag aus, dieses zur Mühle zu tragen und das Mehl für Gries einzutauschen. Auf dem Weg zur Mühle begegnete der Knecht einem Bekannten, der ihn fragte: “Na, Janosch, wo gehst du denn hin?“
„Ich geh in der Mühle“, antwortete Janosch eifrig. Darauf der Andere: „Janosch, nicht in der, sondern in die Mühle“. „Gut“, berichtigte der gelehrige Knecht: „Ich geh in die Mühle! “Nach erledigtem Auftrag wurde Janosch auf dem Heimweg von einem anderen Dorfbewohner gefragt, wo er denn gewesen ist. Darauf antwortete er freilich schnell: “Ich war in die Mühle“. „Ei, ei, Janosch, wann lernst du endlich mal Deutsch? Man sagt doch nicht, ich war in die Mühle, sondern, ich war in der Mühle!“ Janosch stutzte ungläubig und sagte: „Jetzt verstehe ich nichts mehr, wenn ich hingeh, ists die Mühle, und wenn ich heimgeh, ist es der Mühle. A Teremtette! Deutsche Sprach, schwere Sprach!“ rief er aus und ging nachdenklich seines Weges.
Aus Andreas Vincze, Monographie der Banater Heckengemeinde Bakowa, HOG Bakowa München 2003