Die Stadt Temeswar plant, das mehrstöckige Bancpost-Gebäude im Stadtzentrum anzukaufen. Es kann ohne weiteres als ein außergewöhnliches Vorhaben der Temeswarer Kommunalverwaltung betrachtet werden: Die Stadtverwaltung, die nach der Wende zahlreiche seiner Immobilien durch die Rückerstattung aber auch durch einen höchst zweideutigen Verkauf etlicher Gebäude und Wohnungen in den letzten zwei Jahrezehnten verloren hat, hat es sich bisher bei der Anschaffung neuer Immobilien in den letzten Jahren sehr schwer gemacht. Der Bancpost-Sitz, Mihai-Eminescu- Straße 2 A, gibt jedoch ein modernes, zweckdienliches Bürogebäude von drei Stock und Mansarde, mit insgesamt 3377 Quadratmeter Nutzfläche auf einem Gelände von 850 Quadratmetern, in der Stadtmitte, in nächster Nähe des Rathauses ab.
In dem 1998 errichteten Gebäude befindet sich schon seit einiger Zeit das städtische Steueramt in Untermiete. Im August 2015 plante die Stadtverwaltung vorerst, mit Bancpost einen fünfjährigen Mietvertrag für weitere nötigen Büroräume am 3. und 4. Stock, zirka 925 Quadratmeter Fläche, abzuschließen. Hier sollten die restlichen Beamten vom Steueramt aber auch Beamten anderer Stadtdirektionen wie die Direktion für Städtebau und die Technische Direktion einziehen. Laut der Vertragsverhandlungen sollte die Stadt monatlich zirka 5000 Euro Miete, eine Jahresmiete von 60.000 Euro, demnach für fünf Jahre insgesamt 300.000 Euro bezahlen. Im Rahmen der Verhandlungen kamen jedoch neue Pläne aufs Tapet: Der Kommunalverwaltung erschien es als vorteilhafter, das gesamte Gebäude anzukaufen. Die Bancpost-Leitung kündigte ihrerseits an, dass man nach Vertragsabschluss Büroräume von insgesamt 500 Quadratmetern von der Stadt mieten möchte.
Laut City-Manager Sorin Drăgoi wurde der Verkaufswert des Gebäudes samt Gelände auf 2,9 Millionen Euro geschätzt. Die Stadtverwaltung wird jedoch vor einem Endbeschluss des Temeswarer Stadtrates eine neue Wertschätzung des Bancpost-Sitzes beantragen.
Laut Vizebürgermeister Dan Diaconu sei es eigentlich höchste Zeit für dieses Vorhaben: "Die Temeswarer Stadtverwaltung hat diese neuen, modernen Büroräume dringend nötig. Im Rathaus ist es überaus eng geworden, hinzu kommt, daß ein Teil der Departements noch immer im Alten Rathaus am Freiheitsplatz untergebracht sind, oder sich in Untermiete in anderen Gebäuden der Stadt befinden, was die Gesamttätigkeit der Kommunalverwaltung erheblich erschwert."
Nach der Übersiedlung der Stadtbeamten soll das historische Alte Rathaus am Temeswarer Freiheitsplatz saniert werden. Übersiedeln wird auch das Atelier für Städtebau in der Alba-Iulia Straße. Das Alte Rathaus, derzeitig eines der ältesten Bauten im Temeswarer Stadtkern, wurde 1731 errichtet. Die Stadtverwaltung übersiedelte bekanntlich erst nach Ende des II. Weltkriegs bzw. 1949 in das heutige Gebäude. Das neue Temeswarer Rathaus wurde 1924-1925 im neurumänischen Stil, die Fassade ist ebenfalls mit rumänischen Motiven dekoriert, errichtet und war bis 1949 Sitz der Höheren Handelsschule.