Als sich vor einigen Wochen Gefängnispsychologin Ileana Boncila mit Prof. Univ. Dr. Margit Serban, Ärztin im Louis-}urcanu-Kinderkrankenhaus, getroffen und erfahren hat, dass die Institution dringend zwei Kryo-Tiefkühltruhen für das Knochenmarktransplantationszentrum braucht, kam ihr die Idee: Eine Auktion von Kunststücken geschaffen von Strafgefangenen könnte das Geld für die Geräte zusammenbringen. „Ich wusste, dass es viele Strafgefangene gibt, die malen oder fotografieren“, so Ileana Boncil². Dass sie das auch zu einem guten Zweck machen würden, war sich die Psychologin sicher. Und sie hatte Recht. Insassen aus mehreren Haftanstalten in Rumänien, Ungarn und Griechenland haben sich mit mehr als 150 Grafiken, Malereien und Fotos zur Ausstellung – die gleichzeitig auch als Wettbewerb gedacht war – beworben. 88 Werke wurden von der Jury, zusammengesetzt aus Experten der Kunstfakultät aus Temeswar/ Timisoara und Museumskustoden, ausgewählt.
Die Ausstellung verlieh dem Zuschauer einen direkten Einblick in das Leben hinter den Gittern. Drei Hauptthemen stachen hervor: Familie, Einsamkeit, Glaube. „Eine Statistik, die von Psychologen im Temeswarer Gefängnis durchgeführt wurde, zeigt, dass eine der größten Empfindlichkeiten der Strafgefangenen, die Trennung von ihrer Familie und von ihren Kindern ist“, so Ioan Bala, Direktor des Temeswarer Gefängnis in der Popa-Sapca-Straße. „Und da die Nutznießer dieses Projektes Kinder sind – und sogar Kinder mit schweren Erkrankungen – war es für uns nicht schwer, die Strafgefangenen zu überzeugen, bei dieser Ausstellung mitzumachen“. Diese erhielten keine Vergütung für ihre Teilnahme. Der Preis für die Sieger des Wettbewerbs war allein symbolisch.
Mihai Adrian Vasilescu hat den ersten Preis gewonnen. Sein Bild mit dem Titel „Der Mensch im Spiegel“/“Omul în oglinda“ (was auch Titel der Ausstellung war) wurde von der Jury als bestes bewertet. Es war für viele bestimmt kein Wunder, denn Mihai Adrian Vasilescu hat einst Kunst studiert und er hat nun die Möglichkeit täglich im Gefängnis zu malen. „Ich bin der Administration des Gefängnisses sehr dankbar. Seit ungefähr einem Jahr haben sie speziell für mich ein Atelier eingerichtet. Ich habe dort richtig gute Materialien und kann täglich malen.“ Ungefähr 200 Bilder hat er während der vier Jahre als Sträfling geschaffen: „Es hätten viel mehrere sein können, aber bevor es die Werkstatt gab, hatte ich die notwendigen Materialien nicht“. Für 21 Tage Arbeit im Atelier werden Mihai Vasilescu sieben Tage von der Strafe erlassen – eine Strafe, die er wegen einem illegalen Transport von Personen über die Grenze bekommen hat. In zwei ein halb Monaten hat er die Zeit im Gefängnis hinter sich.
Dieses Projekt hat nicht als einzige Ziele die Resozialisierung der Sträflinge und das Sammeln von Geld für das Kinderkrankenhaus, sondern es will auch eine Auswirkung auf die Gesellschaft haben: „Wir wollen dadurch die lokale Gemeinschaft darauf aufmerksam machen, dass die Menschen, die aus dem Gefängnis kommen, ebenfalls empfindsam sind, mit guten und schlechten Seiten, genauso wie viele von uns auch“, so Ioan B²la. Die Strafzeit soll nach der Entlassung keine Last mehr sein.