Die ganz breite Palette der Bereiche, die dem Temescher Kreisrat untergeordnet sind, standen zur Debatte, als der Vorsitzende der Einrichtung, Călin Dobra (PSD), der Einladung des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs DWC Folge geleistet hatte. Umgehungsstraßen und Wohnungsbau, Siedlungswasserbewirtschaftung und Sportfliegerei waren Themen der Gesprächsrunde zwischen dem Politiker und den Clubmitgliedern. Dass die Debatte so komplex wurde, hat sich Călin Dobra - im positiven Sinn - selbst zuzuschreiben: Er ließ praktisch keinen einzigen Bereich aus und die Anwesenden hatten dann allen Grund zu Fragen und Meinungsäußerungen.
Die Problematik im Kreis ist mannigfaltig, denn noch gibt es Nachholbedarf beim Asphaltieren von Straßen, die Entlastung des Verkehrs an den Ausfallstraßen und über Umgehungsstraßen wird immer notwendiger, die Gesetzgebung ist nicht immer auf dem höchsten Level der Anforderungen, die Siedlungswasserbewirtschaftung hat auch in Stadtnähe noch Nachholbedarf und auf der Ebene Stadt -. Kreisrat gibt es zumindest in Sachen Aerodrom „Cioca“ „derzeit keine Gesprächsbasis“, wie Dobra sagt. Am heutigen Mittwoch könnte sich in dieser Hinsicht schon so einiges ändern, denn dann findet eine Gesprächsrunde statt, die über die Zukunft der Ab- und Anflugstätte für Sportfliegerei entscheidend sein könnte.
Vierspurige Fahrbahnen verspricht Dobra in Richtung der anrainenden Gemeinden Dumbrăviţa und Neumoschnitza sowie auf der Strecke zwischen Nationalstraße und Flughafen. Für den Ausbau der Straße nach Dumbrăviţa ist wohl die komplexeste Angehensweise notwendig und deshalb kann Kreisratspräsident Călin Dobra bereits heute ankündigen, dass der Projektbeginn „wahrscheinlich erst im Frühjahr 2018 ansteht“. Dort müsse man „das heikle Problem mit den Leitungsmasten lösen“, sagte Dobra und „bei EU-finanzierten Projekten - wie auch in diesem Fall - sind spezielle Genehmigungen notwendig um etwas zu ändern“. Die Straße ist unbedingt notwendig, da die Großgemeinde Dumbrăviţa stark befahren ist, da sie Temeswar mit der Autobahnauffahrt bei Jahrmarkt/Giarmata.
Zu einem mühsamen Unterfangen ist unterdessen die Sanierung des Banater Museums geworden. Die 2006 begonnenen Arbeiten sind auch heute längst nicht abgeschlossen und laut Kreisratspräsident Călin Dobra sei „auch kein Abschluss in Sicht“. Da die Arbeiten nicht nachhaltig durchgeführt wurden, habe man ein EU-Projekt verpasst und auch Gelder aus dem Haushalt des Kreisrates seien ungenutzt geblieben. Dobra wünscht sich „sehr“, dass das Museum „schon bald in Betrieb genommen werden kann“, denn seiner Meinung nach muss das Museum zu den „prioritären Tourismuszielen des Kreises gehören“. Ebenfalls ins Stocken geraten ist das geplante Netz zur umweltbewussten Wasserbewirtschaftung in Richtung Schag, was im Industriegebiet an der Schager Straße die angesiedelten Investoren genauso beeinträchtigt, wie die Investitionsfreudigkeit potentieller Neu-Unternehmer. Nicht zuletzt wird auch die Großgemeinde Schag in Mitleidenschaft gezogen. Selbst der sonst moderat-optimistisch auftretende Kreisratspräsident gab zu: „Ich glaube nicht, dass das Projekt noch umgesetzt wird“. Komplett abschreiben sollte man nach Meinung von Dobra die Wasserbewirtschaftung im angesprochenen Gebiet trotzdem nicht, denn Aquatim sei ein „guter Bewirtschafter des Siedlungswassers im Kreis Temesch“ und dieser könne u.U. „auch Unterfangen aus Eigenmitteln durchziehen“.
Über weite Strecken hat der künftige Wohnungsbau im Raum Temeswar auch mit Armee und deren Einrichtungen zu tun. So sollen Grundstücke ehemaliger Militäreinheiten dem Wohnungsbau für Mediziner und junge Ehepaare zur Verfügung gestellt werden. Der Schießstand in Richtung Schag hingegen macht einem privaten Investor – Mitglied des DWC – die Bauabsichten besonders schwer. Ob eine Änderung der Schießrichtung – wie bereits auf verschiedenen Ebenen vorgeschlagen - genehmigt wird und ob dies dann auch den Baubeginn sichert, das konnte an diesem Abend keiner sagen.