Wer glaubt, dass rumänische Ingenieure nur das umsetzen, was ihnen im Voraus gesagt wird, der liegt ganz falsch. Ein junger Temeswarer Ingenieur schaffte es, eine neue Innovation im Bereich der 4G-Technologie zu entwickeln und wartet nun auf das Patent von der Europäischen Patentorganisation (EPO).
Andrei Rusan ist als Ingenieur bei Alcatel-Lucent in Temeswar/Timişoara tätig und arbeitete mehr als zwei Jahre an seinem Projekt. Dieses verspricht eine bessere Qualität im Bereich der Video-Dienstleistungen. „Network Entity, System, Method and Computer Program for Streaming Data“ heißt sein Patentvorschlag. Konkret geht es um eine Verbesserung der Qualität für die Endkunden bei Echtzeit-Videoübertragungen.
Die limitierte Bandbreite kann im Internet nicht allen Benutzern eine gute Übertragungsqualität sichern. „Wenn zum Beispiel mehrere Leute die selben Radioressourcen gleichzeitig verwenden, dann werden diese auf alle verteilt und die Ressourcen werden knapp“, erklärt Andrei Rusan. „Wir können das als ein Rohr einer Wasserleitung betrachten, das mehrere Nutzer bedient. Wieviel Wasser durch dieses Rohr passt, ist begrenzt.
Wächst die Zahl der Benutzer, so erhält jeder einen kleineren Anteil an Ressourcen - der Wasserdurchsatz sinkt für jeden Einzelnen“, fügt der 30-jährige Ingenieur hinzu. Praktisch, wenn man ein Video über ein Datennetzwerk anschauen möchte, ohne eine dynamische QoS (Quality of Services) zu haben, wird das Video ruckartig übertragen. „Man stelle sich vor, man möchte sich ein Video über ein Datennetz anschauen und die Netzwerkressourcen sind knapp. Zum Beispiel, während man selbst oder gleichzeitig mit anderen mehrere Dateien herunterlädt, ohne eine dynamische QoS (Quality of Service), so wird das Video oft ruckartig wiedergegeben, die Gesichter können verzerrt oder unklar erscheinen“, erklärt Andrei Rusan. Wenn man aber dasselbe über ein Netzwerk mit dynamischer QoS für Videos macht, so wird die Qualität der Videoübertragung garantiert und ist perfekt, egal, was man selbst oder andere nebenbei noch herunterladen. Eine neue Methode, um diese dynamische QoS zu implementieren, darin besteht Andrei Rusans Innovation.
Die durch QoS angebotenen Dienstleistungen werden den Nutzern wahrscheinlich durch Telefonservice-Provider infolge eines Abonnements zur Verfügung gestellt. Als Fachingenieur im Bereich der Long Term Evolution (LTE) möchte Andrei Rusan durch seine Innovation die Ressourcen für jeden einzelnen Benutzer garantieren. „Die Kunden werden die Möglichkeit haben, die gewünschten Echtzeit-Videos mit garantierter Qualität zu sehen, ohne Verzögerungen oder Probleme - ob sie dafür extra bezahlen müssen oder nicht, ist den Dienstleistern überlassen.
Voraussichtlich wird dies aber wohl als ein Premium-Service angeboten werden und die Premium-User erhalten dann die bessere und garantierte Qualität“, sagt der Alcatel-Lucent-Ingenieur.
Das neue Dynamic Quality of Services System (QoS) ist ideal für Fernsehen im Internet, aber auch für Videoüberwachungen. „Die Idee war eine neue Architektur, die durch eine neuartige Zusammenarbeit verschiedener Netzwerkelemente Dynamic QoS für LTE verfügbar macht“, erklärt Rusan. Dies war jedoch nicht allein seine Idee. Solche gab es schon früher, das Problem war nur, wie kann man das in etwas Funktionelles umsetzen, wie kann man es einfach für LTE verwirklichen und anbieten? „Meine Idee knüpfte an Ideen, die man schon früher eingesetzt hat”, sagt Rusan.
Nun wartet der Temeswarer Ingenieur auf das Patent der Europäischen Patentenorganisation. Diese Untersuchungen dauern insgesamt 18 Monate, so dass eine konkrete Entscheidung erst Mitte des kommenden Jahres erfolgen wird.
Alcatel-Lucent unterstützt die Innovation. 2009 wurde ein anderer Patentvorschlag der EPO eingereicht. Mircea Strugaru, derzeit Leiter der Applications R&D-Division, entwickelte eine Lösung für Media Sharing (PeCMan). PeCMan ist ein Internet-Content-Management-Tool, das für den Benutzer relevant ist und wurde von rumänischen Ingenieuren zusammen mit belgischen Ingenieuren in den Bell-Labors entwickelt.
Darüber hinaus wurde die vorgeschlagene Erfindung durch das Europäische Patentamt (EPA) im Jahr 2010 bestätigt und ist zu einem Alcatel-Lucent Produkt geworden.
Andrei Rusan arbeitet bei Alcatel-Lucent seit 2007. Er absolvierte 2000 das Nikolaus-Lenau-Lyzeum, studierte an der TU „Politehnica“ in Temeswar und machte eine Fortbildung an der Oulu Polytechnik-Universität in Finnland. Derzeit ist Andrei Rusan an einem Doktorprogramm der TU in Temeswar eingeschrieben. Die 4G-Innovation will er auch als Teil seiner Doktorarbeit verwenden.