Temeswar - Kommen Weihnachten oder Ostern entdecken die Temeswarer Stadtväter u.a. auch die Marktplätze: Auf Hochtouren liefen wie stets in der Großen Woche die Kontrollen der Polizei und der Inspektoren von der sanitär-veterinären Behörde auf allen Temeswarer wie auch auf den Marktplätzen anderer Temescher Ortschaften. Nicht nur die Hygienevorschriften bei Frischwaren (Käse, Eier, Lammfleisch) werden streng überprüft, im Visier stehen vor allem die Schwarzhändler, die mit hohen Strafen zu rechnen haben und deren Ware beschlagnahmt wird. Im Rahmen dieser Aktion wurden in Temeswar an einem einzigen Tag Geldstrafen von insgesamt 70.000 Lei verhängt.
Ansonsten, das ganze restliche Jahr hindurch, verläuft das Geschehen auf den Marktplätzen leider im altbekannten Trott und zur Unzufriedenheit der Kundschaft: Der Alltag wird von den zahlreichen Händlern, Mittelsmännern und Schwarzhändlern dieser Branche bestimmt, die die Kleinproduzenten schon fast verdrängt haben, alles mit teuren Importwaren überschwemmen, die die Preise in die Höhe treiben. Ihre Unzufriedenheit über die Zustände auf den städtischen Marktplätzen, von der Ordnung, Hygiene bis zu den veralteten Einrichtungen, äußern auch Vertreter der Kommunalverwaltung periodisch. Ernste Schritte, konkrete Maßnahmen der Stadtverwaltung wurden jedoch bis vor Kurzem keine unternommen.
Neue Hoffnungen erweckt nun ein im Stadtrat eingebrachtes Projekt zur gründlichen Umgestaltung der Marktplätze. Das Projekt sieht erstens ein neues und effizienteres Verwaltungsmodell für die elf Marktplätze der Stadt, die von der Gesellschaft Pie]e SA verwaltet werden, vor. Einige der alten, unentsprechenden Plätze sollen geschlossen, neue sollen eröffnet werden. Vizebürgermeister Traian Stoia gab schon 2013 zu, dass die Temeswarer Marktplätze Mehala, Doina, Dacia und B²lcescu gar ohne Funbktionsgenehmigung "funktionieren". Victor [tefan, Direktor von Pie]e SA, ließ das nur für die Plätze B²lcescu und Mehala gelten, da beide Plätze an ihre ehemaligen Eigentümer rückerstattet wurden. Näher am Umzug ist der derzeitige Kleintiermarkt B²lcescu dran, für den neuen Standort stehen drei freie Parzellen (Dâmbovi]a-Zone, Lacului-Str., Steaua-Zone) zur Wahl.
Als Novum wird auch die Erweiterung des Großmarktes angeführt: Die Gesamtfläche dieses Marktes soll baldigst um 50.000 Quadratmetern vergrößert werden. Hier möchte man einen Hobby- und einen Fischmarkt einrichten.
Über die geplante Umgestaltung der restlichen Plätze, die Einführung einer neuen Verwaltungsordnung soll jedoch in einer Generalversammlung der Aktionäre der Gesellschaft Pie]e SA entschieden werden. Feststeht, dass effizientere Pläne her müssen, denn die in den letzten Jahren vorgenommenen Sanierungen und Modernisierungen haben nicht zu den erwarteten Ergebnissen geführt: Als Beispiel wird die teure Modernisierung des Josefstädter Marktplatzes (zwei Mio Euro aus dem Stzadthaushalt) angeführt. Die meisten Verkäufer klagen über den beträchtlichen Rückgang ihrer Einnahmen und drohen mit dem Umzug auf andere Plätze. Die Stadtverwaltung beklagt sich ebenfalls über die schwache Rentabilität dieses Marktes.
Als einziges Posivitum wird die Einführung der fliegenden Märkte in Temeswar, als letzte Front gegen den Ansturm der Händler, erwähnt. Bisher schaffte man es aber nur, einen einzigen derartigen Markt, ausschließlich für lokale Kleinproduzenten, mit Erfolg und Anklang beim Publikum in der Stadion-Zone zu eröffnen. Aus varia Gründen war es leider nicht möglich, die geplanten Plätze am Trajansplatz, im Steaua-Viertel oder in der Ion-Ionescu-dela-Brad-Straße zu eröffnen.
Weitere im Stadtrat eingebrachte Vorschläge scheinen in der Begastadt, in der gegenwärtigen Situation schwer zu verwirklichen: So die Konzession von Marktplätzen an Privatunternehmer oder der Bau neuer moderner Marktplätze nach westlichem Muster mittels einer öffentlich-privaten Partnerschaft.