Für einige ist es eine Brücke zwischen Schulen, Städten und Ländern, für andere ist es eine große Familie, in die jeder Theaterfreund aufgenommen wird. Eine gemeinsame Liebe verbindet alle: Die Liebe fürs Theater. Daher ist das Jugendtheaterfestival in Temeswar/Timişoara immer wieder ein Grund zur Freude. Über die inzwischen 13. Auflage, die Leidenschaft fürs Theater und Zukunftspläne sprach die BZ-Redakteurin Ana Sălişte mit der Leiterin der NiL-Theatergruppen und Initiatorin des Festivals Isolde Cobeţ.
Es ist die 13. Auflage des Jugendtheaterfestivals in Temeswar. Das Festival ist jedes Jahr gewachsen. Es machen inzwischen deutlich mehrere Gruppen mit. Dabei gibt es nun auch größere Altersunterschiede, von Gymnasialschüler bis hin zu Studenten. Wie kam es zu dieser erweiterten Form?
Vor ein paar Jahren habe ich die NiL-Junior Theatergruppe wieder belebt. Da habe ich mir das Problem gestellt, warum sollen die Kleinen auch nicht spielen, zumal es kein Festival auf diesem Niveau gibt. Da kam auch die After NiL Theatergruppe der Studenten, die als Theaterklub des DSTT lebt. Und ich dachte, wir können auch Studenten- und Gymnasialgruppen einladen. Voriges Jahr hatten wir eine Gymnasialgruppe aus Sanktanna, die in diesem Jahr leider nicht mehr dabei ist, aber es sind andere Studenten und Gruppen dazu gekommen. Ich glaube, es war gut, dass wir das Festival erweitert haben, weil wir so auch anderen Jugendlichen die Möglichkeit geben, Theater zu spielen und während der Workshops auch etwas zu lernen.
Mit dem Festival sind auch neue NiL-Gruppen entstanden. Es sind inzwischen drei Gruppen: die NiL-Junior, NiL und After NiL. Dabei sind fünf der 14 Aufführungen im Rahmen des Festivals, NiL-Aufführungen.
Ja, weil ich, wie bekanntlich, nie Kinder nach Hause schicke, und dann, wenn ich viel zu viele habe, bilde ich mehrere Gruppen. Dieses Jahr ist es auch so, dass ich Leute aus der 12. Klasse habe, die weiterhin Theater studieren wollen und da wollte ich unbedingt mit ihnen etwas machen. So sind auch neue Theateraufführungen entstanden.
Das Interesse fürs Theater ist in den Reihen der Jugendlichen in den letzten Jahren gestiegen. Wie kam es dazu?
Es gibt noch keine konkreten Richtungen im rumänischen Lehramt. Die Jugendlichen haben keine anderen Aktivitäten, die sie wirklich interessieren und sie sind immer wieder auf der Suche nach neuen Sachen. Hier finden sie in erster Linie auch Liebe. Zweitens finden sie eine ernste Sache im Spiel. Mit der Zeit entwickelt es sich auch zu einer Option für einen zukünftigen Beruf.
Was ist neu bei dieser Auflage?
Das Neue sollte vor allem die Tatsache sein, dass die Stücke interessanter sind, dass die Leute etwas gelernt haben, während der Jahre. Ich habe nie an diesem Festival eine Einengung bringen wollen. Ich glaube, egal, was für Theater man macht, diese Jugendlichen sollen die Möglichkeit und das Recht haben, das zu zeigen, was ihnen gefällt, woran sie ein Jahr lang gearbeitet haben. Ich möchte, dass dies auch weiter so bleibt. Ich bin ein Mensch, der Wettbewerb und Ehrgeiz anders betrachtet. Es reicht mir, wenn ich sehe, dass Leute arbeiten und etwas erreichen wollen. Ich brauche dafür keine Preise und darum möchte ich auch nicht, dass bei diesem Festival Preise verliehen werden. Das Hauptziel des Festivals ist ja Theater spielen, Theater lieben, immer wieder Theater.
Die Workshops im Rahmen des Festivals werden von Profis geleitet. Regisseur Radu Alexandru Nica ist dabei, Schauspieler Boris Gaza sowie weitere Schauspieler aus Deutschland.
Ich kann sagen, dass dieses Jahr Leute aus Deutschland für unsere Workshops sogar gekämpft haben. Ich finde es schön, dass sich Leute aus dem Ausland gewünscht haben, mit uns Erfahrungen zu sammeln. Einer der Workshopleiter ist auch ehemaliges NiL-Mitglied und ich bin ganz stolz darauf. Ich glaube, NiL schafft eine Verbindung und auch wenn Leute weggehen und nach Jahren zurückkommen, so haben sie immer das Gefühl ´ich gehöre dazu´und das ist schön.
Was bedeutet das Jugendtheaterfestival für das Deutsche Staatstheater Temeswar?
Für das Theater bedeutet das in erster Reihe eine Vorbereitung für ein gutes Theaterpublikum, denn wir fahren ja auf Tournee, auch in andere Städte. Zweitens ist es eine gute Werbung für die Theaterhochschule, von wo wir ja unsere Schauspieler nehmen. Ich glaube, es ist auch eine gute Möglichkeit, den Schülern zu zeigen, wie es ist, auf einer Bühne für Profischauspieler zu spielen.
Wie kann das Jugendtheaterfestival noch wachsen?
Ich habe, zum Beispiel, eine Gruppe vorgeschlagen, die keinen Leiter hat, aber allein arbeitet, in Kronstadt. Ich will nächstes Jahr zu ihnen fahren, um ihnen das Grundwissen zu vermitteln. Ich glaube, sie können das lernen und wenn sie dann zu den Workshops nach Temeswar kommen, können sie noch hinzu lernen. Ich finde, in diesem Jahr fehlt das A und O. Den Anfängergruppen müsste im nächsten Jahr das Basiswissen vermittelt werden.
Die Anfänge des Festivals gehen auf ein Treffen in Mediasch zurück.
Ja, vor 14 Jahren gab es ein Treffen der Laientheaterbewegung aus Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien in Mediasch. Als Eugen Christ, Geschäftsführer der Donauschwäbischen Kulturstiftung, gesehen hat, dass es in Rumänien so viele Laientheatergruppen gibt, schlug er vor, ein solches Festival zu finanzieren und es auch international zu machen, um auch anderen Ländern die Chance zu geben, deutsches Theater zu machen. Dabei wurde auch das Interesse für die deutsche Sprache gefördert. So wurde dieses Festival ins Leben gerufen. Parallel wurde ein ähnliches Festival in Kroatien veranstaltet. Jahrelang wurde das Festival auch von der Donauschwäbischen Kulturstiftung finanziert, die aber vor zwei Jahren leider ausgestiegen ist.
Sie waren von Anfang an dabei und sind das Herz des Festivals in Temeswar. Was bedeutet das Festival für Sie?
Begegnung mit Menschen, mit Leuten, die ich beginne zu lieben. Ich freue mich jedes Jahr, dass ich sie wiedersehe. Und es ist vor allem die Verbindung mit dem Theater der Zukunft.