Ohne einen anständigen Trial Park kann in Temeswar/Timișoara eine BMX und Mountainbike-Szene schwer durchstarten. Besonders Jugendliche sind davon benachteiligt, die im extremen Radsport Fuß fassen möchten. Die Stadtverwaltung Temeswar hat die jüngsten Initiativen abgeblockt. Zu gefährlich, heißt es, darum findet man auch nicht die finanziellen Mittel um einen Park für BMX-Radfahrer und Moutainbiker zu bauen. Der Radsportclub Tibiscus hat mehrmals versucht für Projekte zu werben, die den extremen Radsport in Temeswar fördern sollen. Bisher vergeblich. Dabei gab es bis 2008 zumindest einen Trail- und Skatepark in der Stadt an der Bega. Auch nach dem Abbau des Parks vor drei Jahren ist er Treffpunkt der BMX und MTB-Szene Temeswars geblieben. Getroffen wird selten, weil inzwischen jeder eigenständig versucht Tricks einzustudieren bzw. sich für Wettbewerbe vorzubereiten. In Rumänien finden jährlich sogenannte Competitions statt. Wichtigste Austragunsorte sind die Städte Oradea/Großwardein, Brașov/Kronstadt und Constanta. An den Wettbewerben nehmen auch ausländische Extremsportler teil. Interesse besteht, zumindest solange die notwendigen Voraussetzungen da sind. Temeswar war bis 2008 selbst Veranstaltungsort einiger Wettbewerbe gewesen, inzwischen passiert gar nichts mehr, sehr zum Nachteil der Extremsportler. Schade findet es besonders Cornu Cristian. Der MTB-Fahrer hat an zahlreichen Trials teilgenommen in Rumänien und Ungarn. Höhepunkt seiner Karriere war 2003 gewesen, in den letzten Jahren geht es für den inzwischen 29-jährigen bergab. Sowieso findet Cornu, dass er zu spät mit dem Sport angefangen hat. Er hat erst vor 11 Jahren begonnen, damals war er 18 Jahre alt. „Heute fangen Pro-Biker mit 13-14 Jahren an,“ erklärt Cornu, der auch die schlechten Bedingungen bemängelt. Wer eine professionelle Laufbahn einschlagen möchte, hat es in Temeswar schwer. Überhaupt ist der extreme Radsport in Rumänien noch eine Randerscheinung. Außer einigen wichtigen Zentren, gibt es im Land kaum Möglichkeiten Pro-Biker zu werden. Temeswar stellt somit weniger eine Ausnahme dar, sondern ist eher das Musterbeispiel, weshalb es überhaupt in Rumänien so schlecht für den extremen Radsport läuft. Trotzdem finden alteingesessene Veteranen, wie Grecu Ionut und Ovidiu Coneac, dass der Extremsport in Rumänien auf dem Vormarsch ist. „Schade finde ich es nur, dass ich zu alt bin, diese Entwicklungen noch persönlich mitzumachen,“ meint Coneac, der seit 12 Jahren den extremen Radsport praktiziert. Als er angefangen hat, gab es wenige Möglichkeiten, um sich über den Sport zu dokumentieren. „Ich lernte einfach Leute kennen, die mir Tricks zeigten oder mir die Unterschiede zwischen den einzelnen Disziplinen erklärten,“ spricht Coneac über seinen Werdegang. 1999 gab es noch nicht die Möglichkeiten, die es heute gibt. Damals hatte er noch keinen Zugang zum Internet gehabt, aber auch einen Trialpark gab es damals noch nicht in Temeswar. Getroffen wurde wo immer. Der Höhepunkt seiner Pro-Biker Karriere erreichte er vor zwei Jahren, als er zusamment mit Ionuț Grecu an dem französischen Downhill Tournament Megavalanche teilnahm. „Es war der schönste Moment meines Lebens,“ bekennt Coneac, der zwischenzeichtlich sich eine Auszeit geholt hatte. In Frankreich hat der Pro-Biker begriffen, worauf es ankommt, wenn etwas überhaupt aus einer Sportart werden soll. „In Frankreich ist der extreme Radsport auf einem ganz anderen Level,“ sagt Coneac. „ Dort wird es ernst genommen und es wird auch massiv investiert.“
Er bedauert besonders die jungen Generationen, die nicht über die Mittel verfügen, eine professionelle Laufbahn einzuschlagen. Auch Ghimpu Ștefan teilt Coneacs Ansicht. Der 21-jährige Pro Biker, hat mit 16 angefangen und schon an zahlreichen Turnieren in Rumänien teilgenommen. Der BMX-Fahrer kennt sich besonders mit Tricks aus. Seine Spezialität ist der Tailwhip. Inzwischen kann Ghimpu über zehn Tricks. Er würde mehr können, wenn er dafür die nötigen Rampen hätte. „Es gibt zwar im Ausland Pro-Biker die diese Tricks auch auf Flat können, also ohne Rampen, aber es ist verdammt schwer,“ erklärt Ghimpu. Zumindest über einen Foampit müsste die Stadt verfügen, dann könnte man die Tricks risikofrei ausprobieren. Ghimpu hätte große Chancen sich auf der internationalen Szene als Pro-Biker zu etablieren. Das finden auch seine Pro-Biker-Kollegen. Das Talent bestünde und auch der Wille. Es scheitert allein an der Denkweise in Rumänien. Viele haben den extremen Radsport noch nicht aktzeptiert. Darum findet sich auch die nötige finanzielle Unterstützung so schwer.