“Prohibitionspreise” nennen es Reiseagenturen, was Hotelbetreiber an der rumänischen Schwarzmeerküste für ein Zimmer fordern. Deshalb ist es für viele kein Wunder, wenn Ausländer schwer zu überzeugen sind, als Touristen nach Rumänien zu reisen. Viele Hotelbetreiber lassen die Zimmer lieber leer stehen, als die Preise herunterzufahren, sagt Gabriela Petcană, Inhaberin der Temeswarer Reiseagentur Ultramarin, und sie bezieht sich nicht nur auf die Schwarzmeerküste, sondern allgemein auf den rumänischen Tourismus. Sie hat jedoch den Eindruck, dass sich in Westrumänien langsam einiges zum Guten wendet.
In Unternehmerverbänden aus dem Tourismus heißt es oft, wenn an der rumänischen Schwarzmeerküste die Preise so niedrig angesetzt würden, wie dies in Bulgarien oder Griechenland der Fall ist, würden die rumänischen Einrichtungen pleite gehen.
Niedrigere Mehrwertsteuer und weniger an sonstigen Steuern seien Grund dafür, warum die Hotelbetreiber im Nachbarland ihre Preise um etwa ein Viertel niedriger ansetzen können, als dies an der rumänischen Schwarzmeerküste der Fall ist. Dies mit ein Grund, warum ausländische Touristen der rumänischen Riviera lieber fern bleiben. Nicht zuletzt ziehen die Hotelbetreiber rumänische Touristen vor, da diese eher geneigt sind, Geld auszugeben und dabei weniger Ansprüche stellen.
Nicht unbedingt ältere Semester, die sparsam mit ihrem Urlaubsgeld umgehen, seien das Problem, sondern fehlende Möglichkeiten, überhaupt in Rumänien Geld auszugeben, zitieren rumänische Medien deutsche Reiseunternehmer.
Die Unterhaltungsindustrie sei nämlich in Mitleidenschaft gezogen und deshalb würden viele der Touristen – vor allem an der Schwarzmeerküste - ihr Geld nicht ausgeben und dies wieder mit nach Hause nehmen. Es sieht also nicht nur nach Teufelskreis aus, sondern in gehörigem Maße auch nach Widerspruch. Trotz aller Negativerscheinungen im rumänischen Tourismus nimmt die Zahl der ausländischen Touristen zu: Die meisten davon kommen aus Deutschland: Nahezu 207.000 sollen es im vergangenen Jahr gewesen sein - um zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor.
„Die Hotelbetreiber selbst müssen entscheiden, ob sie Kunden an nur an acht Wochenenden in der Hauptsaison haben wollen, oder über eine Zeit von sechs Monaten“, sagt Dragoş Anastasiu, Vorsitzender der Reiseagentur Eurolines, die in Rumänien Agenturen der deutschen TUI Travel Center betreibt.
Vergangene Woche wurden die Agenturen in Temeswar/Timişoara eröffnet.
Die Zusatzkosten, die deutsch sprechendes Personal, und auch sonst guten Service erforderlich machen, würden sich die rumänischen Hotelbetreiber sparen, indem sie ganz einfach auf rumänische Urlaubsgäste bauen, heißt es wiederholt. Warum Deutsch? Weil eben die meisten ausländischen Touristen aus Deutschland kommen. Nicht selten wird auch das schlechte Image Rumäniens hervorgehoben und deshalb könne man für Rumänien meist nur die - bereits erwähnten - weniger betuchten Rentner aus dem Ausland vermitteln, die dann auch dementsprechend nicht unbedingt bereit sind, für ihren Urlaub viel Geld auszugeben, heißt es in der Branche.
Diebe, Bettler und Prostituierte werden ebenfalls, genannt, wenn es darum geht, zu erklären, warum Rumänien als Urlaubsziel so stark in Verruf geraten ist. Schlecht ausgebildetes Personal sieht Gabriela Petcană als einen der Hauptgründe, warum der Tourismus in Rumänien nur mühsam ins Rollen kommt. Dabei nennt sie vor allem Hotelmanager, die oft Methoden bei der Reservierung der Zimmer anwenden, die den Tourismus hämmen. In Westrumänien sei zuletzt jedoch eine Verbesserung der Situation bemerkbar gewesen, sagt die Temeswarer Reiseunternehmerin.
Der verzwickten, umstrittenen und manchmal konfusen Situation um den rumänischen Tourismus kann der Tourismusminister Cristian Petrescu auch etwas Gutes abgewinnen: Ausländische Touristen kämen mit äußerst geringen Erwartungen nach Rumänien und hätten dann bei der Abreise das Gefühl, mehr als erwartet bekommen zu haben.