Trotz Krise schwarze Zahlen

Hella baut weiteres Produktionswerk in Temeswar

Gelu Murariu, Geschäftsführer von Hella Rumänien, über den Ausbau: „Der Bau der neuen Fabrik ist ein Beweis für das langfristige Engagement von Hella in Rumänien“. Foto: Zoltán Pázmány

Mit Helm auf dem Kopf und Schaufel in der Hand präsentierten sich am Freitag die Hella-Chefs in Temeswar/Timişoara. Neben der bestehenden Elektronik-Fabrik an der Straße, die zum Internationalen Traian-Vuia-Flughafen führt, will das deutsche Unternehmen eine neue Produktionshalle bauen. In der neuen Werkshalle plant Hella verschiedene Neuanläufe von Produkten. Der symbolische Spatenstich wurde in Anwesenheit von Behörden und Journalisten vollzogen.

„Das, was Sie hier sehen, ist der nächste Schritt für Hella in Rumänien. Ich kann Ihnen aber versprechen, dass es nicht der letzte Schritt sein wird“, sagte Jens Grösch, Vorstandsmitglied bei Hella für den Bereich Elektronik – Finanzen und Controlling.

Die Hella Group, ein zu den international führenden Automobilzulieferern gehörendes Unternehmen, baut seine Produktionsstätte in Temeswar aus. 55 Millionen Euro sollen in die neue Fabrik fließen, wobei mindestens 300 Arbeitsplätze für die Produktion geschaffen werden. Darüber hinaus sollen im Entwicklungsbereich weitere 150 Mitarbeiter für Hella in Temeswar tätig sein.

„Seitdem wir in Rumänien sind, haben wir ständig neue Produkte entwickelt. Wir planen hier, Zentralsteuergeräte zu produzieren und zu einer führenden Fabrik in diesem Bereich zu werden“, sagte Hella-Vorstandsmitglied Gerold Lucas. In Temeswar sollen auch diverse Komponenten wie Gaspedale und Motorraumsteller für den europäischen, aber auch für den globalen Markt hergestellt werden, sagte Jens Grösch der BZ gegenüber.

2006 eröffnete Hella die erste Filiale in Rumänien. Die Entscheidung, in Rumänien zu investieren, war damals richtig gewesen, ist die Unternehmensleitung heutzutage überzeugt. Die Firma verfügt aktuell über fünf Niederlassungen in dem osteuropäischen EU-Land. Außer Temeswar sind Hella-Filialen noch in Lugosch/Lugoj, Arad und Craiova angesiedelt. „Wir sind jedes Jahr gewachsen und haben es geschafft, jedes Jahr schwarze Zahlen zu schreiben“, sagt Jens Grösch, der offen zugibt, dass das Unternehmen auch die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen hat. „Wir sind eines der wenigen Unternehmen in der Zulieferindustrie, die trotz Krise schwarze Zahlen geschrieben haben. Das kommt sehr, sehr selten vor“, erklärt er.

Durch gezielte Maßnahmen und „die richtigen Entscheidungen“ konnte das Unternehmen die finanzschwachen Zeiten überwinden und ist heute „sehr gut präpariert auf eine mögliche nächste Krise, denn ein Stück weit bröckelt es in der Wirtschaft“, so Grösch.

Der Konzern hat in Rumänien nicht nur Produktionswerke, sondern auch ein sogenanntes Corporate Center und zwei Forschungs- und Entwicklungslabors, die in Temeswar und Craiova in Betrieb sind. „In dem Corporate Center haben wir Dienstleistungen für unsere Firma in Deutschland angesiedelt, wie zum Beispiel IT, Finanzen, Controlling, HR oder Einkauf“, sagt Jens Grösch. Das Corporate Center aus Temeswar bietet aber auch anderen Hella-Filialen aus der ganzen Welt Dienstleistungen an.

So zum Beispiel gingen im vergangenen Jahr Hella-Fachleute aus Rumänien nach China, um die Arbeiter dort einzuschulen.

Insgesamt 1250 Mitarbeiter arbeiten aktuell in den rumänischen Hella-Niederlassungen. „Wir suchen kontinuierlich nach Ingenieuren“, sagt Grösch. Leicht wird es sicherlich nicht sein, Arbeitskräfte zu finden, vor allem in dem für seine niedrige Arbeitslosenquote bekannten Verwaltungskreis Temesch. „Wir wollen mit der Universität in Temeswar weiterhin zusammenarbeiten, um künftig gute Arbeitskräfte für uns zu gewinnen. Das Hauptziel für uns ist, ein Klima zu schaffen, wo sich unsere Mitarbeiter auch wohl fühlen“, sagt Grösch, der geringe Abgangszahlen in Rumänien präsentieren kann.

Der mehr als hundert Jahre alte Familienbetrieb Hella ist in drei Geschäftsfelder eingeteilt: Lighting, Electronics und Aftermarket. Auf Konzernebene war 2011 ein Rekordjahr, denn Hella verzeichnete einen Umsatz von acht Milliarden Euro. „Wir agieren wie ein globales Unternehmen. Global bedeutet, dass wir unsere Produkte auf der ganzen Welt herstellen“, sagt Jens Grösch. Hella Rumänien registrierte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 140 Millionen Euro. Mit dem Ausbau der Fabrik in Temeswar soll der Umsatz in Rumänien in den nächsten Jahren auf 400 Millionen Euro gesteigert werden.