Reschitza – In nahezu allen Stellungnahmen und Informationen zum Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR – selbst seitens der Geschäftsführung des Unternehmens – wird vom „Insolvenzstadium“ des ehemals größten Werks des Banater Berglands gesprochen. Nur ist das falsch. Jüngsten Klärungen seitens der Medien zufolge, die sich in die einschlägigen Gesetze eingelesen haben, beginnt das Stadium der Insolvenz erst, wenn mit allgemeiner Genehmigung der Gläubiger auf deren Versammlung ein Reorganisierungsplan des betreffenden Unternehmens festgelegt wird. Das ist bislang bezüglich UCMR nicht geschehen. Und deshalb befindet sich das Werk laut gesetzlicher Regelung „unter Beobachtung“.
Die Meldungen, dass „das Insolvenzstadium von UCMR“ zum Ende dieses Jahres beendet werden muss, worauf die Pleiteerklärung folgt, sind also ebenfalls nicht richtig. Zumindest wird so das Gesetz 85/2014 ausgelegt, weil seinem Wortlaut nach die Zählung der Jahre zwischen Insolvenz und Pleiteerklärung – von einer Sanierung = Rettung des Unternehmens wird gar nicht mehr gesprochen – erst beginnt, wenn ein Reorganisierungsplan von den Gläubigern akzeptiert wird. Was bis heute nicht geschehen ist.
Rasanter UCMR-Niedergang
Im Falle UCMR gehen danach die Meinungen auseinander: einige Insolvenzfachleute sagen, nach Annahme des Reorganisierungsplans habe das Werk 4+1 Jahr Zeit, aus der Insolvenz herauszukommen, nach anderen ebenso solide argumentierten Meinungen stehen UCMR dafür 3+1 Jahr zur Verfügung. Grundsätzlich aber gilt: im Dezember dieses Jahres (dann würden sich nämlich vier Jahre seit angeblicher Insolvenzerklärung erfüllen, also die „4“ von „4+1“ oder die „3+1“) droht noch keine Pleite des Reschitzaer Maschinenbauwerks, weil man – vielleicht mit voller Absicht? – bisher keinen Reorganisierungsplan diskutiert hat, die Insolvenzperiode also offiziell und laut Gesetz noch gar nicht begonnen hat.
Trotzdem ist der Niedergang des Maschinenbauwerks und das soziale Desaster in Reschitza durch die zahlreichen Entlassungen bei einem kurzen Rückblick unverkennbar. 1989 waren bei UCMR rund 14.000 Arbeitnehmer tätig. 2008, vier Jahre nach der Privatisierung durch die schweizer INET AG (manche nennen sie auch INET Group, befremdlicherweise hat die Firma keinen Internet-Auftritt, man kann sich also schlecht über sie informieren und ist nahezu ausschließlich auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen), waren bei UCMR rund 4000 Arbeitnehmer tätig. 2013 hatte sich diese Zahl auf rund 2000 halbiert. Inzwischen, also nach den Entlassungen dieses Jahres (rund 400 Arbeitnehmer) hat UCMR noch rund 1000 Angestellte. Und auch die arbeiten nicht unter normalen Umständen, sondern je nachdem, ob es gerade Aufträge gibt oder nicht, ansonsten sind sie in „technischer Arbeitslosigkeit“, bei 75 Prozent Lohnfortzahlung. Nach wie vor aber und trotz dieses unglaublichen Schrumpfungsprozesses spielt das Werk im sozialen öffentlichen Bewusstsein der Stadt Reschitza eine große Rolle und das Schicksal des Unternehmens erregt unverändert großes Interesse.
Geheimnisvolle schweizer Firma
Genauso wie es ein anhaltendes Interesse an der geheimnisvollen schweizer INET AG gibt, von der es vor gut vier Jahren hieß, dass sie mit Auslösung des „Insolvenzverfahrens“ ihre UCMR-Mehrheitseignung von 96,789 Prozent an den rumänischen Staat zurückgeben musste, nachdem sie diese Gesellschaftsanteile an UCMR 2004 um bescheidene 13 Millionen Euro vom Staat (vertreten durch die diversen, sich abwechselnden Agenturen: RAAPS, APAPS, AVAS oder AAAS) erworben hatte. Die fragmentarischen Informationen über die INET AG (oder ...Group) besagen, dass diese ihren Sitz im schweizerischen Muntelier am Ufer des Murtensees habe, mit Adresse, Telefonnummern und Mailadresse und dass ihr Manager Ewald Schmutz heißt. „Ziarul financiar“ und „Evenimentul zilei“ (Evz) bringen mit der INET AG den schweizer Unternehmer Beat Eugene Corpateaux (gelegentlich auch noch zusammen mit einem Bruder desselben) in Verbindung, der mit Geschäften im Energiebereich sein Geld macht und sich hier mit dem windigen Rumänen Bogdan Buz²ianu (und dessen „Energy Holding“) trifft (einem ehemaligen Kellner in der Schweiz und heutigen Multimillionär, einer der „gscheiten Jungs“ von Ex-Präsident B²sescu). Andere Internetpublikationen nennen die INET AG „eine Appartementfirma, keineswegs ein strategischer Investor“ (Argument CS). Einig ist man sich allgemein darüber, dass Beat Corpateaux und Bogdan Buz²ianu dahinterstecken. Alle anderen Informationen über die als Abzockerfirma dargestellte INET AG gehen ziemlich weit auseinander, doch passt gut ins Bild, dass diese sich eine Person wie den ebenfalls mit der Schweiz durch seine Studienzeit eng verbundenen Adrian Chebu]iu zum „Präsident-Generaldirektor“ von UCMR ausgesucht haben. Dessen Prozesse und Konflikte mit der Antikorruptionsbehörde DIICOT machen Schlagzeilen. Gegenwärtig via Kreisgericht Arad.