Abnabeln, oder am städtischen System für Fernheizung angeschlossen bleiben, das ist die Frage, die viele Bürger vor allem im Spätsommer und Anfang Herbst beschäftigt. Denn Heizung und Warmwasser sind mittlerweile ein erheblicher Kostenfaktor geworden. Trend ist derzeit, den Anschluss an das Netz für Fernheizung aufzugeben und auf kleine Gasanlagen für Appartements umzusteigen. Auch wenn in diesem Jahr fast 3000 Temeswarer Familien eine solche Entscheidung getroffen haben und Handwerker saftig Geld an Rohre-Verlegen für sogenannte „Gastherme“ verdienen, haben nicht wenige bereits jetzt eine Rechnung vor Augen, die ihnen erst in den kommenden Monaten ins Haus flattern wird. Um fünf Prozent steigt der gelieferte Gaspreis im September für Privatkunden; auf Firmenkunden kommt ein Preisanstieg um zehn Prozent zu.Ob der Umstieg von der klassischen Fernheizung auf Gasheizung die richtige Entscheidung ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. „Von sehr guter Entscheidung“ bis hin zu „macht keinen Sinn“, wird in der Bevölkerung die ganz breite Palette angeschnitten.
Etwa Dreiviertel der 2.800 Gesuche, die die Temeswarer zum Verzicht auf Fernheizung bis Mitte August hinterlegt hatten, wurden genehmigt. Bei den anderen sei die Dokumentation dazu mangelhaft gewesen, so die Begründung bei Colterm. Insgesamt etwa 10.000 Familien verzichteten in den letzten fünf Jahren auf Heizung von den Stadtwerken, dieser Prozess verlangsame sich jedoch in diesem Jahr, sagt Laura Bondril², Sprecherin bei Colterm Temeswar. Im Vergleich zum Vorjahr seien 2012 nur etwa 40 Prozent der Anzahl der Gesuche eingereicht worden, so Sprecherin Bondril².
Petru Olariu, Präsident der Vereinigung der Wohngemeinschaften in Temeswar, betrachtet die angegebenen Zahlen mit Skepsis: Zum einen würden die Bürger erst nach der Urlaubszeit so richtig beginnen, Gesuche zum Heizwärmeverzicht einzureichen und auch die angegebene Zahl von Colterm sieht er als unrealistisch: Die Dunkelziffer sei erheblich höher, da viele den langwierigen Prozess der Abkoppelung einfach umgehen und Colterm gar nicht verständigen, sagt Olariu. Die Umkehrvariante mit Neueinsteigern ins Netz hat nicht einmal Symbolwert. Ganze 15 Familien schrieben überhaupt ein Gesuch, um sich an das städtische Heizwärmenetz anzuschließen.
Die Idee der Neuerung und die positiven Meinungen über Kosteneinsparungen bei individueller Gasheizung sind scheinbar vor allem einer Momentaufnahme zuzuschreiben. „Meine Wohnnebenkosten sind fast um die Hälfte gesunken“, zeigt Gheorghe R. auf das ausgehängte Papier mit den Nebenkosten. Dass ihm jedoch monatlich eine separate Rechnung vom Gaslieferanten auf den Tisch flattert, hat er für einen Monat vergessen. Er kann aber auch aufzeigen, dass seine Rechnung trotzdem gesunken ist. Und „Ich mache mir so warm, wie ich will“. Damit allein schon ist er von seiner Entscheidung des Wechsels bei der Heizwärmeversorgung überzeugt. Nur wenige Minuten später fällt jedoch sein Optimismus: „Ich muss meine Schulden abstottern. Einen Kredit von umgerechneten 2000 Euro hat er aufgenommen, als er Gaslage mit allen Rohren und Rohrlegungen bezahlen musste. Einige Jahre braucht er, bis er die Anschaffungskosten wieder einnimmt, langfristig ist er jedoch von seiner Investition überzeugt. Sein Nachbar von Gegenüber ist weiterhin an das Fernheiznetz angeschlossen. Mit Wärmereglern stellt er sich die Wärme ein, Schulden für eine Gasanlage blieben ihm erspart, aber die Gewissheit, dass er auch die Verluste in der Leitung auf der Rechnung hat. Thematisieren will Gheorghe R. nicht, doch von seinen Nachbarn wird er auch Mal danach gefragt, wie er denn die Wärme bezahlen will, die die beiden Rohre spenden, die durch sein Appartement führen und die Verbindung zu den oberen Etagen herstellen. Er wolle die Wärme bezahlen, sagt er, doch im Gegenzug fordert er schlagfertig Miete für den Platz, den die Rohre einnehmen. Er ist der Zweite, der eine solche Forderung ausspricht: Zwar aberwitzig, aber im Endeffekt gerecht.