Temeswar - Der Kartoffelverkäufer zieht seinen Handwagen mit drei Säcken Kartoffeln in die in diffuses Licht getauchte Markthalle am Josefstädter Marktplatz. Es wird eine seiner letzten Fuhren sein – nicht etwa weil er in Rente geht, sondern weil der Umzug des Marktplatzes bevorsteht. Etwas wehmütig sprechen die einen vom „Iosefin“, dessen alte Halle bald abgetragen wird. Andere wieder befürchten, dass das neue Marktgebäude allen ein wenig mehr Geld abverlangen wird.
Als die Arbeiter den Fotografen erblicken, fangen sie an, sich einen Tick schneller zu bewegen. Ein einziger Bagger fährt scheinbar ohne ein eigentliches Ziel um die Bauarbeiter herum, die sich nicht gerne vor der Kamera während ihrer Pause stören lassen. Der noch ungepflasterte Boden des künftigen Parkplatzes ist der Grund für den bei Regen gebildeten Schlamm. Es ist die Baustelle in der Josefstadt. Auf einem Schild an der Straße steht: Bauanfang des neuen Gebäudes für den Umzug des Josefstädter Marktes ist Juli 2011, Bauende ist genau ein Jahr später. Also war Bauschluss für diesen Sommer angesagt. Doch auch trotz der Verzögerung von drei Monaten, ist das Ende der Bauarbeiten längst nicht abgeschlossen. Um mehr Platz zu schaffen und mehrere Straßen für den Verkehr zu räumen, wird der Marktplatz in ein modernes Gebäude wenige Meter weiter versetzt.
Irgendwann werden Gemüsebauern, Käseverkäufer und Kioskbesitzer umziehen müssen. Ein Umzug, der jedoch nicht nur mit Nostalgie verbunden ist, sondern auch mit Ängsten. Die Frage bleibt nämlich, wie sich der Umzug in das neue Marktgebäude auf die Preisspirale auswirkt, denn insgeheim vermuten Händler und Käufer, dass der Wechsel in das viergeschossige Gebäude nur wenige Meter neben dem alten Marktplatz auch die Mietkosten der Bauern für ihren Verkaufstisch in die Höhe treiben wird. „Wenn es erforderlich ist, verkaufen wir eben teurer“, sagte ein Gemüseverkäufer, als er gefragt wurde, wie der Umzug seine Geschäfte beeinflussen wird. Andere Bauern haben sich mit der Situation irgendwie abgefunden und rechnen mit weniger Gewinn. Eine noch drastischere Maßnahme zogen diejenigen in Erwägung, die den Markt, auf dem sie jahrelang verkauft hatten, wechseln wollen. Der Marktplatz „Timişoara 700“ oder deutsch im Volksmund „Der 700er Marktplatz“ genannt, gilt als eine Alternative. Alle rechnen also mit einer höheren Miete des Marktstandes.
Doch auf telefonische Nachfrage der Banater Zeitung gibt Victor Ştefan, Direktor der städtischen Marktplätze in Temeswar, Entwarnung auf die Befürchtungen der Bürger: Die Gebühren für einen Verkaufsplatz werden durch den Umzug nicht angehoben. Es bleibt also nur noch offen, wann die Händler in das neue Gebäude umziehen werden.