Allein schon durch beiden Nominierungen in der Sparte schauspielerisches Debüt im UNITER-Wettbewerb – Radu Br²nici vom Deutschen Staatstheater Temeswar und Iustinian Turcu von der deutschen Abteilung des Hermannstädter Theaters „Radu Stanca“ – sind die deutschen Bühnen in Rumänien in diesem Jahr Gewinner gewesen. Diesmal hat es Iustinian Turcu geschafft, die Jury zu überzeugen; für die BZ erklärte er: „Ich bin überwältigt, diesen Preis bekommen und die Chance gehabt zu haben, in einer Aufführung in einer anderen Sprache zu spielen, ich bin sehr glücklich, dass Regisseur Radu Nica mir gegenüber dieses Vertrauen gezeigt hat“.
Den Temeswarern, die am Montagabend am Theatergebäude im Stadtzentrum vorbeispaziert sind, darf es nicht entgangen sein: Die Preisgala des rumänischen Theaterverbands UNITER fand in diesem Jahr hier statt, zum 25. Mal und zum ersten Mal in Temeswar, ein Jahr nachdem die Stadt den Titel einer Kulturhauptstadt Europa gewonnen hat.
Auch wenn Ion Caramitru, UNITER-Präsident und Initiator der Gala, eher die Unterschiede zu den Oscars sieht (von der Anzahl der Jurymitglieder bis hin zu der Auswirkung der Nominierung auf die Schauspieler), liegt der Vergleich nahe: Keine andere Veranstaltung kommt den Oscars in Rumänien näher als UNITER und die Bewohner der rumänischen Thalia-Welt fiebern den Preisen entgegen und freuen sich auf die Teilnahme im Saal fast ebenso wie auf den Preis.
Somit hat sich die Crème de la crème der Theaterwelt – über 300 Gäste in diesem Jahr – in Abendgarderobe auf dem roten Teppich vor dem Theater eingefunden. Ion Caramitru eröffnete die Veranstaltung und führte durch den Abend. Kein anderes Wort ist in den Reden öfter gefallen wie „Werte“: Werte schaffen, Werte fördern, Werte ins Rampenlicht rücken.
Für die Temeswarer ist die Gala eine ertragreiche gewesen: Intendantin Ada Lupu nahm den Preis entgegen, der dem Nationaltheater für „außergewöhnliche Projekte und bemerkenswerte Realisierungen“, konkret für die Einrichtung des Saals Nr. 2, vergeben wurde. Es folgte ein Spezialpreis, der an die Schauspielerin Irene Flamann Catalina vom Nationaltheater Temeswar ging, für „ein Leben, das sie dem Theater gewidmet hat“. Ein Preis für Mäzenat ging an eine Temeswarer Firma. Dann kam es auch zum Preis, den Ion Caramitru, der UNITER-Präsident vergeben hat: an Simona Neumann, der Geschäftsführerin des Vereins „Temeswar – Kulturhauptstadt Europas 2021“.
Zum Schluss folgten die großen Preise: Beste Aufführung wurde diesmal „Amadeus“ in der Regie von Victor Ioan Frunz² am Theater „Metropolis“ in Bukarest.
Einige Worte von Ion Caramitru und Bürgermeister Nicolae Robu sollten die Temeswarer glücklich stimmen: 2021 soll die UNITER-Gala wieder in Temeswar veranstaltet werden, ebenso versprach Ion Caramitru, die Mitglieder des Europäischen Kulturparlaments dazu zu bewegen, 2021 die Tagung des Parlaments in Temeswar zu halten. Eine andere Großveranstaltung, die sich die Temeswarer im Kulturhauptstadtjahr hier wünschen, ist das Nationale Theaterfestival. Temeswar ist somit nicht nur für diesen einen Abend zu einer Hauptstadt des Theaters gekürt worden.