Zugegeben, eine oder auch mehrere Botox-Spritzen verhelfen der alten Dame Temeswar nicht mehr zu ihrem alten Glanz, deshalb hat sich die Stadt auch für ein komplettes Facelifting entschieden, was nicht allein im Zuge der Kandidatur für den Titel einer Kulturhauptstadt Europas 2021 sinnvoll ist, sondern durchaus auch für den Alltag der Temeswarer von Nutzen.
Tatsächlich ist die Stadt umgekrempelt, worüber die Bewohner auch gerne schimpfen, ist doch der Verkehr, vor allem in der Stadtmitte stark beeinträchtigt. Aber als Temeswarerin habe ich es doch gern, dass diese Arbeiten durchgeführt werden, die ja das Stadtbild moderner und ansehnlicher machen werden. Die Stadtverwaltung verspricht, dass sich die Temeswarer ab 2016 der Stadt mehr erfreuen werden. Außerdem kann ich mich an einen Besuch in Hermannstadt/Sibiu ein Jahr vor dem großen Event der „Kulturhauptstadt Europas“ erinnern, wo auch überall gearbeitet, renoviert und restauriert wurde, was sich durchaus gelohnt hat und auch heute noch sehen lässt.
„Alle Arbeiten sind unbedingt notwendig. Unsere großen Projekte sind eigentlich Infrastrukturarbeiten, die zum Erfolg der Kandidatur beitragen werden: die Modernisierung der Stadtinfrastruktur etwa der Verkehr um und auf der Michelangelo-Brücke, die Wiederinstandsetzung der Bega-Ufer sowie die komplette Restaurierung der Altstadt, indem zehn Straßen und vier Plätze in eine mit natürlichen Steinen bepflasterten Fußgängerzone umgewandelt werden. Dazu soll auch die kulturelle Infrastruktur verbessert, indem neue, manche davon unkonventionelle Räume erschlossen werden,“ erklärte Bürgermeister Nicolae Robu für die BZ.
Was das Konzept der Kandidatur betrifft, meinte der Bürgermeister: „Ich warte, dass noch mehr vorgeschlagen wird. Tatsächlich wurde vor kurzem die Bega als kultureller und touristischer Attraktionspunkt präsentiert. Die Bega ist ein Symbol unserer Stadt mit äußerst großem Potenzial, das noch nicht richtig ausgebeutet wird. Die Stadtverwaltung wickelt zur Zeit ein komplexes Projekt für die Instandsetzung der Bega-Ufern aus EU-Geldern ab: es sollen Gehsteige und Fahrradwege, Haltestellen für die Ausleihe von Fahrrädern, Spielplätze, sowie Plätze für die Angler eingerichtet werden, dazu auch Plätze für kulturelle Events, Terrassen auf schwimmenden Brücken, neun Haltestellen für Vaporetti. Die Arbeiten erfolgen auf 10,9 Kilometern, beiderseits der Bega, von dem Wasserwerk bis zur Modoş-Brücke.“
Nächstes Jahr, bis das Projekt abläuft, werden noch Infrastrukturarbeiten durchgeführt, aber schon werden sich die Temeswarer einiger Freizeitgelegenheiten erfreuen. „In den folgenden Jahren werden wir noch an der Einrichtung verschiedener Plätze an den Ufern entlang arbeiten, wo dann kulturelle Events organisiert werden können. Zum Beispiel ist Bega Boulevard ein jetzt schon wichtiges Festival, es soll aber euroregionale Bedeutung erreichen,“ so Bürgermeister Nicolae Robu.
Was sich der Bürgermeister seitens der Stadtbewohner wünschen würde: „Ich danke den Bürgern für die Unterstützung der Kandidatur unserer Stadt, die Gemeinschaft hat ihre Solidarität wiedergefunden und das ist uns extrem wichtig. Ich wünschte mir, die Leute mehr einzubinden, die im Bereich der Kultur aktiv sind, die Spezialisten im Kulturmanagement, Kulturtourismus, Design und nicht nur. Ich wünschte mir eine dynamischere, kreativere Atmosphäre in dem Ausarbeiten des Programms der Kandidatur. Ich wünsche mir, dass die Bürger sich zivilisiert benehmen, dass sie das Privateigentum wie auch das Gemeinschaftseigentum pflegen und in je größerer Zahl an den kulturellen Events der Stadt teilnehmen. Seitens der Wirtschaftsträger wünsche ich mir eine größere Einbindung, weil sie auch von der Kandidatur unserer Stadt gewinnen werden“.