Das kulturelle Temeswar lebt nicht (nur) von Institutionen, die einzelnen Kulturschaffenden sind es, die das Stadtbild verändern.
Alexandra Gu]u ist jedem Liebhaber der klassischen Musik in Temeswar bekannt: wenn die Grande Dame der Temeswarer Philharmoniker ein Cello-Solo spielt, ist der Saal voll und das Publikum verlangt jedes Mal Zugabe.
In Alexandra Gutus Händen wird das Cello lebendig: „Das Cello ist eigentlich ein Familienmitglied, wenn man bedenkt, dass ich es seit meinem achten Lebensjahr in den Armen halte und es in meinen Händen vibriert. Ich glaube, dass ich mehr Zeit mit ihm als mit jeder anderen mir nahestehenden Person, auch mit meinen Eltern, verbracht habe, denn ich bin viel gereist. Man kann schon sagen, dass das Cello eine Person ist, denn es hat auch einen Namen. Dieses Cello besitze ich seit meiner Schulzeit, seit der 6. Klasse; es hat, weil es mich schon so lange begleitet, auch einen Namen bekommen: Mister Cello. Es gibt viel Wirbel um das Cello, es ist auch auf Reisen verlorengegangen, seitdem bekommt es auf allen Flügen sein eigenes Ticket mit der Aufschrift «Mister Cello»“.
Alexandra Gutu ist auch weit über die Grenzen bekannt: Tourneen haben sie nach Deutschland, Frankreich, in die USA, nach Kanada, Italien, Hawaii, China, Thailand, Malaysia, Taiwan und Russland gebracht. Die Preise bei internationalen Wettbewerben in Bologna, Budapest, Florenz, Moskau, Prag oder Rom oder die Aufnahmen bei Electrecord (in Rumänien), Claves (in der Schweiz) und in den USA sprechen ebenfalls für das Talent der Cellistin.
Das Studium des Streichinstruments hat Alexandra Gutu in der Kindheit mit Simion Zimmer begonnen, später hat sie die Cello-Klasse bei Serafim Antropov am Bukarester Konservatorium besucht. Es folgten Ausbildungen in Paris und Salzburg. Seit dem Abschluss ist sie bei der Philharmonie „Banatul“ in Temeswar tätig. Außerdem konzertiert sie als Mitglied des Trios „Palladio“ (Italien), des Streichquartetts der hiesigen Philharmonie und des Cello-Quartetts, zu dem noch Marin Cazacu, Olga Mănescu und Răzvan Suma gehören, im In- und Ausland. Vielen schon bekannten Cellisten war Alexandra Gutu eine wertvolle Mentorin.
Nun wurde der beliebten Solistin auch eine Foto- und Grafikausstellung „Zwischen Taktilem und Unantastbarem“ gewidmet, die noch bis zum 25. Januar im Ausstellungssaal des Temeswarer Bürgermeisteramtes (am Victoriei-Platz Nr. 5) besucht werden kann. Die Fotografien, die von Florin Ianas stammen, werden von Grafiken begleitet, die Andreea Maran, eine junge Absolventin der Kunst- und Design-Fakultät, realisiert hat. Die Ausstellung gehört zu einer Reihe von Veranstaltungen, die großen Künstlern gewidmet sind und stellt „eine Hommage auf eine große Künstlerin“ dar, wie Carol David, Professor an der Kunsthochschule der West-Universität Temeswar, bei der Vernissage hervorgehoben hat: „Die Musik, eine Kunst der Zeit, wird durch Fotografien und Grafiken in eine Kunst des Raumes verwandelt. Es ist eine Ausstellung, die die Introversion, die Tiefe der Träumerei, die Harmonie thematisiert. Die Konvergenzen Musik – Plastik sind äußerst fruchtbar.“
Wenn die Vernissage der Ausstellung vorwiegend unter Freunden stattgefunden hat, so ist am Freitag, dem 23. Januar, ein breites Publikum zu einem Konzert der Philharmoniker eingeladen, bei dem Alexandra Gutu als Solistin auftritt. Unter dem Stab des argentinischen Dirigenten Ramiro Arista werden südamerikanische Rhythmen von Aldemaro Romero, José Bragato, Astor Piazzolla und Ariel Ramírez erklingen. „Ein neues Programm für mich“, meinte Alexandra Gutu, die als Solistin neben dem Tenor Remus Alazaroaie auftreten wird.
Als gebürtige Temeswarerin ist Alexandra Gutu ihrer Stadt sehr verbunden: „es ist die Stadt, in der ich jedes Mal wiederkehre, die Stadt, die meiner Seele am nächsten steht“. So kann sich die Künstlerin nur wünschen, dass Temeswar den Titel einer Kulturhauptstadt Europas 2021 erhält: „Da ich stolz auf meine Stadt bin, wünsche ich mir, dass sie noch schöner und kulturell reicher wird. Es wäre wundervoll, wenn Temeswar diesen Titel gewinnen würde. Wenn ich nur irgendwie helfen kann, dann werde ich es auch tun“.