Unstimmigkeiten zwischen Vorstand und Mitgliedern

Erste ordentliche Mitgliedervollversammlung der RDKG Temeswar

Einen gespaltenen Vorstand ergab die erste ordentliche Mitgliedervollversammlung der Rumänisch-Deutschen Kulturgesellschaft Temeswar (RDKG) in diesem Jahr. Zankapfel ist die unterschiedliche Auffassung über die Tätigkeit der Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar (DKuZ), Alina Baciu. Da diese selbst Vorstandsmitglied der RDKG ist, steht es im Vorstand 3:2, d.h. zugunsten der Leitung des DKuZ.

Die Gehaltserhöhung bei reduziertem Arbeitsprogramm, die Unterzeichnung sämtlicher Unterlagen und die Eigenevaluierung werden u.a. der Leiterin des DKuZ vorgeworfen. Empört über die jährlich beantragte Gehaltserhöhung von Alina Baciu bei nur sechs Arbeitsstunden am Tag zeigte sich Univ.-Prof. Dr. Roxana Nubert, Gründungsmitglied und ehemalige Vorstandsvorsitzende der RDKG.

Für Unruhe und Unstimmigkeiten sorgte auch die Unterzeichnung verschiedener Unterlagen wie beispielsweise der Jahresbilanz 2014 oder eines Nachvertrags für zusätzliche Urlaubszeit, die Alina Baciu für sich selbst unterschrieben hatte. Zu ihrer Verteidigung führte die Leiterin des DKuZ die neue Personalpolitik und die Satzung der RDKG an.

Die vielleicht größten Proteste unter den Mitgliedern löste die interne Regelung zur Organisierung des Vorstands der RDKG aus. Diese wurde von Dr. Dan Cărămidariu, selbst ehemaliger Vorstandsvorsitzender, als eine „Entmachtung des Vorstands“ bezeichnet.

In Frage gestellt wurde auch die Tätigkeit des Deutschen Kulturzentrums: Bogdan Dascălu wollte wissen, in welchem Maße das DKuZ zur Gestaltung des eigenen Kulturprogramms beiträgt und ob es nicht bloß Partner an gemeinsam mit anderen Institutionen veranstalteten Projekten sei.

Fast eine Tradition sind die Austritte aus der RDKG geworden, der jüngste davon jener von Univ.-Doz. Dr. Angelika Ionaș, eines weiteren Gründungs- und langjährigen Vorstandsmitglieds der RDGK. Ihre Begründung dazu: „da meine eigene Meinung mit der gegenwärtigen Entwicklung nicht zu vereinbaren ist“. Prompt verwies Univ.-Prof. Dr. Roxana Nubert auf die Austritte anderer RDKG-Gründungsmitglieder, wie die ehemalige DSTT-Intendantin Ida Jarczek-Gaza, und Elke Sabiel, eine andere ehemalige RDKG-Vorstandsvorsitzende, die sich alle wegen Unzufriedenheiten mit der Leitung der DKuZ zurückgezogen hätten. Nicht zuletzt wurden auch vier neue Mitglieder in die RDKG angenommen.


Leserbrief zum Artikel „Unstimmigkeiten zwischen Vorstand und Mitgliedern. Erste ordentliche Mitgliedervollversammlung der RDKG Temeswar“, in der Banater Zeitung vom 6. Mai 2015

Bezug nehmend zum oben genannten Artikel sowie zum auf der Homepage der ADZ/BZ veröffentlichen Kommentar von Peter Hochmuth, z. Z. stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Rumänischen Kulturgesellschaft Temeswar, möchte ich folgendes klarstellen:

Die Berichterstattung von Frau Sur entspricht vollkommen der Tatsachen und zeugt von der Objektivität der Journalistin, die genau und detailgetreu die wichtigsten Probleme geschildert hat, die bei der Vollversammlung zur Sprache kamen. Insofern entbehrt der von Peter Hochmuth im Internet unterzeichnete Kommentar jedweder Grundlage, war er doch, wie er ja selbst zugibt, nicht anwesend. Unterstrichen werden muss auch die Tatsache, dass es jedem x-beliebigen Außenstehenden ganz klar gewesen wäre, dass es im Vorstand der Kulturgesellschaft brodelt, und zwar heftig, denn allein der von der Leiterin des Kulturzentrums, Alina Baciu, gepflegte Ton im Gespräch mit der gewählten Vorsitzenden des Vereins, Eleonora Ringler-Pascu, bewies dies hinreichend.

Alle im Zeitungsbeitrag genannten Probleme hinsichtlich der Beziehung zwischen Leitung des Kulturzentrums und dem Vorstand der Kulturgesellschaft sind wahr, manche stammen sogar aus der Vergangenheit. Denn die Versuche der Leitung des Kulturzentrums den Vorstand der Kulturgesellschaft und somit die Kulturgesellschaft zu entmachten, durch gezielte Änderungen der Satzung sowie durch die Einführung einer sogenannten Regelung für die Tätigkeit des Vorstandes, sind gar nicht neu. Sie waren ein Gesprächsthema sowohl unter der ehemaligen Vorsitzenden Elke Sabiel, als auch unter meinem einjährigen interimistischen Vorsitz (Dezember 2013 - Dezember 2014). Die Wahrung der Interessen der Kulturgesellschaft vor Augen, konnte der Vorstand der Kulturgesellschaft in den Jahren 2011 bis 2014 solche Versuche jedes Mal abblocken, doch nun scheint der Traum der Leitung des Kulturzentrums, diesen in absolutem Alleingang zu leiten, fast in Erfüllung zu gehen. 

Schade nur, dass über die Zustände im Vorstand der Kulturgesellschaft in der Zeitung berichtet wurde. Dass dies zum großen Ärger der Leitung des Kulturzentrums geschah, beweist der Versuch dieser, sowohl auf die berichtende Journalistin Druck auszuüben, als auch die Idee in die Welt zu setzen, wonach über das Leben eines Vereins nicht berichtet werden darf und dass man interne Angelegenheiten nur intern klären soll. Im Prinzip dürfte das ja so sein. Eine objektive Berichterstattung aber, die Probleme beim Namen nennt, trägt sicherlich dazu bei, dass über die Zustände in diesem Verein auch andere Parteien erfahren, nämlich jene, die in den letzten Jahren fast ausschließlich die Sicht der Leitung des Zentrums zu hören bekamen und die selbst an diesem Verein und an das von ihm eingerichtete Kulturzentrum interessiert sind, zum Beispiel das Goethe-Institut in Bukarest.

Dr. Dan Caramidariu, Mitglied der Deutsch-Rumänischen Kulturgesellschaft Temeswar seit 2004, Vorstandsmitglied und stellvertr. Vorsitzender 2011 - 2013, Interimsvorsitzender 2013 - 2014. 

 

LESERBRIEF  zum Artikel

           „Unstimmigkeiten zwischen Vorstand & Mitgliedern“ BZ vom 6. Mai

Es ist ja nicht das erste Mal dass von Außenstehenden versucht wird, im Verbund mit der jeweiligen Leitung des Deutschen Kulturzentrums, die Zuständigkeit der Rumänisch-Deutschen Kulturgesellschaft zu beschneiden. 

Ich war knapp 10 Wochen im Amt, als Anfang Februar 2009, in Anwesenheit des damaligen Konsuls und der Leiterin des GOETHE-Instituts, der Kulturgesellschaft, als Träger des Kulturzentrums, eine Kürzung der Projektmittel in Höhe von 50% drohte. Einsparungen waren angesagt! Umfangreiche Zukunftspapiere wurden erstellt, auch eine kommerzielle Betreibung des Sprachunterrichts diskutiert, sowie überlegt, dass maßgebliche Zuständigkeiten der KG, die allerdings in der entsprechenden Satzung nach wie vor festgeschrieben sind, an die Leitung des DKuZ übertragen werden sollten. Unser Kommentar seinerzeit: ‚dann können wir die KG auflösen‘. Danach war zunächst einmal Ruhe!

Weder Dr. Angelika Ionas, die als meine Stellvertreterin im Februar 2009 dabei war, noch ich gehören zu den Gründungsmitgliedern der KG - schließlich wollen wir doch bei den „Tatsachen“ bleiben! Wohl die ehemaligen Vorstandsmitglieder Werner Kremm und Maria Stein, die bereits vor etlichen Monaten aus der KG ausgetreten sind. Beide kommen aus der „NBZ/BZ“ !

Die seinerzeitige Leiterin des DKuZ, entsandt durch die BOSCH- Stiftung, wurde im März 2010 vorzeitig zurückberufen. Sofort wurde kolportiert, dass dies  nur durch meine Interven- tion  geschah. Weit gefehlt. Es war ein offizielles Schreiben seitens einer der Mitarbeiterinnen des DKuZ (im Namen aller KollegInnen) an die BOSCH- Stiftung, das zu der vorzeitigen Abberufung führte.

Nun hat es die KG erneut mit einer Diskussion im Blick auf ihre „Entmachtung“ zu tun! Was bezweckt die Leiterin des DKuZ damit? Warum bemüht sie sich, ohne Frage mit juristischer Unterstützung, ein mehrere Seiten umfassendes ‚Regulament Intern‘  zu erstellen, um die Trägerorganisation des Kulturzentrums ein für alle Mal in die Bedeutungslosigkeit zu schicken? Dass Mitglieder des Vorstands loyal hinter ihr stehen, konnte man bereits in der Internetkommentierung des o.g. Beitrags lesen - ein Hinweis auf die Richtigkeit der Berichterstattung! 

Die Projektmaßnahmen des DKuZ werden über das GOETHE-Institut, Bukarest, vom Auswärtigen Amt, Berlin, finanziert, unter Berücksichtigung der rumänischen und deutschen Gesetzgebung. Dass die Leiterin des Kulturzentrums überhaupt im Vorstand der KG Sitz und Stimme hat, ist ungewöhnlich, denn so kann sie sich selbst kontrollieren. Meine Rückfrage an den damals in Temeswar amtierenden Konsul ergab, dass es aus aktuellen Überlegungen eine wohl vorübergehende  Entscheidung sein sollte, die dann aber einem Automatismus unterlag.

Der Sprung in die Demokratie war für die Rumänen nach 1989 alles andere als leicht! Auch heute fehlt es vieler Orts an Transparenz und Kommunikation  - dies habe auch ich immer wieder  bei der jetzigen Leitung des DKuZ feststellen müssen. Aber das DKuZ ist doch keine geheime Institution, und daher ist eine sachliche und objektive Berichterstattung mehr als erwünscht, ohne Zensur wie in ehemals kommunistischen Zeiten üblich!

Elke Sabiel  

Vors. der KG, 2008-2013