Während sich in Reschitza und im Banater Bergland das Image der Universität „Eftimie Murgu“ (UEM) weiterhin massiv verschlechtert durch die Enthüllungen und Anzeigen über die Korruption und deren Ausmaß sowie den Kuhhandel mit Diplom- und Doktorarbeiten sowie Masterdissertationen (Grundpreis einer fertigen Abschlussarbeit: 250 Euro, Benotung des „Käufers“/der „Käuferin“ seitens der Prüfungskommission, in der nicht selten der/die „VerkäuferIn“ saß: zwischen 9,50 und Höchstnote 10), haben die Verhandlungen zur Übernahme durch Absorption der UEM durch die Temeswarer West-Universität (UVT) begonnen. Dazu wurden in Reschitza, an der UEM, die Grundvoraussetzungen geschaffen und die Verhandlungsführer bevollmächtigt. Rektorin Prof. Dr. Doina Frunzăverde gab zwischendurch bekannt, dass sie „nach acht Jahren Hochschulverwaltung“ die Sache satt habe und sich auf ihre Hochschulkarriere konzentrieren möchte, zumal sie ab 2016 das Recht hat, Doktorarbeiten anzuleiten und zumal sie (als ausgezeichnete Sprecherin des Deutschen und Englischen) zahlreiche Einladungen zu Gastprofessuren im (nicht nur) deutschsprachigen Ausland hat, als anerkannte Fachfrau in der Materialkunde. Zudem deutete sie vag an, dass sie „einen sehr schönen Platz in einer Struktur“ anvisiere, „die, vielleicht, höhere Ansprüche zu stellen bereit ist“.
Die Anzeigen und Anhörungen der Staatsanwälte der Nationalen Antikorruptionsdirektion DNA werden durch die Tatsache angetrieben, dass es eine Regelung gibt, die denjenigen, die Selbstanzeige erstatten, bevor sie der Gesetzesübertretungen überführt werden, in weitem Maß Straffreiheit zugesichert wird. So mangelt es den Staatsanwälten nicht an vor ihren Zimmern Schlange stehenden Absolventen der Reschitzaer Hochschule, die eigentlich immer das selbe erzählen: der- oder diejenige der Hochschullehrer habe ihnen zum Preis von ... (in der Regel waren es 200-250 Euro) fertige Abschlussarbeiten mehr oder weniger direkt zum Kauf angeboten und sie hätten den Deal akzeptiert. Dass da bei eifrigen „Verkäufern“ richtig stattliche Summen zusammenkamen, das zeigt eine Zwischenbilanz der Staatsanwaltschaft: es gab an der UEM derart raffgierige „Hochschullehrkräfte“, dass die an manchen Tagen Abschlussarbeiten für glatt um die 1000 Euro „verkauften“.
Inzwischen haben der Senat der UEM und der Verwaltungsrat der Universität in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, die Verhandlungen zur Fusion durch Absorption der UEM durch die UVT zu starten. Das Mandat der Verhandlungskommission, die ernannt wurde, besteht hauptsächlich „in der Harmonisierung der Termine und Prozedere und der Ausarbeitung des Fusionsvertrags – der dann von den beiden Institutionen im jeweiligen Universitätssenat genehmigt werden muss. Das letzte Wort dazu hat das Ministerium für Bildung und Wissenschaftliche Forschung. Als Präzedenzfall wird die Fusion durch Absorption der Norduniversität Baia Mare mit der Klausenburger „Babeş-Bólyai“-Universität angesehen. Und im Banat gibt es das Fusionsverfahren zwischen der West-Universität und der Technischen Hochschule „Politehnica“.
Eifrigste Befürworterin der Fusion ist die UEM-Rektorin Doina Frunzăverde. Ihr Hauptargument ist die krasse Unterfinanzierung der Reschitzaer Hochschule. Und die Tatsache, dass der starke Rückgang der Geburtenziffern im Banater Bergland und dessen Entvölkerung durch die De-Industrialisierung dazu führt, dass immer weniger Schüler sich der Reifeprüfung stellen (und sie schaffen) und also immer weniger Studenten an der UEM inskribieren. Dazu kommt, dass die UEM einen monatlichen Finanzierungsbedarf von 470.000 Lei (+ 100.000 Lei Büroausgaben) hat, aber vom Ministerium nur insgesamt 433.000 Lei überwiesen bekommt. Immerhin wird hier eine umbaute Fläche von 34.000 Quadratmetern verwaltet und man betreut rund 5500 Studenten.
Übrigens: von den 159 Arbeitnehmern der UEM waren bei der Urabstimmung über die Fusion 145 anwesend und von 128 gültig abgegebenen Stimmen waren 98 dafür und 30 dagegen. Dass der Senat und der Verwaltungsrat der Temeswarer UVT vorher einstimmig für die Fusion mit der UEM gestimmt hatte, habe Rektorin Doina Frunzăverde „mit Freude erfüllt“. Es sei „eine gute Perspektive, Teil der Temeswarer West-Universität zu sein“, meinte sie und erregte in Reschitza damit keine reine Freude: „Eine solche Erklärung ist eine Schande“, erregte sich einer der pensionierten Hochschullehrer der UEM, der allerdings nicht genannt werden wollte. „Das zeigt doch bloß die Tatsache, dass das Bündel der Schuld dem Nachbarn über den Zaun geworfen wird, wenn plötzlich die Frau Frunzăverde als Retterin jener Universität posiert, die sie zugrunde gerichtet hat durch falsche Personalwahl und falsche Beförderungspolitik. Denn schließlich und endlich haben die heutigen Hochschullehrer, die alle in ihrem Mandat hochgekommen sind, das Bild dieser Universität von Grund auf zerstört. Das hat nicht einmal mit Unterfinanzierung – die es tatsächlich und zweifelsfrei gibt – zu tun.“
Nicht zuletzt bleibt die im Banater Bergland immer entscheidende Frage des Besitztums, denn die Reschitzaer UEM verfügt über interessante Immobilien im Stadtzentrum von Reschitza, deren Wert auf mehrere Millionen Euro angesetzt wird, und über eine nicht weniger interessante Außenstelle bei Coronini am Eingang zur Donauklamm, wo die ehemalige Garnison der Grenztruppen vom Kreisrat Karasch-Severin der Universität vermacht und von dieser mit Staatsgeldern ausgebaut wurde.