Vater der Expressomaschine posthum geehrt

Enkelsöhne des weltbekannten Erfinders nach Temeswar eingeladen

Der Wasserturm in der Josephstadt soll in ein Illy-Kaffeehaus umgewandelt werden. Foto: Zoltán Pázmány

Der Durft nach frischem Kaffee schwebt in den Cafés über dem Temeswarer Domplatz und am Opernplatz. Vor allem in den kühlen Wintertagen oder an regnerischen Herbst- und Frühlingstagen genießt man einen Expresso umso mehr, wenn man vom Fenster eines Cafés nach draußen blickt und sich mit dem heißen Getränkt verwöhnt. Der intensive Geschmack eines Expressokaffees kann für Kaffeetrinker durch nichts ersetzt werden.

Doch viele Temeswarer schlürfen das erfrischende Gebräu aus ihrer Tasse – oftmals sogar mit roter „Illy”-Inschrift – ohne dabei zu wissen, dass der Vater der Expressomaschine, der überall auf der Welt bekannt ist, genau in Temeswar/Timişoara geboren wurde. Rund 120 Jahre sind es her, seitdem Illy Ferenc in Temeswar, in der Josephstadt (Temeswar war damals Teil der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie) geboren wurde. Nun soll der Vater der Expressomaschine posthum in seiner Geburtsstadt geehrt werden und sogar ein Kaffeehaus soll zu seiner Erinnerung eröffnet werden.

Nachdem er in der Stadt an der Bega aufwuchs, wanderte Illy mit 22 Jahren nach Wien aus und landete nach dem ersten Weltkrieg in Italien, in der Hafenstadt Triest(e) an der Adria. Dort baute er die sogenannte Illy Illetta – ein Gerät, das als Vorläufer der heute üblichen Expressomaschine gilt. Er lebte dort bis zu seinem Tod, 1956.

Die Nachkommen des Erfinders werden vom Temeswarer Bürgermeisteramt extra nach Temeswar eingeladen, damit sie ein Ehrendiplom als Anerkennung für Ferenc/Franz/Francesco Illy bekommen. Dies wird auch vom Förderverein „Temeswar Kulturhauptstadt 2021” unterstützt. „Wir laden somit die beiden gegenwärtigen Leiter der Illy-Gesellschaft, Andrea und Riccardo Illy, in die Geburtsstadt ihres Großvaters ein. Damit möchten wir die Multikulturalität der Stadt fördern und uns einmal mehr an die zahlreichen wichtigen Gestalten der Stadt erinnern”, sagt Simona Neumann, Leiterin des Fördervereins.

Der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu wird für Francesco Illy den Wasserturm aus der Josephstadt in ein Illy-Café umbauen lassen. „Wir möchten die Stadt durch alles, was wertvoll war, fördern. Temeswar soll überall als eine Stadt der Innovation bekannt werden”, sagt Robu.

Der Illy-Kaffee wird in zahlreichen Cafés der Stadt serviert, trotzdem gibt es in Temeswar kein offizielles Illy-Kaffeehaus. Espressamente Illy heißt die Kaffeebar-Kette, die rund um die Welt zu finden ist. Eine Franchise soll nun auch in Temeswar eröffnet werden.

In Temeswar ist Ferenc (Francesco) Illy nur noch in den Archivregistern der römisch-katholischen Kirche zu finden. Er wurde am 7. Oktober 1892 in der Josephstadt geboren. Seit Vater, János Illy, war ein ungarischer Tischler, seine Mutter, Rössler Aloisia, war Deutsche. Illy schloss die Piaristen-Schule 1904 ab und wurde noch vor seinem Auswandern Buchhalter. Mit der 1933 patentierten Inertgastechnik gelang Franz/Ferenc/Franceso Illy die Haltbarmachung des handelsfertigen Mahlkaffees unter Beibehaltung aller Aromen und Inhaltsstoffe. Heute noch wird die selbe Technik angewandt: Metalldosen werden mit Inertgas gefüllt und nach der Füllung versiegelt.

Nach dem Tod des Temeswarer Erfinders wurde das Geschäft von seinem Sohn Ernö/Ernesto Illy übernommen. Bis 2004 war er Präsident der Firma, bis zu seinem Tod 2008 fungierte er als Ehrenpräsident der selben. Nun führen traditionsgemäß die Enkel des Erfinders, Andrea und Riccardo, die Gesellschaft weiter.