Es ging eine Sonne auf, nachdem Marius Vlad Budoiu das Publikum mit „Nessun Dorma“ verzauberte. Den Zuschauern stockte der Atem, als der Tenor die bekannteste Arie der Welt sang. Ein Beweis für die Macht der Liebe, die einen so starken und wirkungsvollen Eindruck hinterlässt, dass man sich als Zuschauer unfreiwillig die Frage stellen musste, wieso die herzlose Prinzessin nicht längst diesem Unbekannten verfallen ist. Die siebte Auflage des Opern- und Operettenfestivals lockte erneut Hunderte von Temeswarern in den Rosenpark, wo jeden Abend die Nationaloper in Temeswar/Timişoara Meisterwerke der Weltoper aufführte. Nach einem grandiosen Auftakt am Freitagabend mit Giuseppe Verdis Oper „Traviata“, folgte am Samstag Johann Strauß „Zigeunerbaron“. Mit Giaccomo Puccinis „Turandot“ beendete die Nationaloper das erste Wochenende des Festivals. „Turandot“ bildete den passenden Abschluss .
Der Rosenpark vibrierte geradezu. Marius Vlad Budoiu stand nicht alleine im Rampenlicht. Auch Ştefania Ştefan beeindruckte durch ihre Rolle als die Dienerin Liu, die sich für ihre Liebe zu Calaf opfert. Für Beifallstürme sorgten Dan Patacă, Mircea Dan Petcu und Florin Pop, die Ping, Pang und Pong spielten. Überhaupt glänzten die Schauspieler jeden Abend auf der Freilichtbühne im Rosenpark und hauchten den alten Opernklassikern neues Leben ein. Ob Bogdan Zaharia als Graf Peter Homonay oder Mihaela Marcu als Violetta Valery – alle begeisterten das zahlreiche Publikum. Auch der Laie ließ sich von Budoius Stimme einnehmen, selbst wenn man den Hintergrund der Geschichte nicht kannte. Doch die bebende Stimme des Tenors schaffte es jenseits von Worten dem Publikum klar zu machen, dass der gute Prinz Calaf gedenke, seine schöne, jedoch herzlose Prinzessin zu erobern. Es war fast so, als würde Budoiu um die Gunst des Publikums werben und nicht um die Hand der jungen Frau.
Dass es sich bei dem Opern- und Operettenfestival um ein Erfolgsrezept handelt, beweist auch die Tatsache, dass in diesem Jahr gleich an zwei Wochenenden Vorführungen stattfinden. Viele können sich schon auf eine Opern- und Operettengala am kommenden Freitag freuen, auf die „Lustige Witwe“ am Samstagabend und am Sonntag kommen auch die ganz Kleinen auf ihre Kosten mit der Kinderoper „Der gestiefelte Kater“. Als großer Abschluss führt die Temeswarer Nationaloper am Sonntagabend Giuseppe Verdis „Nabucco“ auf. Immerhin kann sich Temeswar mit einer Oper rühmen, die auch im Ausland für Erfolge gesorgt hat. Der international erfolgreiche Tenor Corneliu Mugur hat sich auch als Operndirektor bewährt. Das behaupten zumindest die Kritiker, die immer wieder die Leistungen des Ensembles loben. Das Opern- und Operettenfestival wird in Zusammenarbeit mit dem Temeswarer Bürgermeisteramt veranstaltet. Es ist eines der wichtigsten Festivals neben „Timişoara muzicală“ die die Nationaloper in Temeswar jährlich organisiert. Das Festival geht an diesem Wochenende weiter.