Reschitza hat auch vor 1989 nicht sehr viel produziert. Aber was Reschitza produzierte, das ließ sich teuer verkaufen und so sah die Wertschöpfungsbilanz der Stadt – und implizite des Verwaltungskreises – nicht schlecht aus. Heute dümpelt das ehemalige Schwerindustriezentrum vor sich hin und Karansebesch stiehlt dem Kreisvorort die (Wirtschafts-)Show. In den vergangenen 24 - 50 Jahren ist der Bergbau nahezu völlig verschwunden – Eisenerz, Kohlen, Kupfer, Buntmetalle und Uran werden nicht mehr gefördert, das Stahl- und Walzwerk aus Ferdinandsberg/Oţelu Roşu ist geschlossen worden, ebenso die ehemalige Waffenschmiede IMR, das Maschinenbauwerk UCMR wurde von seiner früheren Leitung auf ein insolventes ehemaliges Kernwerk zusammengestrichen, während diese selber dicken Speck ansetzten.
Das Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR, wo ehemals 15.000 – 18.000 Arbeitnehmer (na ja, nicht voll...) beschäftigt waren, wird gegenwärtig vom Insolvenzverwalter auf ein Instandhaltungsunternehmen zurechtgestutzt, das dem Energiegiganten Hidroelectrica als Abteilung angeschlossen werden soll. Dazu sind nur noch ein paar Schritte nötig. Die 1700 Beschäftigten, die es noch hier gibt, sind schon seit Monaten mehr im „technischen Ausstand“ bei 75prozentiger Lohnfortzahlung, als dass sie etwas zu tun haben.
Das Stahlwerk TMK, ehemals Eisenhüttenkombinat CSR, hat gegenwärtig weniger als 800 Arbeitnehmer, zahlt aber die höchsten Löhne der Branche in Rumänien und sucht neue Arbeitskräfte. Anscheinend liegen die russischen Besitzer nach wie vor gut im Geschäft und ihre Stahlrohre sind weiterhin für den internationalen Pipelinebau gesucht. TMK hatte 2012 einen Umsatz von 813 Millionen Lei und ist in dieser Hinsicht das mit Abstand führende Unternehmen des Banater Berglands.
Entwicklungspol des Banater Berglands ist aber Karansebesch geworden. Schon das Unternehmen auf Rang 2 in Top der umsatzstärksten Unternehmungen des Banater Berglands, TMD Friction, spricht dafür, der Karansebescher Bremsklötzehersteller für die Automobilindustrie, der sich ursprünglich in Reschitza niederlassen wollte. Die damalige Führung der Stadt Reschitza hat das vertrottelt und so bleiben die Gebühren, die das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 206 Millionen Lei (2012) an die Kommune Karansebesch direkt oder indirekt abführen muss, eben dort. Rang drei im Unternehmenstop belegt das Fleischverarbeitungsunternehmen „C+C“, das im Reschitzaer Vorort Câlnic seinen Hauptstandort hat.
Das ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, zumal „C+C“ auf nahezu keine Tradition in diesem Bereich im Banater Bergland aufbauen konnte und praktisch von Null begann. Der Fleischverarbeiter aus Câlnic/Köllnick hatte einen Jahresumsatz von 142 Millionen Lei. Rang vier und fünf belegen ein weiteres Fleischproduktions- und -verarbeitungsunternehmen, [imon Prodcom Berzovia, im Grunde ein Zulieferer, der Schweinemastbetrieb sowie das Schlachthaus von „C+C“, und ein Holzverarbeitungsunternehmen, Total Asset Management SRL Buchin bei Karansebesch (aufgrund dessen die Gemeinde Buchin die einzige unter den 78 Gemeinden des Banater Berglands ist, die sich selber finanzieren kann, also auf keine Subventionen oder Überweisungen angewiesen ist). Beide Unternehmen haben einen Jahresumsatz von geschätzten 72 Millionen Lei.
Mit zur Spitzengruppe muss auch das Straßenbauunternehmen „Camand“ aus Reschitza gerechnet werden, mit einem Jahresumsatz von 58 Millionen Lei. Leider ist das Unternehmen und sein Hauptaktionär in den vergangenen Monaten durch negative Schlagzeilen aufgefallen bezüglich einer massiven Steuerhinterziehung und diversen Tricks mit der Mehrwertsteuerrückerstattung, durch welche „Camand“ und weitere ein Dutzend Unternehmen aus Karasch-Severin und aus dem Nachbarkreis Mehedinţi sich illegal über 200 Millionen Lei angeeignet haben sollen, durch eine Kette fiktiver Rechnungen von und an fiktive Firmen.
Im Zwielicht steht „Camand“ ohnehin schon seit Jahren, weil das Unternehmen, wie verhext, alle Ausschreibungen der Stadt Reschitza für Straßenbau- und Infrastrukturprojekte für sich entscheidet.
Bezüglich der Beschäftigten belegt nach wie vor das Reschitzaer Maschinenbauwerk Rang eins im Banater Bergland mit 1700 Arbeitnehmern. Es folgt auf Rang zwei das Stahlwerk TMK mit 765 Arbeitnehmern und auf Rang drei der Siedlungswasser-Dienstleister Aquacaraş mit 717 Arbeitnehmern – alle mit Hauptsitz in Reschitza. Ziemlich abgeschlagen folgen Trapezio Textile (einer der letzten italienischen Anbietern von Lohnarbeit in Reschitza) und „C+C“ mit 391 bzw. 330 Arbeitnehmern (beim Fleischverarbeiter sind hier auch die landesweit verteilt Beschäftigten des Vertriebsnetzwerks eingeschlossen) und der Fahrrad- und Sportausstattungesproduzent VeloCity/Next City, mit 279 Arbeitnehmern.
Nicht in diese Übersicht aufgenommen sind die rund 3400 Arbeitnehmer, die direkt oder indirekt zum Kreisrat gehören bzw. über den Kreisrat – also den Staat – ihre Bezahlung bekommen. Somit ist im Grunde genommen der Staat über den Kreisrat der größte Arbeitgeber im Banater Bergland, wobei seine Arbeitsplätze – ausgenommen Soziales und Kultur – hauptsächlich in der Verwaltung und in der Bürokratie angesiedelt sind.
Insgesamt gibt es im Banater Bergland laut Auskunft des Territorialinspektorats für Arbeit ITM gegenwärtig 55.025 „aktive Arbeitsverträge“. 48.109 sind unbefristet, 6.916 sind befristet, mit eventueller Option seitens der Arbeitgeber auf ungefristete oder befristete Verlängerung. Zum Vergleich: im Spätherbst 1989 waren allein in den beiden Reschitzaer Großwerken, dem Maschinenbauwerk und dem Eisenverhüttungskombinat, rund 25.000 Menschen beschäftigt.