Vom Schriftsetzer bis zum Chefredakteur

Anekdoten aus der Geschichte der Temeswarer Presse

Der Temeswarer Schauspieler Alexander "Buju"Ternovits , heute 89 Jahre alt, trat in der kommunistischen Epoche mit großem Erfolg in DSTT - Unterhaltungsabenden als Josefstädter Franzi auf

Ausdauer

Franz Blaskovits schrieb eine Artikelserie für die „Banater Deutsche Zeitung“. Der Chefredakteur fragte ihn: „Sind Sie noch nicht müde, täglich über dasselbe Thema zu schreiben?“„Man muss so lange in die Kerbe schlagen, bis die Leute es glauben!“

Was stimmen muss

Für die Samstagnummer fehlte der Sportbericht. Der Reporter zögerte, ihn abzuliefern und sagte: „Ich weiß nicht, ob alles stimmt!“

Der Chefredakteur der Zeitung antwortete schlagfertig: „Bei einem Fußballspiel muss nur das Ergebnis stimmen.“

Die Verwandtschaft

Heinrich Büchelbauer schrieb für die Wochenschrift „Die Fackel“ Geschichten über den Josefstädter Franzi. Eine Frau hielt Büchelbauer auf der Straße an: „Sind Sie der Bruder vom Josefstädter Franzi?“ „Nein, liebe Frau. Sein Vater!“

Die Begründung

Der Arbeiterführer Josef Gabriel, der Verfasser der „Fünfzigjährigen Geschichte der Banater Arbeiterbewegung“, brachte sein Manuskript seitenweise in die Druckerei. Normal, das erschwerte die Fertigstellung des Buches. „Warum bringen Sie nicht das Manuskript auf einmal, Genosse Gabriel?“ fragte der Meister. „Ja, glaubt ihr denn, ich kann an einem Tag niederschreiben, was in fünfzig Jahren passiert ist?“

Der Wetterbericht

Der Chefredakteur der Temeswarer deutschen Tageszeitung „Neueste Nachrichten“, der Publizist und Schriftsteller Nikolaus Haupt, vergaß, den Wetterbericht abzuliefern. Als ihm das der Metteur mitgeteilt hatte, eilte Haupt ans Fenster, blickte zum Himmel und diktierte dem Setzer seelenruhig:

„Südwestlicher Wind, strichweise Regen, Temperatur leicht veränderlich. Fertig!“

Der Grund

Der Dichter und Publizist Peter Jung saß in einer Gaststätte. Ein Aktionär der „Banater Deutschen Zeitung“ fragte ihn lauthals:„Bezahlen wir Sie, damit Sie hier trinken?“ „Soll ich vielleicht in der Redaktion trinken?“

Der bessere Fall

Als junger Journalist besuchte Hans Liebhardt einen Schriftsteller in Temeswar und bat ihn, für den „Neuen Weg„ zu schreiben.

„Leider habe ich keine Hochschule, Genosse Liebhardt“, wollte sich der Schriftsteller entschuldigen. „Es ist besser, Sie haben Verstand als Hochschule.“

Schwarze Bohnen

Nach einer Fernseh-Aufnahme erhielt Hans Liebhardt viele Briefe. Einige Briefschreiber fragten ihn, warum die eine Sängerin oder der andere Sänger nicht zu hören waren. Hans Liebhardt erklärte dazu: „Aus technischen Gründen sind die Aufnahmen nicht gelungen. Bei einer Fernsehsendung ist es manchmal so wie bei einem Sack mit weißen Bohnen: man greift hinein und erwischt, ohne zu wollen, die schwarzen.“

Aus Hans Mokka „Das unerwartete Geschenk“, Kriterion Verlag Bukarest 1987

Redaktion: Balthasar Waitz