Die Ergebnisse bei der Bakkalaureatsprüfung enttäuschten. Die Durchfallquote betrug mehr als 60 Prozent. Weniger als die Hälfte der Maturanten hatten die Reifeprüfung bestanden. Ende August geht es in die zweite Runde: Über 1.400 Teilnehmer, die im Juli das Bakkalaureat nicht bestanden haben, können die Prüfungen erneut ablegen. Dabei müssen Schüler vier Jahre Unterrichtsstoff schnell wieder aufholen. Die Leitung der West-Universität möchte den Abiturienten helfen. Im Frühjahr gaben Professoren Nachhilfe in den Fächern Rumänisch, Mathematik und Naturwissenschaften.
Aufgrund der schwachen Ergebnisse und der hohen Anzahl an Durchgefallenen hat die West-Universität die Aktion verlängert und bietet Kandidaten, die sich zum Bakkalaureat Ende August stellen, erneut kostenlosen Nachhilfeunterricht an.
Auch Liliana Popa hält dreimal die Woche eineinhalbstündige Nachhilfestunden im Fach Rumänisch. Dabei ist die Zahl an Interessenten sehr gering. In der ersten Woche hätten sich nicht mehr als zwei bis drei Schüler an der Aktion beteiligt. Inzwischen ist die Zahl auf überschaubare sieben gewachsen. Dafür ist die bereitgestellte Aula Magna viel zu groß. Die Universität habe sich wesentlich mehr Teilnehmer erhofft und wurde in ihren Erwartungen enttäuscht.
Auch in den anderen Fächern schaut es nicht anders aus. Im Durchschnitt werden die Nachhilfestunden von zehn Teilnehmern besucht. Dabei sind es vorwiegend Jungen, auch im Fach Rumänisch. Die meisten kommen von Schulen, deren Bakkalaureatsquote bei Null lag. In vier Bildungseinrichtungen des Kreises hatte kein Schüler die Reifeprüfung bestanden. Andi (18) besucht das technische Westkolleg. Laut Liliana Popa hätte der Schüler sich freiwillig für die Nachhilfestunden gemeldet. An literarischen Gattungen wie das Pastell zeigt er allerdings kaum Interesse. „Ich glaube nicht, dass er die Prüfung jetzt im August bestehen wird“, schätzt Popa Andis Chancen ein.
Dafür würde der 18-jährige sich niemals etwas aufschreiben. Anders schaut es bei Bogdan (18) aus. „ Er hat eigentlich die Prüfung in Rumänisch bestanden“, erklärt Popa. Der Kunstschüler möchte eine höhere Note erzielen. Im Juli sei er an einigen Aufgabenstellungen gescheitert. Besonders Mihai Eminescus Dichtung könnte Bogdan nicht verstehen. Ramon (22) kann allgemein die rumänische Sprache schwer verstehen. Er besuchte in Deutschland eine Berufsschule, hatte sich in die Armee eingeschrieben und lebt inzwischen in Rumänien. Nun besucht er die Abendschule und hofft seinen Abschluss zu machen. „Du schreibst dir alles auf, das ist gut“, meint Popa zu Roman, während er seinen Lösungsvorschlag für eine Aufgabenstellung vorliest. „An der Ausdrucksweise hapert es allerdings.“
Popa ist über das schwache Niveau der Schüler enttäuscht. Den Meisten fehlt ein ausreichender Wortschatz, darum können sie sich auch schwer artikulieren. Die Pflichtlektüre hätte keiner gelesen. „ Wer sich jetzt für das Bakkalaureat im August vorbereitet, sollte zumindest die dramatischen Texte und einige Gedichte der Pflichtautoren lesen. Die Romane werden sie wohl kaum schaffen“, meint die Dozentin.