Im Februar 2010 hatte Doru Dumitrescu eine wichtige Botschaft für die Menschheit. In der AKI Halle Nr. 2 aus Enschede stellte Dumitrescu eine rhetorische Frage: Was wirst du anziehen, wenn die Welt untergeht?
Die Installation aus seiner ECO Serie hatte Tage beansprucht und jede Menge Material. Vor der überdimensionalen weißen Wand, worauf der Künstler mit 280 Kilogramm Spiegelglas seine Frage schrieb, breitete sich ein drei Tonnen schwerer Sandteppich aus. Es war eine Heidenarbeit für den Bildhauer und Installationskünstler, der keine Angst davor hat, sich zu verkomplizieren.
Wenn es leicht gehen würde, würde es Dumitrescu nicht machen. Wie er das Material für seine Installation zusammengeklaubt hat, weiß allein er. Geld wurde ihm dafür nicht zur Verfügung gestellt.
Zehn Monate lang verbrachte Dumitrescu in der niederländischen Großstadt Enschede, wo er durch ein Erasmus-Programm an der ArtEZ studieren durfte. Davor hatte er sein Studium in Temeswar/Timişoara abgebrochen, aufgrund finanzieller Probleme. Als er einen Freund in den Niederlanden besuchte, setzte sich Dumitrescu das Ziel, unbedingt dorthin zu kommen. Der Aufenthalt dort öffnete dem jungen Bildhauer die Augen und trug dazu bei, dass er seine ECO-Serie schuf.
„In den Niederlanden zählt jedes Flächenstück“, sagt Dumitrescu. „Alles wird dort genauestens berechnet. Es ist eine ständige Expansion gegen die Natur. Das Frühjahr dort roch so künstlich“, ergänzt der Bildhauer. Aus diesen Feststellungen entstand auch die ECO-Installation „Important message for human species“.
Nicht alle durchschauten Dumitrescus ironische Anspielung. Viele Besucher hätten sich tatsächlich die Frage gestellt, welches Sakko sie für den Weltuntergang bereit legen müssten. Auch Dumitrescu hat eine zwiespältige Beziehung zu der von ihm aufgeworfenen Problematik. Er ist kein erpichter Umweltschützer. Für seine Botschaft wurden Umweltsünden begangen. Schädliche Stoffe wie Plastik kleiden das Werk „Nature“ ein.
Es ist eine geradezu dichterische Ironie. Hier hat der Künstler den Nagel auf den Kopf getroffen. Im Nachhinein scheint das Wie nicht mehr so gewichtig zu sein. Nur Dumitrescu dürfte es noch interessieren, der sich in einer Eisenwarenhandlung wie ein Kind in einem Süßwarengeschäft fühlt.
Besonderen Erfolg haben seine Wood Stones. Dumitrescus Steine, die in einem langwierigen und mühsamen Prozess aus Holz angefertigt werden, halten den Künstler über Wasser. Monatlich schickt der Bildhauer diese Arbeiten nach Holland. Seine Kunden sind ein Blumenhandel und eine Galerie. Wie er als Künstler überleben kann, hat er in Enschede schnell lernen müssen.
Als die Miete überfällig war und er keinen Cent in der Tasche hatte, bot er seiner Vermieterin eine Arbeit von ihm an. Zwei Monatsmieten war der Vermieterin seine Skulptur wert. Für Dumitrescu war es eine herzzerreißende Trennung gewesen. Er verbrachte Wochen damit, ein Duplikat anzufertigen.
Momentan arbeitet der Bildhauer an drei Arbeiten für eine Zahnklinik aus Temeswar. Eines seiner Werke hängt bereits im Schaufenster der Klinik. Zwei Monate lang arbeitete Dumitrescu an „Perceptions“ (Deutsch: Wahrnehmungen). Die gelegentlichen Aufträge braucht Dumitrescu, profitgierig ist er aber nicht. Gelegentliche Kompromisse sind der Preis, den jeder Künstler für seine Freiheit zahlen muss.