Er war ein suchender Dichter. Was Leonard Cohen fand, verarbeitete er in seinen Liedtexten und teilte sie so mit der Welt. Und entgegen den zynischen Zeiten, in denen er lebte, fand er meist das Schöne. Verständlich, wenn man daran denkt, dass Leonard Cohen, 1934 in Montreal als Sohne einer wohlhabenden, einflussreichen jüdischen Familie zur Welt gekommen, eine Antwort auf die Schönheit gesucht hat.
„Ein Pessimist ist jemand, der auf Regen wartet. Aber ich bin schon nass bis auf die Haut“, hat Cohen einmal gesagt. Mit so einer Lebenseinstellung ist es kein Wunder, weshalb Leonard Cohen so viele Leben beeinflusst hat, unabhängig vom Bildungs- oder Wohlstand. Für den Literaturkritiker und Essayisten Mircea Mihăieş gab es niemanden, mit dem man lieber Zeit hätte verbringen wollen. Cohen hätte einem das Gefühl gegeben, man sei die wichtigste Person, die es gibt. Diese Herzlichkeit erhebt Cohen - er ist mehr als bloß ein Singer-Songwriter, Schriftsteller und Dichter. Gerade darum bestürzte sein überraschender Tod, obwohl Cohen durchaus ein langes Leben geführt hat: 82 Jahre alt wurde der Kanadier. Ein dummer Unfall in seinem eigenen Haus kostete ihm sein Leben. Trotzdem heißt es, er sei friedlich im Schlaf gestorben.
Was er hinterlässt sind neben 14 Alben, rund zwölf Bücher und zahlreiche Werke über ihn, geschrieben von Literaten wie Mircea Mihăieş, selber ausgezeichnet für seine kritischen Arbeiten.
2005 erschien sein Buch „Das Leben, die Leidenschaften und Lieder Leonard Cohens“, jetzt wieder aktuell geworden, aufgrund von Leonard Cohens Tod.
Das im Polirom-Verlag erschienene Buch von Mihăieş ist mehr als bloß Biografie. Der Literaturkritiker versucht, auch das Wesen Cohens einzufangen, sprich die Seele des Künstlers, und hat darum auch 35 von Cohens Gedichten ins Rumänische übersetzt. Es ist somit mehr als bloß ein Buch mit Fakten zum Leben und Werk.
Cohen, der verlorene Wegweiser
Das Buch zu schreiben war für Mirca Mihăieş eine Muss-Frage. Er konnte es gar nicht „nicht schreiben“, gesteht er. Dafür hat Cohens Musik und Literatur ihn viel zu sehr beeinflusst. Daher die Faszination und diese teilte er mit seiner und den nachkommenden Generationen. Ein Beweis dafür, wie zeitlos Cohens Werk ist.
In Temeswar fand in der Buchhandlung „La Două Bufniţe“ eine Art „Neuveröffentlichung“ des Cohen-Buches von Mihăieş statt. Dass der Literaturkritiker nicht alleine ist, in seinem „Fandom“, bewies die Anzahl an Besuchern bei der abendlichen Lesung und Buchvorstellung.
In Anbetracht der Tatsache, dass Mircea Mihăieş für sein Buch „Ulysses 732“ zum „Rumänischen Autor des Jahres 2016“ gekürt wurde, kann man ihm einen Teil der hohen Besucherzahlen zuschreiben.
Es war die beste Mischung: Einer der erfolgreichsten rumänischen Literaturkritiker stellt einen der weltweit erfolgreichsten Schriftsteller vor. Und das nur Monate, nachdem Bob Dylan den Literaturnobelpreis für sein literarisches Werk erhielt. Nicht weniger groß war und bleibt Leonard Cohen. Wichtige Stimmen einer Generation, deren Musik in den Schlafzimmern von Millionen von Jugendlichen und jungen Menschen auf der ganzen Welt drang und ihnen so etwas über Menschlichkeit und Gerechtigkeit beibrachte. Darum ist Leonard Cohens umso tragischer. Fast schon ein Zeichen dafür, wohin sich die Welt entwickelt. Gerade jetzt bräuchte man eine Stimme wie Cohens, die uns wieder ins Licht führt und uns daran erinnert, was Mensch sein wirklich bedeutet.
Was bleibt sind die Geschichten und Interpretation, doch das Original werden sie nie ersetzen können.