In (fast) jeder ehemals deutschen Banater Ortschaft, steht ein Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs. In der Schule lernt man zwar immer noch, dass die Ermordung des österreichischen Thronfolgers, Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau, am 28. Juni 1914, durch einen angeblich geistesgestörten serbischen Studenten in Sarajevo den ersten Weltkrieg auslöste. Aber das ist einmal mehr die Folge der Qualität des Hochschulunterrichts für Geschichte und der Faulheit der Absolventen, einen bildungsgetrimmten Blick über den Tellerrand zu werfen und die Hochschulindoktrination zu überwinden.
Fakt bleibt – wie in jedem Krieg – dass die Leiden und Opfer, Ursachen und Folgen nicht als Unausweichlichkeit von ereignisimmanentem Geschehen und/oder dem Fatum der Geschichte, sondern aus handfesten politisch-ökonomischen Begehrlichkeiten hervorgingen, für welche die (offiziell) 6,76 Millionen Toten und die rund 20 Millionen Verletzten und Kriegsversehrten überhaupt nichts konnten.
Wenn der seinerzeitige amerikanische Botschafter in Berlin, J.W. Gerard, an seine Regierung schreibt, dass „der Kanzler zweifelsohne nicht mehr bei Verstand ist“, wenn dieser behauptete, dass „die Invasion Belgiens unvermeidlich“ sei, hat der Zeitzeuge recht. Wenn das walzertanzende Wien unterm Druck der ungarischen Reichshälfte seine Nationalitätenfrage unter dem bereits alterschwachen Franz Joseph I nicht mehr in den Griff bekommt, srimmt das ebenso. Wenn die Romanows unter dem Druck der Revolution(en) keine Selbstkonservierungsmittel mehr finden für das Zarentum und die altersschwabbeligen Großmächte Frankreich (getrieben vom Druck des Revanchismus für die „Erniedrigungen“ von 1870/71) und England (in panischer Angst vor der globalen Wirtschafts- und Militärkonkurrenz des aufstrebenden, größenwahnsinnig gewordenen Deutschland preußisch-wilhelminischer Prägung) nur noch im Krieg eine Lösung sehen – dann sah bald keiner mehr einen Weg zum Zurückrudern. Geschweige denn die Hohe Pforte, die längst ihre europäischen „Kanonenträume ausgeträumt“ hatte und sich am Völkermord an den Armeniern gesundstoßen wollte. So kam „La grande Guerre“ allen Potentaten irgendwie gelegen.
Auch den US-Amerikanern, den einzigen, für die der erste Weltkrieg die unterste Stufe zum Thron des Weltpolizisten war. Wie „profitabel“ dieser erste Weltkrieg mit seinen mit zittrigen Fingern unterzeichneten Friedenverträgen in den Pariser Vororten für die Folgestaaten eines „neugeordneten“ Europa mit seinen vor allem in Osteuropa zahlreichen Kleinstaaten war, das sollte in den folgenden vier Jahren ruhig, faktenreich und objektiv diskutiert werden. Vor allem: ohne Hurrapatriotismus.[1]
2014-18 wäre die Gelegenheit, die Banater Denkmäler des erste Weltkriegs zu renovieren. Zur Besinnung[2].
[1] Die Franzosen unter F.Hollande („ein großes nationales Fest“) haben schon mit der Manipulation begonnen, denn die „Histoire“ ist doch eine wunderbare Ablenkung von der Gegenwartsmisere. Die Ungarn trauern seit 95 Jahren. Merkel und Hollande gedenken am 3.August in Berlin der Kriegserklärung an Frankreich. Im September wird (in) Verdun gedacht. Am 11. November weihen die Franzosen eine Gedenkstätte in Notre-Dame-de-Lorette ein, wo angeblich alle Kriegsteilnehmer namentlich verzeichnet werden. Hoffentlich wird an die aus dem Banat und Siebenbürgen stammenden Gefallenen auf den Soldatenfriedhöfen in Haguenau, Dieuse und Soultzmatt und an der Piave nicht vergessen.
[2] Das Wort kommt von „sinnen“, und dieses aus dem Althochdeutschen, d.h. „streben“, „begehren“, bzw. „gehen“, „reisen“, hat also die Grundbedeutung: „Gang“, „Reise“, „Weg“, „Bestreben“, auch mit dem Nebensinn von „Begleitung“ („Gesinde“ gehört auch zu dieser Wortfamilie). In diesem Kontext möge man das Wort in obigem Text verstehen.