Die kriminelle Energie des ehemaligen „Präsidenten-Generaldirektors“ des Maschinenbauwerks UCM Reschitza, Adrian Chebuţiu, und seines Spezis, des vormaligen Chefökonomen des Werks, Adrian Coriolan Preda, scheint keine Grenzen gekannt zu haben, wenn es darum ging, Werksvermögen in eigenes Privatvermögen „umzuwandeln“. Und das auch noch, als sie längst im Visier der Staatsanwälte waren und bereits eine erste Verurteilung rechtskräftig war – zu je fünf Jahren Gefängnis wegen des Versuchs, eine immense Summe Mehrwertsteuer für ein Scheingeschäft mit dem Syrier Said Baaklini und Eugen Bogatu, dem ehemaligen Leiter der Hafendomänen im Schwarzmeerhafens Konstanza, vom Staat „zurückzufordern“.
Diesmal geht es um die Art und Weise, wie das Gespann durch freches Auftreten und Kaltschnäuzigkeit seine ehemaligen Untergebenen aus dem Aufsichtsrat des Maschinenbauwerks UCMR hinters Licht führte – oder einlullte – und dazu verleitete, Chebu]iu als Werksvertreter in den Direktionsrat der Stiftung „Eisenwerke und Domänen Reschitza/Uzinele de Fier şi Domeniile Reşiţa“ und letzterer das Freilicht-Dampflokomotivenmuseum der Stadt zu schenken, worauf Chebuţiu seine neue Stellung dazu nutzte, im Beirat der Stiftung umgehend das Maschinenbauwerk hinauszuwählen und praktisch alleiniger Stiftungsvertreter, ergo eine Art Privatbesitzer des Dampflokomotivenmuseums, zu bleiben. Die Tatsachen sind so verwirrend, dass sie bis zum heutigen Tag kaum von der Staatsanwaltschaft soweit geklärt sind, dass man sie einerseits in irgendeiner Logik berichten kann, andrerseits, dass das Maschinenbauwerk UCM Reschitza halbwegs über eine Handhabe verfügt, um per Gerichtsverfahren wieder in den Besitz der einzigartigen Sammlung von Erzeugnissen des vor 244 Jahren gegründeten Werks zu gelangen.
Ein aalglatter Manipulator
Die Geschichte der feindlichen Übernahme des Dampflokmuseums durch Chebu]iu begann eigentlich schon, bevor er ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten war. Chebu]iu hatte im Verwaltungsrat und in der Generalversammlung der Aktionäre erst mal beste Vorsätze und Vorhaben gezeigt und damit die Aufmerksamkeit der Verantwortungsträger auf das Objekt seiner heimlichen Begierde gelenkt. Er sinnierte laut über die Gründung einer Nichtregierungsorganisation, die das Schicksal der als Stiefkind behandelten Lokomotivenausstellung unter freiem Himmel zum Guten lenken sollte: mittels Assoziierung mit dem Munizipium Reschitza (oder mit dem Kreisrat Karasch-Severin) sollte ein Projekt geschrieben werden, das von der EU und vom Assoziierungspartner Geld lockermachen sollte, um das Museum zu sanieren.
Mit dieser Konzeptskizze überzeugte Chebuţiu – auch dank effizienter Lobbyarbeit von Adrian C. Preda – die Mitglieder des Verwaltungsrats des Maschinenbauwerks UCMR einzeln, danach in deren Versammlung für sein Projekt zu stimmen. Das geschah im Frühjahr 2009. Das Maschinenbauwerk schlug durch seine eigenen Verwaltungsratsmitglieder – als wäre die Idee auf ihrem Mist gewachsen – vor, vorerst einen Verein zu gründen, dem die Dampfloks aus StEG-, UDR- und UCMR-Produktion übertragen werden sollten. Den Verein gründeten dann die Kompanien, die Chebuţiu seit Werksübernahme durch die Schweizer INET AG als „Profitzentren“ und schuldenfrei aus dem Werkskörper herausgelöst hatte und deren Kontrolle mehrheitlich er selber, seine Frau Lăcrămioara (er hatte sich von seiner ersten Frau getrennt und die junge bisherige Werkssprecherin geheiratet) und sein Spezi Preda innehatten. Sie bildeten erst mal den „Verein Eisenwerke und Domänen Reschitza“/“Asociaţia UDR“, nach der Zwischenkriegsbezeichnung des damaligen größten Konzerns Großrumäniens. Die Werte, die im Freilichtmuseum der Dampfloks standen und die auf zwei Millionen Lei geschätzt wurden (wieweit die Schätzung dem tatsächlichen Wert entspricht, soll dahingestellt bleiben), gingen in den Besitz des Vereins über.
Entscheidungsträgern Dokumente vorbehalten
Bevollmächtigter für das weitere Vorgehen wurde... Chebuţiu. Dem Verwaltungsrat des Maschinenbauwerks, der alldem zustimmte, legte Chebuţiu nicht alle Informationen vor, etwa die, wer die Gründungsmitglieder des Vereins waren – unter ihnen war auch er höchstpersönlich, als natürliche Person, neben der Tatsache, dass er in den meisten der Kompanien des Vereins Mehrheitseigner war. Auch UCMR war Gründungsmitglied. Die Konstitutivdokumente des Vereins versprach er, dem Verwaltungsrat „später“ vorzulegen – tat es aber nie. Am 27. April 2010 wird ein Schenkungsvertrag verfasst und notariell authentifiziert, in dem UCMR der „Asocia]ia UDR“ den Dampflokomotivenpark beim Reschitzaer Eisenbahnstellwerk schenkt. In den Gründungsdokumenten steht kein Wort über den Zweck der Schenkung – die vorher an die große Glocke gehängte Sanierung der Dampfloks mittels EU-Geldern. Laut Aussagen der Verwaltungsratsmitglieder war dies aber der Hauptgrund für ihre Zustimmungen zu den Manövern von Chebuţiu. Faktisch aber war es letztendlich so, dass der damals noch amtierende „Präsident-Generaldirektor“ des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR sich selber, als Privatperson und Unternehmer, Werksvermögen in Form eines Dampflokmuseums mit 17 teils einzigartigen Lokomotiven geschenkt hat. Im angeblichen Wert von zwei Millionen Lei. Gegen dieses, so geschickte wie hinterlistige, aber auf bis zu einer gewissen Grenze relativ legalen Grundlagen basierende Vorgehen hat nun das Maschinenbauwerk einen Prozess zur Annullierung der damaligen Beschlüsse angestrengt. Mit zweifelhafter Aussicht auf Erfolg.
Verurteilt, zurückgetreten, immer noch Chefs
Chebuţiu war es also gelungen, den Verwaltungsrat hinters Licht zu führen und ihm je weniger Dokumente vorzulegen, dafür aber viel Schönrederei – auf welche die Herren und Damen reinfielen und nach seinem Willen agierten. Bis heute haben diese keine Gründungsdokumente und auch keine Satzungen des UDR-Vereins gesehen. 2011, als Adrian Chebuţiu und Adrian Coriolan Preda vom Gericht des Bukarester Ersten Stadtteilbezirks erstmals verurteilt wurden – gegen dieses Urteil wartet immer noch der Einspruch der beiden beim Obersten Justiz- und Kassationshof ÎCCJ auf einen Urteilsspruch – wurden sie vorerst auf freiem Fuß belassen, um das Urteil des ICCJ abzuwarten.
Und sie nutzten ihre provisorische Freiheit einerseits, um von der Werksleitung abzudanken, andrerseits, um weitere Manipulationen einzufädeln, wobei sie sich im Werk benahmen, als wären beide immer noch im Amt. Kaum ein Monat nämlich, nachdem sie aus Bukarest nach Reschitza (und Temeswar, wo beide sich in viereinhalb Jahren Chefsein Villen gebaut hatten) entlassen wurden, beriefen sie eine Generalversammlung der Verwaltungsratsmitglieder des UDR-Vereins ein. Sie schlugen eine Satzungsänderung und Änderungen der Gründungsdokumente vor und setzen sie durch: zwei der Gründungsmitglieder, die Getriebefabrik Renk und SC Eurometal SRL (beide vorher von Chebuţiu aus dem Konzern UCMR ausgegliedert), verlieren diesen Status, und der Verein wird eine „Stiftung UDR“. Obwohl zu jenem Zeitpunkt weder Leiter noch Arbeitnehmer des Maschinenbauwerks, berufen sie eine Generalversammlung der Aktionäre und eine Verwaltungsratssitzung ein und Chebuţiu, ohne jedwelches Mandat von irgendjemand dazu, stimmt im Namen des Maschinenbauwerks für die Umwandlung des Vereins in eine Stiftung, wobei er sich im selben Atemzug zum Mitglied im Direktionsrat der Stiftung ernennt, als „Firmenvertreter“.
Das Protokoll wird gefälscht – unklar ist noch von wem – und umdatiert, so dass nicht, wie real und gesetzwidrig, die Dokumente 40 sondern „30“ Tage nach ihrem Abfassen dem Stadtgericht Reschitza überreicht werden, damit dieses die Änderungen legalisiert. Und plötzlich war der ehemalige Werksdirektor zum faktischen Besitzer eines einzigartigen Museums der Dampfloks geworden, indem er Werksvermögen als sein eigenes umgeschmiedet hat. Denn er „schenkt“ seinerseits das Dampflokmuseum seiner Frau Lăcrămioara, die als dessen Verwalterin und Mangerin auftrat, als es im Beisein königlicher Gesandter und bei Präsenz des ehemaligen „Königszugs“ (der in Reschitza und Arad entstanden war und restauriert ist) eingeweiht wurde.