Das Hatzfelder Stefan-Jäger-Museum und seine rührige Leiterin Angelica Rodica Chici bereiteten kürzlich den Einheimischen wie den zahlreichen Besuchern aus dem Banat und aus Deutschland just zum diesjährigen Stadtfest eine schöne Überraschung: Das Jäger-Museum, worin zum Großteil Malereien, Aquarellen und Skizzen des Meisters als Leihen vom Banater Museum und von Privatleuten zu sehen sind, zeigt nun erstmals ein großformatiges Ölbildnis als Eigentum der Stadt und des Stadtmuseums. Das Porträt zeigt Robert Decker (1884-1934), ehemalige Stadtpersönlichkeit und Eigentümer der Hutfabrik Decker. Der Maler stellte das großformatige Bildnis (Öl auf Leinwand,Größe78/ 60 cm) 1932 fertig. Das während den Kriegswirren verschwundene Bild, wurde nun zufällig 2018 in Temeswar auf einem Hausboden entdeckt. Als Schenkung der Decker-Erben, mit tatkräftiger Beihilfe von Prof. Doina Grecu (Temeswar), wurde das Porträt im Oktober des Vorjahres dem Jäger-Museum und der Stadt Hatzfeld übergeben. Direktorin Chici, eine ausgebildete Restaurateurin, restaurierte das stark beschädigte Bildnis bis zum August 2019. Nicht nur die Leinwand sondern auch der Rahmen mussten fachgerecht restauriert werden. So Direktorin Chici, die diese Restauration „in mühseliger Kleinarbeit, unentgeltlich aber mit großer Freude“ vollbracht hat.
Das Porträt als Genre ist offensichtlich nicht das Vorwiegende und Ausschlaggebende in dem bemerkenswerten Schaffen dieses Malers (über 3000 Werke vor allem in Privatbesitz). Das, obwohl Jäger 1895 im Rahmen seines Studiums in Budapest u.a. Schüler von Prof. Eduard Balló, eines bekannten Porträtisten, war. Obwohl der Künstler auch alle Veranlagungen zum Porträtisten hatte. Er bewies früh ein großes zeichnerisches Talent und Können, sein berühmtes Skizzenbuch (Jäger hat als Maler und Ethnograph in seiner Hatzfelder Zeit 1910-1962 enorm viele Skizzen gemacht) enthält viele Porträtskizzen. Dem Zeitgeist gemäß verlangte das Publikum Anfang des 20.Jahrhunderts aber vor allem Heiligenbilder, Stillleben, Landschaftsbilder und später Genrebilder. Und besonders in Sachen Genrebilder zeigte sich der große Traditionalist von seiner besten Seite: Jäger hält bis zum Tode konsequent an seinen großen heimatlichen Themen fest, verschließt sich den neuen Kunstrichtungen des XX. Jahrhunderts. Größten Anklang finden heute noch seine stimmungsvollen Bilder, Ölbilder und Aquarelle, die Genre-und Brauchtumsbilder (mit viel Hingabe ausgearbeitete Szenen des Alltagslebens , der Feste und Bräuche der Banater Schwaben). Obwohl genauso wertvoll bleiben seine Porträts und Porträtskizzen im Gesamtwerk im Hintergrund und rufen beim Publikum das Gefühl eines leider unvollendeten Kapitels hervor. Im Jäger-Museum heute zu sehen u.a. auch einige Porträts, Leihen vom Banater Museum: So das der Mutter Magdalena Jäger, des Vaters Franz Jäger, dazu ein Selbstbildnis .
Am16. März 1962 starb der Schwabenmaler in Hatzfeld. Nach einem langen erfüllten Leben, davon ganze 52 Jahre, 1910 -1962 in der Heidestadt, und einem vielseitigen und produktiven künstlerischen Schaffen. Auf der Staffelei seines Ateliers, heute dem Maler gewidmete Gedenkstätte und bedeutendstes Museum der Heidestadt, blieb das „Porträt einer Zigeunerin“ und ein Aquarell unfertig zurück. Vielleicht könnte man es heute wohl auch als ein Zeichen für das auslegen, was der Maler in seinem künstlerischen Streben noch in seiner Lebzeit zu vollenden trachtete.