Jetzt wird die intellektuelle Kleptokratie bekämpft, das Abschreibertum des diktatorenstürzenden Regierungschefs – der sich ja übrigens nicht nur seit Karl-Theodor zu Guttenberg europaweit in „bester“ Gesellschaft befindet – nur muss man sich immer öfter ganz ernsthaft fragen, wer von den vielen Analysten und Kommentatoren eigentlich tatsächlich die Doktorarbeit von Victor Ponta gelesen hat, wo, angeblich nachgewiesenermaßen, 85 der über 400 Seiten glatt abgekupfert sein sollen. Ich gebe zu: ich habe sie nicht gelesen und auch kein Resultat einer Plagiate-Suchmaschine gesehen, mit der Pontas Doktorarbeit untersucht wurde.
Solche Computerprogramme beginnen sich jetzt viele Universitäten zuzulegen (wie ich unlängst hörte, auch die Temeswarer West-Universität, die alle jüngst eingereichten Doktorarbeiten neuerdings zuerst dort durchlaufen lässt)
Jüngst sprach ich mit einem pensionierten Hochschullehrer über dieses Thema. Und im Gespräch stellten wir uns auch die Frage, wie es denn mit den zahlreichen Doktorvätern steht, die in dieser Eigenschaft beträchtliche Summen kassiert haben. Oder mit den Doktoranden, die für die Ausarbeitung ihrer Doktorarbeit Stipendien erhalten haben, in- wie ausländische. Nicht zuletzt mit den Rektoren, die königlich bezahlt werden, um die Maschinerie der Doktorarbeiten einer Universität zu koordinieren.
Wir haben versucht – der Herr, ein aufmerksamer Leser unserer Zeitung, ist selbst Inhaber eines Doktortitels – uns vorzustellen, wie es denn sei, wenn plötzlich tausende Doktortitel in diesem Land aberkannt würden – zu hoffen wagten wir erst mal gar nicht, dass so mancher auf Druck seines Gewissens den Titel aus eigenem Antrieb seiner Hochschule zurückreichen würde! Aber plötzlich säßen wir in einem doktorenarmen Land und viele Doktorväter, wenn sie denn selber sich gegenüber konsequent wären und/oder die Hochschulen ihnen gegenüber, an denen sie Doktorate leite(te)n forderten das Geld zurück, das sie ihnen im besten Glauben für eine Arbeit bezahlt haben. Oder die Rektoren, die mit dem Bereich Doktorate beschäftigt sind und dafür nicht grad schlecht bezahlt werden – wie steht es denn mit denen? Über den Daumen gepeilt käme eine stramme Summe heraus, die wir als Steuerzahler und letztendlich als von Schattenbündnis Doktoranden-Doktorväter-Doktorvaterverantwortliche Geprellte zurückfordern könnten. Bald wäre dann Rumänien nicht mehr „das Land mit den meisten Doktoren pro Kopf“, wie es jüngst in den Medien hieß.
Vielleicht könnte aus dem vom Bündnis des Schweigens zurück geforderten Geld eine Art Revolvingfonds zur Unterstützung ehrlicher Studenten geschaffen werden. Rückgaben von Titeln, so moralisch-büßersich sie auf den ersten Blick scheinen, sind noch lange keine Lösung des Nationalsports Kopieren (zu denken ist auch an das Bakkalaureat 2011 und 2012!).
Es muss den Zechprellern mit Doktorenhut an den Geldbeutel gehen. Zugunsten der Geprellten. Das sind doch wir alle.