Die Winterfeiertage, mit Weihnachten im Zentrum, sowie der Jahreswechsel haben uns, wie immer, eine Reihe von musikalischen Auftritten beschieden, die nicht nur von den professionellen Orchestern und Institutionen sondern auch von einer Reihe von Chören der Musikliebhaber bestritten wurden. Natürlich dominierten die Konzerte mit den Colinde, den rumänischen Heische-, Lob- und Wünschegesängen auf Weihnachten und Neujahr.
Es begann schon Ende November mit der „Vienna Opera Company“, einem Ensemble, das aus Instrumental- und Vokalsolisten besteht, die aus Italien, Südkorea und selbstverständlich Österreich stammen und das sich der Musik der Strauss-Familie und deren Schule verschrieben hat. Alle Ensembles dieser Art versuchen, mit mehr oder weniger Geschick und Erfolg, ans Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker anzulehnen (Willy Büchler und sein „Strauss Festival Orchestra“ betitelten ihr Konzert allerdings „Weihnachtskonzert“ und traten mit dem Ballettensemble „Pegani“ auf und mit Silisten aus Pressburg/Bratislava und Rumänien, während das „Johann Strauss-Ensemble“ mit einer „Vienna Magic Christmas Edition“ kam). Musikalisch gesehen war auch das „Nikolaus-Konzert“ der „Banatul“-Philharmoniker (unter Alexandru Ilie) nichts anderes als ein volkstümliches Symphoniekonzert.
Zwischendurch gab es aber auch viel ernster zu nehmende Musik. In erster Linie das Konzert mit Werken von Brahms und Dvorak – allerdings wohl das einzige echte Symphoniekonzert des letzten Monats im Jahr. Und das verdanken wir zuallererst der jungen Pianistin Andreea Olariu, deren Schulungsbeginn Temeswar übernommen hatte und die sich im fernen Kanada vervollkommnet. Nach dem Konzert Nr.4 von Beethoven trat sie nun im monumentalen Konzert Nr.1 in D-Moll von Brahms auf, wo sie ihre immensen technischen und interpretativen Fähigkeiten unter Beweis stellte, Kraft und Vision, die diesem Ausnahmewerk gerecht wurden. Leider war das Orchester zahlenmäßig unterbesetzt. Es schien mir stellenweise unsicher. Vielleicht trägt da der Stardirigent aus Bulgarien die Schuld, dessen Gestik streckenweise jedwede Normen des Dirigierens sprengte, was vor allem jene störte, die Musik auch durch Zusehen genießen wollen. In der VIII. Symphonie kam er mit seiner Rolle unauffälliger zurecht.
Das zweite ernst zu nehmende symphonische Konzert des Dezembers wurde von Gheorghe Costin mit der Ouvertüre zur „Leichten Kavallerie“ von Franz von Suppé eröffnet, seit 150 Jahren ein Dauerbrenner bei Promenadenkonzerten. Mit dem „Zauberer Amor“ von Manuel de Falla und „Carmen“ von G.Bizet ließ Costin zwei weitere Erfolgsstücke des internationalen Repertoires erklingen. Als Dirigent des Orchesters, das den Violinvirtuosen Florin Ionescu-Galaţi in „Einführung und Rondo Capricioso“ von C. Saint-Saens und „Spielmannsmelodien“ von Pablo de Sarasate begleitete, bewies er die an ihm so geschätzte Lässigkeit und interpretative Anschmiegsamkeit, die aus ihm einen idealen Partner machen.
Die „Tage der sakralen Musik“ finden seit 23 Jahren statt. Sie sind ein Maraton der Temeswarer Kirchenchöre. Die Orthodoxen kamen mit dem starken „Epifania“-Chor (lauter Pfarrer), und mit dem Männerchor der Theologiefakultät. Gute gemischte Chöre zeigten das griechisch-katholische Vikariat, der „M.Szabolcsa“-Chor der Reformierten aus den Innenstadt, aber auch der serbisch-orthodoxe Chor der Kathedrale am Domplatz und die Adventisten („Amicus“). Doch durchaus ernst zu nehmende laizistische Chören waren auch zu hören: „Floris“ Hatzfeld, der Frauenchor „Carmina Dacica“.
In allen Kirchen Temeswars gab es Adventskonzerte. Ich konnte bloß an dem Domkonzert mit dem Chor des Musikkollegiums (Maria Gyuris) und dem Orchester der Musikfakultät (Konzertmeister Dr. Hans Fernbach) und dem Kammerchor der Philharmonie (Iosif Todea) teilnehmen, das unter Gesamtleitung des Domkapellmeisters Walter Kindl stand. Bemerkenswert auch die „Exultate“-Aufführung unter Domorganist Robert Bajkai-Fabian, doch auch das „Concerto di Natale“ in der Millenniumskirche mit der Cammerata Strumentale (Enrico Cannata) und dem „Excelsior“-Chor (Iosif Todea), ein Zeichen der Vitalität der italienischen Gemeinschaft von Temeswar. Der unermüdliche Iosif Todea dirigierte auch das Wochen vorher ausverkaufte „Colinde“-Konzert des Chors der Philharmonie, das vierte Konzert, das er mit seinen Chören vor Weihnachten bestritt. Wir hörten viele Chorvarianten bekannter rumänischer Weihnachtslieder in der Bearbeitung konsekrierter rumänischer Komponisten.
In der Oper, wie seit über 40 Jahren üblich, klang das Jahr 2016 aus und wurde 2017 mit Musik von Johann Strauss eingeläutet: es wurde „Die Fledermaus“ aufgeführt, unter Mitwirkung eines der ältesten Opernmitglieder, Bujor Hoinic, der aus Ankara anreiste. Den Dirigentenstab schwang Romeo Râmbu aus Großwardein.