Bukarest (ADZ) - Vertreter der Rumänischen Nationalbank (BNR) sehen keine direkte Ansteckungsgefahr für das rumänische Bankensystem durch Entscheidungen, die in Griechenland getroffen werden. Sowohl der Pressesprecher der BNR, Dan Suciu, als auch Adrian Vasilescu, Berater des BNR-Gouverneurs, haben in verschiedenen Stellungnahmen in der Presse erklärt, dass auch Banken mit griechischem Kapital, die in Rumänien aktiv sind, der rumänischen Gesetzgebung unterliegen und durch die BNR kontrolliert werden. Unter anderem bürgt die Nationalbank für Sparguthaben bis zu 100.000 Euro.
Dan Suciu erklärte weiter, dass ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone – der sogenannte „Grexit“ – den rumänischen Markt nur durch sekundäre Effekte betreffen könnte, bemerkte allerdings, dass es technisch keine Austrittsmechanismen aus dem Euro gibt. Der Grexit wäre letzter Akt eines länger andauernden Prozesses und würde neben wirtschaftlichen auch politische Konsequenzen nach sich ziehen.
Am Freitagabend kündigte der griechische Regierungschef Alexis Tsipras für den 5. Juli ein Referendum über ein neues Sparabkommen mit den internationalen Geldgebern an. In der Folge gab die Eurogruppe bekannt, das derzeitige Rettungsprogramm über das Auslaufdatum am 30. Juni nicht weiter zu verlängern. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss am Sonntag, trotz massiver Geldabzüge durch die griechische Bevölkerung, die Notkredite für Griechenlands Banken vorerst einzufrieren, woraufhin die Regierung in Athen ab Montag Kapitalverkehrskontrollen einführte.
Die Banken bleiben bis zum 7. Juli geschlossen und Griechen dürfen nicht mehr als 60 Euro täglich von ihren Konten abheben. Touristen sollen mit Bankkarten, die im Ausland ausgestellt wurden, weiterhin unbegrenzt Geld abheben können – sollte noch genügend Geld im Bankautomaten sein. Bei Kartenzahlungen wiederum soll es keine Einschränkungen geben.
Das rumänische Außenministerium empfiehlt in einer Mitteilung von Sonntag Reisenden nach Griechenland dennoch, ausreichend Bargeld für alle Ausgaben bei sich zu tragen.