Bukarest (ADZ) - Erdbeben in der Bukarester Stadtverwaltung: Der amtierende Oberbürgermeister, Sorin Oprescu (formell parteifrei, jedoch der PSD nahestehend) sitzt zurzeit in Untersuchungshaft, nachdem er in der Nacht auf Sonntag eine Bestechung von 25.000 Euro entgegennahm und wenig später von der Antikorruptionsbehörde DNA festgenommen wurde.
Bei der Summe handelt es um eine Teilzahlung, insgesamt sollte Oprescu 60.000 Euro kassieren. Zu Oprescus Pech hatte sein Bestecher ihn jedoch Ende August bei der DNA verpfiffen, die Geldscheine waren von den Ermittlern präpariert worden.
Nach Angaben der DNA liegen derzeit mehrere Anzeigen gegen Oprescu vor, verpfiffen wurde er teils von Unternehmern, teils von Rathausbeamten. Der 63-jährige Politiker und Chirurg soll sich laut DNA in den letzten drei Jahren „an einem kriminellen Netzwerk“ innerhalb des Rathauses beteiligt und alle Unternehmen, die um Aufträge der Stadtverwaltung warben, nach Strich und Faden geschröpft haben.
Der DNA zufolge konnten die Unternehmen bloß etwa 30 Prozent ihres Gewinns behalten, 70 Prozent mussten sie an das korrupte Rathausnetzwerk abtreten. Davon gingen 10 Prozent an Oprescu, der sein Schmiergeld nur in Euro und stets auf seinem Anwesen bei Bukarest kassierte, der Rest wurde unter den korrupten Beamten aufgeteilt. Allein von einem Denunzianten soll Oprescu seit 2014 Zahlungen „in Höhe von rund einer Million Euro“ erhalten haben, heißt es im Haftantrag der DNA. Die Korruptionsfahnder durchsuchten am Sonntag zahlreiche Standorte, darunter Oprescus Prunkvilla in Ciolpani, sein Rathausbüro sowie mehrere der Stadtverwaltung unterstellte Lokalbehörden; Dutzende Rathausbeamte wurden verhört, drei Verdächtige festgenommen.
Oprescus Anwalt bestritt indes den Vorwurf der Bestechlichkeit – sein Klient habe kein Schmiergeld angenommen, sondern sich bloß „Geld geliehen, um Steuerschulden zu begleichen“. Weshalb Oprescu, der laut eigener Vermögenserklärung über ein Riesenanwesen in Ciolpani, eine Luxuswohnung in Bukarest, zwei Grundstücke, Bankkonten, Schmuck u. a. verfügt, sich Geld für etwaige Steuerschulden leihen sollte, konnte der Verteidiger den Medien nicht erklären.