Bukarest (ADZ) - Im Falle des Mordes an einer jungen Frau in einer Bukarester U-Bahn-Haltstelle am Dienstag, die von einer anscheinend geistig verwirrten Frau auf die Gleise gestoßen und von einem herannahenden Zug überfahren wurde, beschuldigen sich verschiedene Behörden gegenseitig. Die Mörderin versuchte wenige Stunden davor, eine andere Frau auf die Gleise zu schubsen, doch diese konnte sich erfolgreich wehren. Der Vater des 22-jährigen Opfers wählte etwa 40 Minuten später die Notrufnummer 112, doch er wurde zur Polizeidienststelle der U-Bahn verwiesen, wo die junge Frau und ihr Vater erst nach zwei Stunden von dem diensthabenden Polizisten verhört werden konnten. Dieser erklärte, dass er sich mit einem Diebstahl beschäftigen musste, da er allein sei und die Polizei an Personalmangel leide. Währenddessen schlug die Mörderin erneut zu, dieses Mal auf den Gleisen der Haltestelle Dristor 1, ihr zweites Opfer wurde überfahren und starb sofort.
Das Bukarester Polizeipräsidium teilte am Donnerstag mit, dass die Polizei von der ersten Tat nicht informiert wurde. Es müsse überprüft werden, ob die Person, die den 112-Notruf entgegengenommen und ihn nicht sofort an die Polizei weitergeleitet hat, nicht gegen ihre Dienstpflicht verstoßen habe. Der Dienst für Sonderkommunikationen (STS), der die 112-Notrufnummer verwaltet, schaltete währenddessen aus gleichem Grund die Militärstaatsanwaltschaft ein.
Laut dem U-Bahn-Betreiber Metrorex ist für die Sicherheit der Fahrgäste allein die einschlägige Polizeidienststelle zuständig. Innenministerin Carmen Dan kündigte eine interne Untersuchung an, man wolle keine voreiligen Schlüsse ziehen.
Die 30-jährige Täterin wurde verhaftet, dem Richter gegenüber soll sie zwar die erste Tat bereits gestanden haben, die zweite jedoch nicht. Gegenüber den Polizisten erklärte sie, sich zwar auf den Bildern der Videokameras zu erkennen, jedoch keine der beiden Opfer auf die Gleise gestoßen zu haben.