Bukarest (ADZ) – Das Wettrennen um den Vorsitz der regierenden Liberalen ist formell eröffnet: Noch-Parteichef Ludovic Orban wird nicht, wie erhofft, im Alleingang für eine zweite Amtszeit, sondern gegen einen starken Herausforderer antreten müssen – nämlich gegen den Premier Florin Cîțu. Letzterer kündigte seinen Beschluss, bei dem Parteitag vom 25. September für das Amt des PNL-Vorsitzenden kandidieren zu wollen, letzte Tage vor einem Treffen der erweiterten Parteiführung an.
Die PNL benötige „frischen Wind“, da „Rumänien, Europa, ja die ganze Welt“ im Wandel begriffen sei, sagte Cițu vor der Sitzung des Nationalrates der PNL. Seinen Parteikollegen versprach der frischgebackene Anwärter auf das Amt des Parteichefs Wahlerfolge und eine „mindestens achtjährige Regierungszeit“, sowie Teamgeist – er werde Entscheidungen nicht im Alleingang fassen. In einer Talkshow hob der 49-Jährige anschließend hervor, Amtsinhaber Orban „nichts vorzuwerfen“ zu haben, doch sei die „Zeit reif für eine europäischere Führung“ der PNL sowie „für Menschen, die Kompromisse ablehnen“. Seiner Meinung nach könne die Partei „mehr liefern“, als sie es bisher getan habe, auch auf Koalitionsebene wäre „vieles einfacher“.
Noch-Parteichef Orban machte gute Miene zum bösen Spiel und begrüßte Cîțus Kandidatur – es werde sicherlich ein „spannendes und schönes Wahlrennen“, so Orban, der amtierende Präsident des Unterhauses versicherte zudem, dass letzteres zu keiner „brüchigen Beziehung“ zwischen den beiden Kontrahenten führen werde – es gebe diesbezüglich ein „gentleman’s agreement“ zwischen ihm und Cîțu.
Politbeobachter bleiben indes skeptisch und befürchten, dass sowohl die wichtigste Regierungspartei als auch die Regierungsgeschäfte unter dem internen Wettrennen zu leiden haben werden.