Bukarest (ADZ) - In der nunmehr oppositionellen Kleinpartei ALDE herrscht offener Krieg: Der frischgebackene Senatspräsident Teodor Meleșcanu und die vom ihm für das Kabinett Dăncilă abgeworbenen Abweichler Grațiela Gavrilescu, Ion Cupă und Ștefan Băișanu fordern die umgehende Einberufung eines außerordentlichen Parteitags, auf dem die aktuelle ALDE-Führung abgewählt und zudem auch die formale Wiederaufnahme der Koalition mit der PSD beschlossen werden könnte.
Der erbitterte Kampf, den die PSD nach Strich und Faden fördert, weil sie die ALDE-Stimmen für ihre Parlamentsmehrheit benötigt, droht, die Kleinpartei zu zerreißen; noch ist völlig unklar, welche der Seiten – Befürworter der Koalition mit der PSD versus Befürworter des Wahlbündnisses mit Victor Pontas „Pro Romania“ – letztlich die Oberhand gewinnen dürfte. Laut Presse unterstützen zahlreiche ALDE-Verbände im Land die Rebellion gegen Tăriceanu, der nach seiner implodierten Fraktion im Oberhaus inzwischen Gefahr läuft, auch seine Fraktion im Unterhaus durch den Abgang zahlreicher ALDE-Abgeordneten einzubüßen.
Die Abweichler werfen der aktuellen Parteileitung vor, der Basis keinerlei Zukunftsstrategie nach der Aufkündigung der Koalition mit der PSD unterbreitet zu haben, und fordern einen umgehend einzuberufenden Parteitag, um neben Tăriceanu auch weitere Parteispitzen – Daniel Chițoiu, Varujan Vosganian und Norica Nicolai – abzuwählen. Teodor Meleșcanu sagte am Donnerstag, dass ein Parteikonvent der beste Weg wäre, um über die „Zukunftspläne“ zu beraten. Und auch der von Regierungschefin Dăncilă tags davor zum Minister designierte ALDE-Abgeordnete Ștefan Băișanu sagte, dass nur auf einem Parteitag eruiert werden könne, „ob die Partei in der Koalition bleiben will oder nicht“.