Bukarest (ADZ) – Die regierenden Liberalen (PNL) haben auf ihrem Parteitag vom Wochenende Premierminister Florin Cîțu zu ihrem neuen Parteichef gewählt. 60,2 Prozent der knapp 5000 an dem Präsenzparteitag teilnehmenden Delegierten stimmten am Samstag für Cîțu, während 39,7 Prozent seinem Amtsvorgänger Ludovic Orban den Vorrang gaben. Am Sonntag, dem letzten Tag des Parteitages, wählten die liberalen Parteidelegierten die restliche Parteiführung – auch hier siegte das Cî]u-Lager auf ganzer Linie, da Orbans Anhänger ihre Kandidaturen zurückzogen.
Der zweitägige Parteitag dürfte in die knapp 150-jährige Geschichte der PNL als einer der unrühmlichsten eingehen – zum einen, weil die Wahl des Parteichefs augenscheinlich keine freie war: So etwa mussten die Delegierten entweder ihre Stimmzettel ablichten oder zu zweit in einer Wahlkabine abstimmen – womit sichergestellt werden sollte, dass der „Richtige“ bzw. Herausforderer Cîțu gewählt wird. Eine Pro TV-Reporterin, die die eklatanten Unregelmäßigkeiten dokumentierte, wurde von einem Anhänger des Regierungschefs tätlich angegriffen – noch dazu unter den Augen des teilnahmslos zusehenden Innenministers Lucian Bode. Zum anderen verstießen die rund 5000 liberalen Delegierten gegen so ziemlich alle geltenden Corona-Regeln und Schutzvorkehrungen – vor den Wahlkabinen kam es zu heillosem Gedränge, niemand hielt den geltenden Mindestabstand zwischen Personen ein, längst nicht alle Delegierten trugen ihren Nasen-Mundschutz regelkonform.
Regierungschef Cîțu wurde während seiner Rede auf dem Konvent vom Orban-Lager dermaßen mit Rufen nach seinem Rücktritt übertönt, dass er stellenweise unhörbar war – Orban sah sich mehrfach genötigt, einzugreifen und die Delegierten zur Ruhe zu ermahnen.