Bukarest (ADZ) – Die Große Koalition muss sich auf einen neuen Vizepräsidenten der Energieregulierungsbehörde ANRE einigen, nachdem Amtsinhaber Alexandru Stănescu letzte Tage überraschend zurücktrat – offenbar wegen zunehmender Vorwürfe, sich den Topjob samt üppigem Salär durch Strippenzieherei bzw. dank seines einflussreichen Bruders, PSD-Generalsekretär Paul Stănescu, gesichert zu haben.
Aussichtsreichster Kandidat für das in Zeiten einer Energiekrise besonders gewichtige Amt ist, den Medien zufolge, der frühere PSD-Abgeordnete Iulian Iancu, der hierzulande schon seit Jahren, einschließlich unter seinen Parteikollegen, als Gazprom-Lobbyist gilt. 2018 hatte Iancu als damaliger Vorsitzender des Energieausschusses der Abgeordnetenkammer gemeinsam mit dem mittlerweile zweifach vorbestraften Ex-PSD-Chef Liviu Dragnea den für Offshore-Bohrungen geltenden Rechtsrahmen dermaßen investorenfeindlich novelliert, dass der US-Konzern Exxon Mobil prompt aus dem milliardenschweren Erdgasförderprojekt Neptun im Schwarzen Meer ausstieg. 2019 lehnte Staatspräsident Klaus Johannis Iancus Designation zum Vizepremierminister mit dem Geschäftsbereich Energie mit der Begründung ab, dieser habe „auf strategischen Partnerschaften mit westlichen Staaten beruhende Entscheidungen des rumänischen Staates“ untergraben.
Ob die Koalition angesichts der russischen Invasion in der Ukraine und der internationalen Sanktionen gegen Russland nun just einen Gazprom-nahen Politiker in das Amt eines Vizepräsidenten der Energieregulierungsbehörde hieven wird, bleibt abzuwarten. Die oppositionelle Reformpartei USR forderte die Koalitionsspitzen am Donnerstag schon einmal auf, zu erklären, weshalb ein derart umstrittener Politiker überhaupt aufgestellt worden ist.